Zweites Kapitel. Das Ciborium 225
Anagni sowohl die untere als die obere Säulchen reihe des Hauptdaches, d. i. die
Attika wie der Tambour, in verjüngtem Maßstab wiederholt.
Auch das Ciborium in S. Lorenzo fuori Ie Mura zu Rom gehörte zu dieser
Gruppe. Heute ist es freilich zum großen Teii das Werk einer Restauration des
19. Jahrhunderts. Ursprünglich sind bei Ihm nur mehr die vier Säulen, das Gebälk
und die auf letzterem sitzende, von Säulchen gebildete Attika, aiies andere ist neu
und an Stelle einer Kuppel getreten, die in der Zeit des Barocks das ursprüngliche
Pyramiden dach verdrängt hatte1. Übrigens dürfte das heutige Dach in der Haupt-
sache das ursprüngliche richtig wiedergeben. Einer Inschrift am Gebälk entnehmen
wir, daß das Ciborium 1148 durch Abt Hugo errlchiet wurde und daß die vier
Söhne des Steinmetzmeisters Paulus: Johannes, Petrus, Angelus und Sasso, es
herstellten.
Andere Ciborien, die im Laufe des 12. Jahrhunderts in römischen Kirchen
entstanden und der durch das Ciborium von S. Giorgio in Velabro und die ihm
gleichartigen Ciborien gebildeten Gruppe zugezählt werden müssen, seitdem aber
ganz zugrunde gingen, sind das Ciborium des Hochaltares von SS. Cosma e Damiano,
das der Kardinaldiakon Guido (f 1153) durch die Steinmetzen Johannes, Petrus, An-
gelus und Sasso, die Söhne des Meisters Paulus, errichtete, das Ciborium des Hoch-
altares von S. Marco, das Kardinalpriest Cr Gilbertus 1154 durch ebendieselben her-
stellen ließ, das legmen, das Kardinal Hubald durch Johannes, Angelus und Sasso
über dem Hochaltar von S. Croce, seiner Titelkirche, schuf sowie das Ciborium des
Hochaltares von SS. Apostoli, das um 1200 der Steinmetz Laurentius mit seinem
Sohne Jakobus herstellte5. Auch das Ciborium, das der Kardinalpriester Cencius im
Beginn des 13. Jahrhunderts über dem Hochaltar von SS. Giovanni e Paolo durch
Meister Cosmas d. Ä. aufführen Heß9, dürfte noch den gleichen Charakter gezeigt
haben.
Das Altarciborium in S. Andrea al Fiume hat die Inschrift f Nicolaus cum suis
flüis Joannis et Guiüone fecerunt hoc opus. Es muß wohl hiernach im Beginn des
dritten Viertels des 12. Jahrhunderts entstanden sein; denn 11GS schufen Johannes
und Guitto ohne ihren Vater ein Altarciborium in S. Maria in Castello zu Cornsto,
wie die Inschrift an dem Gebälk besagt, das außer den Säulen und einigen Säulchen
des Daches von demselben allem noch übrig ist. Auf seiner Vorderseite lesen wir:
f Virginis ara pie sie est decorata Mariae — Quae genuit Christum tanto sub
tempore scriptum — Anno milleno centeno sex et ageno — Oclo super rursus, fuit
et prior oplimus Ursus — Cui Christus regnum concedat habere supernum. Amen;
auf der Rückseite: Johannes et Guitto magistri hoc opus fecerunt. Der Hochaltar
der Kathedrale von Anagni wurde 1178 geweiht. Aus dieser Zeit wird daher auch
das Ciborium desselben stammen.
Die entwickeltsten Vertreter des Typus finden wir indessen nicht in Italien,
sondern jenseits der Adria in Daimatien, zu Trau, Cattaro und zu Curzola
auf der Insel gleichen Namens. Das achtseilige Pyramidendach gliedert sich bei
ihnen in zwei förmliche Geschosse und hat obendrein eine Laterne als Bekrönung.
Sie sind ersichtlich unter italienischem Einfluß und nach italienischen Vorbildern
entstanden, aber jünger als diese, und zwar zum Teil sogar um ein bedeutendes.
Das älteste ist das Ciborium des Hochaltares im Dom zu Trau, das noch dem 13. Jahr-
hunderi angehört (Tafel 164). Das Gebälk ist bei ihm oben mit einem kräftigen Sims
ausgestattet. Die beiden Geschosse des Daches sitzen an den Ecken auf einem aus
drei Säulchen sich zusammensetzenden Säulchenbündel, unter den Seiten stehen im
Untergeschoß je drei, im Obergeschoß je zwei Einzelsäulchen. Die kleine, in einem
mit Tierflguren und Blättern besetzten Knauf endende Laterne, mit der das Dach
* Vgl. die Abb. bei Joan. Clarapini, De sacris s Vgl. die Inschriften desselben bei P. Ger-
aedifkiis (Romac 1747) tab. XXVI. mano di s. Stanislao, La casa Celimonlana
' Vgl. die noch erhaltenen Inschriften dieser (Roma 1894) 414.
Ciborien in Bullet, scr. 5, II (1891) 76 f.
Anagni sowohl die untere als die obere Säulchen reihe des Hauptdaches, d. i. die
Attika wie der Tambour, in verjüngtem Maßstab wiederholt.
Auch das Ciborium in S. Lorenzo fuori Ie Mura zu Rom gehörte zu dieser
Gruppe. Heute ist es freilich zum großen Teii das Werk einer Restauration des
19. Jahrhunderts. Ursprünglich sind bei Ihm nur mehr die vier Säulen, das Gebälk
und die auf letzterem sitzende, von Säulchen gebildete Attika, aiies andere ist neu
und an Stelle einer Kuppel getreten, die in der Zeit des Barocks das ursprüngliche
Pyramiden dach verdrängt hatte1. Übrigens dürfte das heutige Dach in der Haupt-
sache das ursprüngliche richtig wiedergeben. Einer Inschrift am Gebälk entnehmen
wir, daß das Ciborium 1148 durch Abt Hugo errlchiet wurde und daß die vier
Söhne des Steinmetzmeisters Paulus: Johannes, Petrus, Angelus und Sasso, es
herstellten.
Andere Ciborien, die im Laufe des 12. Jahrhunderts in römischen Kirchen
entstanden und der durch das Ciborium von S. Giorgio in Velabro und die ihm
gleichartigen Ciborien gebildeten Gruppe zugezählt werden müssen, seitdem aber
ganz zugrunde gingen, sind das Ciborium des Hochaltares von SS. Cosma e Damiano,
das der Kardinaldiakon Guido (f 1153) durch die Steinmetzen Johannes, Petrus, An-
gelus und Sasso, die Söhne des Meisters Paulus, errichtete, das Ciborium des Hoch-
altares von S. Marco, das Kardinalpriest Cr Gilbertus 1154 durch ebendieselben her-
stellen ließ, das legmen, das Kardinal Hubald durch Johannes, Angelus und Sasso
über dem Hochaltar von S. Croce, seiner Titelkirche, schuf sowie das Ciborium des
Hochaltares von SS. Apostoli, das um 1200 der Steinmetz Laurentius mit seinem
Sohne Jakobus herstellte5. Auch das Ciborium, das der Kardinalpriester Cencius im
Beginn des 13. Jahrhunderts über dem Hochaltar von SS. Giovanni e Paolo durch
Meister Cosmas d. Ä. aufführen Heß9, dürfte noch den gleichen Charakter gezeigt
haben.
Das Altarciborium in S. Andrea al Fiume hat die Inschrift f Nicolaus cum suis
flüis Joannis et Guiüone fecerunt hoc opus. Es muß wohl hiernach im Beginn des
dritten Viertels des 12. Jahrhunderts entstanden sein; denn 11GS schufen Johannes
und Guitto ohne ihren Vater ein Altarciborium in S. Maria in Castello zu Cornsto,
wie die Inschrift an dem Gebälk besagt, das außer den Säulen und einigen Säulchen
des Daches von demselben allem noch übrig ist. Auf seiner Vorderseite lesen wir:
f Virginis ara pie sie est decorata Mariae — Quae genuit Christum tanto sub
tempore scriptum — Anno milleno centeno sex et ageno — Oclo super rursus, fuit
et prior oplimus Ursus — Cui Christus regnum concedat habere supernum. Amen;
auf der Rückseite: Johannes et Guitto magistri hoc opus fecerunt. Der Hochaltar
der Kathedrale von Anagni wurde 1178 geweiht. Aus dieser Zeit wird daher auch
das Ciborium desselben stammen.
Die entwickeltsten Vertreter des Typus finden wir indessen nicht in Italien,
sondern jenseits der Adria in Daimatien, zu Trau, Cattaro und zu Curzola
auf der Insel gleichen Namens. Das achtseilige Pyramidendach gliedert sich bei
ihnen in zwei förmliche Geschosse und hat obendrein eine Laterne als Bekrönung.
Sie sind ersichtlich unter italienischem Einfluß und nach italienischen Vorbildern
entstanden, aber jünger als diese, und zwar zum Teil sogar um ein bedeutendes.
Das älteste ist das Ciborium des Hochaltares im Dom zu Trau, das noch dem 13. Jahr-
hunderi angehört (Tafel 164). Das Gebälk ist bei ihm oben mit einem kräftigen Sims
ausgestattet. Die beiden Geschosse des Daches sitzen an den Ecken auf einem aus
drei Säulchen sich zusammensetzenden Säulchenbündel, unter den Seiten stehen im
Untergeschoß je drei, im Obergeschoß je zwei Einzelsäulchen. Die kleine, in einem
mit Tierflguren und Blättern besetzten Knauf endende Laterne, mit der das Dach
* Vgl. die Abb. bei Joan. Clarapini, De sacris s Vgl. die Inschriften desselben bei P. Ger-
aedifkiis (Romac 1747) tab. XXVI. mano di s. Stanislao, La casa Celimonlana
' Vgl. die noch erhaltenen Inschriften dieser (Roma 1894) 414.
Ciborien in Bullet, scr. 5, II (1891) 76 f.