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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0450
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428 VASA JVOtf SACRA. ERSTEH ABSCHMTT. DIE MBSSKANNCHEN

ken des Römischen Missales, die Instructio fabricae ecclesiae des heiligen Karl
Borromäus, der Ornatus ecclesiasticus des Regensburger Generalvikars Myller,
die Statuten der Synode von Avignon von 15g4j die Synodalstatuten von Brixen
von i6o3, die Statuten der Metzer Synode von 1699 und die Statuten der Syn-
ode von Besancon von 1707.

Nach den Generalrubriken des Missal es-sollen die Meßampullen von Glas sein, (68} doch
ist das nicht dahin zu verstehen, als oh jedes andere Material ausgeschlossen wäre. Darum
entschied auch die Ritenkongregation unter dem 28. April 1866 auf die an sie gerichtete
Anfrage, oh es zulässig sei, dieselben aus Gold oder Silber zu machen, wo das Gewohnheit
sei, im bejahenden Sinne. (69) Ausdrücklich schließt der heilige Karl alles Metall, und zwar
nicht bloß Zinn und Messing, sondern selbst Silber, als Material der Meßkännchen aus;
dieselben sollen vielmehr aus durchsichtigem, nicht farbigem Glas gemacht sein. (70) Nicht
so eng, wie der große Mailänder Oberhirte ist Myller. Zwar werden auch nach ihm die
urceoli, wie er die Kännchen nennt, am besten aus Kristall oder Glas hergestellt, doch
können sie auch aus Gold, Silber oder Zinn angefertigt werden, sie sollen aber in diesem
Falle auf dem Deckel zur Kennzeichnung den Buchstaben A bzw. V aufweisen. Den aus
Metall gemachten Kännchen empfiehlt er Zylinder-, also Kannenform zu geben, da sie dann
am leichtesten sich reinigen ließen. (71) Die Statuten der Synode von Avignon schreiben im
Anschluß an den heiligen Karl, von dessen Bestimmungen auch sie beeinflußt sind, vor:
Urcei, qui missae inserviunt, posthac vitrei erunt. (72) Nach den Statuten der Brixener
Synode sollen die urceoli aus Zinn oder Silber besteben; von Meßkännchen aus Glas ist in
ihnen keine Rede. (73) Als Material der Meßampullen nennt die Synode von Metz Zinn und
Glas. (74) Die Synode von Besancon beschränkt sich darauf, Kännchen aus Holz und
Kupfer (75) zu verbieten.

Wie schon aus diesen Bestimmungen zur Genüge hervorgeht, bestand auch in
nachmiltelalterlicher Zeit bezüglich des Materials der Meßampullen trotz der
Rubrik des Missales keine allgemeine Übereinstimmung und keine einheitliche
Praxis. Bestätigt wird das durch die Meßkännchen, die sich aus nachmittel-
alterlicher Zeit erhalten haben. Goldene dürften nur sehr selten angefertigt
worden sein. Kännchen aus Silber entstanden dagegen in sehr großer Zahl. (76)
Insbesondere liebte man es selbst in kleineren Kirchen, die Ampullen für die
Festtage, wenn immer möglich, aus Silber herzustellen. Aber auch zinnerne
waren bis ins 19. Jahrhundert sehr gebräuchlich, wenn auch nicht in Italien,
so doch außerhalb Italiens, besonders aber in Deutschland, wo sie erst in
neuerer Zeit an Beliebtheit verloren. In Jtalien dürften gläserne Meßampullen
schon im 16. Jahrhundert das Gewöhnliche gewesen sein. Die Rubrik des Mis-
sales und die Verordnung der Instructio fabricae ecclesiae weisen deutlich ge-
nug darauf hin. In Deutschland erlangten solche erst im 19. Jahrhundert
größere Verbreitung. Die Prager Provinzialsynode von 1860 bemerkt bezüglich
derselben: Urceoloscrystallinos seuevitro pellucido solide confectos plurimum
probamus. (77) Meßampullen aus durchsichtigem Glas sind besonders deshalb
sehr zweckmäßig, weil bei ihnen eine Verwechslung des Weines und des Was-

(68) Tit. XX: Arapullae vitreae von et aquae cum pelvicula. (69) Decr. auth. 3149.

(70) AA. Eccl. Mediol. (Mediol. 1595) 629. (71) C.68 (München 1591, S. 127).

(72) Tit. 24 (H. X, 1850). (73) C. De eccl. n. 22 (Haätzh. VIII, 566). (74) Tit. XV, n. 8
(Hartzh.X, 261). (75) Tit. 19, c. 15 (Hartzh.X, 341). (76) Man vergleiche z.B. die
Ansahen in den von Hipler veröffentlichten ermländischen Inventaren.

(77) Coli. Lac. V, 538.
 
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