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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0466

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444 VASA NON SACRA. EliSTEIt ABSCHNITT. DAS K ELCH LÖFFELCH EX

die Geburt, die Beschneidung und die Anbetung des Jesuskindes. Allzu häufig
scheinen solche Emailscheibchen jedoch nicht als Schmuck der Kännchen-
schüsseln verwendet worden zu sein und ebensowenig Steine.

Zugleich für die Meßkännchen wie für die große in Pontifikalämtern zur
Verwendung kommende Lavabokanne bestimmt erscheint die ersichtlich zum
Gebrauch beim Pontifikalamt angefertigte, reich ornamentierte silberne Schüs-
sel in der Stiftskirche zu Ellwangen aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts (Ta-
fel 82). Statt nur zwei, wie bei den bloß zur Aufnahme der Kännchen dienen-
den Schüsseln, weist sie in der Vertiefung drei runde Feldchen auf, ein größeres
mittleres für die Lavabokanne und zwei kleinere rechts und links für die Meß-
ampullen. Ob auch noch andere Schüsseln der gleichen Art geschaffen wurden,
ist mir nichl bekannt.

DAS KELCHLOFFELCHEN

Das Kelchlöffeichen, ein kleines Löffelchen von etwa 7—9 cm Gesamtlänge,
dient dazu, bei der Herrichtung des Kelches dem Meßkännchen, welches das
Wasser enthält, einige Tropfen des letzteren zu entnehmen, um sie dem bereits
in den Kelch gegossenen Wein beizumischen. Es pflegt mit dem Kelch zum
Altar gebracht zu werden. Sein Gebrauch ist heute sehr verbreitet, doch keines-
wegs allgemein und noch weniger vorgeschrieben, aber auch nicht, wie die
Ritenkongregation auf eine Anfrage hin unter dem 7. Februar i858 ausdrück-
lich erklärt hat, verboten. (1) Nicht gebräuchlich ist es besonders in Rom, wo
es nur in der Pontifikalmesse des Papstes zur Verwendung kommt, wie über-
haupt in Italien. Das lange Ausgußröhrchen, mit dem hier die Meßkännchen
versehen zu sein pflegen, macht seinen Gebrauch unnötig.

ERSTES KAPITEL

NAMEN DES KELGHLÖFFELCHENS

In den lateinisch abgefaßten mittelalterlichen Inventaren heißt das Kelch-
löffelchen stets cochlear (coclear). So in einem Menologium der Kathedrale
von Tournai, in dem sich der Eintrag findet: Magister Johannes de Parisiis
(spätes 13. Jahrhundert) dedit unum calicem et patenam argenteos, decenter
ornatos una cum cocleari officio missae, (2) in einem Obituarium der Pariser
Kathedrale, aus dem wir ersehen, daß Bischof Ranulfus (f 1288) dieser ver-
machte calicem aureum cum patena et cochleari, (3) in einem Inventar des
Zisterzienserklosters zu Heilsbronn von 1437: Item XXXXIII coclearia argen-
tea pro calicibus, (4) in einem Inventar von St-Donatien zu Brügge von 1/162:
Calix minor cum patena argentea deaurata et cocleari argenteo ad usum mis-
sarum animarum ad altare retro magnum altare, von i<188: Ad magnum altare

(1) Decr. auth. 3064. (2) Dehais.\eb, Doc. 113. (3) Ron. IV, 187 (4) Repert. für
Kunstgesch. I, 84 f.
 
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