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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0369

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FÜNFTES KAPITEL. AUSSTATTUNG. 111. INSCHRIFTEN 347

beigefügten Namen derselben handelt, an Ziborien des i!\. und i5. Jahrhun-
derts nicht mehr vor. Wir treffen sie nur hei einigen dem Ende des 12. Jahr-
hunderts entstammenden an, den beiden mit Emailbildern geschmückten Hänge-
ziborien in englischem Privatbesitz und dem Warwickziborium im Viktoria-
und-Albert-Museum. Sie erläutern die alt- und neutestamentlichen Szenen, mit
denen dieselben ausgestattet sind und befinden sich bei jenen beiden ersten auf
der kreisförmigen Einfassung der Darstellungen, bei dem dritten umziehen sie
oberhalb der Bilder in fortlaufender Reihe die Kuppa.

Die dritte Gruppe umfaßt die Inschriften von rein religiöser Art, wie Begrü-
fSungen, Anrufungen, Empfehlungen. Auch sie sind wenig zahlreich, aber auch
zumeist ohne Bedeutung. Bemerkenswert, daß sich unter ihnen namentlich
auch mehrfach an Maria gerichtete finden. So enthalten eine Begrüßung Marias
im Anschluß an den Engelgruß fünf der vierzehn Ziborien im Historischen
Museum zu Stockholm. Auf einem sechsten derselben lesen wir die an Maria
gerichtete innige Bitte: f Maria, mater gracie, mater raisericordie, tu nos ab
hoste protege in hora mortis. Ave genade vrauwe mir. Eine Inschrift, für die
man nicht bloß auf den Ziborien, sondern überhaupt auf den mittelalterlichen
Utargeräten ein Gegenstück kaum antreffen wird, begegnet uns auf dem Zi-
borium aus Vintrosa im Historischen Museum zu Stockholm. Wie im Lapidar-
stil heißt es hier in der in Majuskeln gravierten Inschrift, die den Fuß um-
randet : j Pax patrie, decus ecclesie. Dem Vaterland möge Friede, der Kirche
Zier werden, wünscht und bittet sie.

Süfterinschriften, die vierte Inschriftengruppe, finden sich beispielsweise auf
der aus Aywieres stammenden Pyxis im Museum zu Brüssel, an deren zylindri-
scher Kuppa sich ihr Schenkgeber durch die niellierte Inschrift: Elemosina Bal-
duini de Namuco dicti de Villerec sacerdotis. Pater n(oster) pr(o) anima Bal-
duini verewigt hat, an einer 1910 zu Strängnäs ausgestellten Pyxis, (30a) an
einer Pyxis im Dom zu Osnabrück, (31) an einem der Versehkreuze im Schnüt-
genmuseum zu Köln (32) sowie an der Pyxis zu Rees, die an der Zarge des
Fußes die aus dem Grund herausgehobene Minuskelinschrift aufweist: f Anno
Domini MCGCXCVI V kal. marcii obiit Johannes de Colonia canonicus Reys-
sensis et eius bonis procuratum est hoc vas, cuius anima requiescat cum Omni-
bus iustis in saneta pace. Amen. Über die Entstehung eines Ziboriums zu Nieder-
lahnslein am Rhein gibt uns eine an ihm angebrachte deutsche Inschrift Aus-
kunft: Allyn lyden sy kont, lautet sie, dat dvse boyse hayt dvn machin arm unde
richc dy gemeine von Nyderlaynsteyn. Amen dico. Meisterinschriften treffen
wir an zwei künstlerisch sehr ungleichen eucharistischen Behältern an, dem
schlichten, mit Schiebdeckel versehenen Holzkästchen zu Lugnano und dem
ganz mit Email geschmückten Prachtziborium des Meisters Alpais im Louvre
zu Paris. (33)

(30a) Vgl. oben ö. 306, Note 17. (31) Vgl. oben S. 306. (32) Vgl. oben S. 328.
(33) Vgl. oben S. 294 und S. 314.
 
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