460 Dritter Abschnitt: Formale Beschaffenheit der Reliquiara
ein dem Osten entstammendes, an der Vorder- wie an der Rückseite griechische In-
schriften aufweisendes, silbernes Reliquien kreuz in der Kirche zu Bagä (l'rov. Barce-
lona) (Bild 537)-°i und ein an der Vorderseite mit Gold, an der Rückseite mit Silber
bekleidetes, i6,5 cm hohes, i,5cm dickes, vorn mit Goldzellenschmelzen und Steinen
eingefaßtes Rettquienkreuz und Christusfigur aus Elfenbein an der Vorderseite in der
Servatiuskirche zu Maastricht.22
Ein Erbe aus dem ersten Jahrtausend sind aber auch, wenngleich nicht alle, die
Bronzereliquien kreuz eben palästinensischer und byzantinischer Herkunft, die sieb
bis heute erhalten haben. Zum Aufklappen eiiigcrichlet. weisen sie an der einen Seite
meist eine Figur des Gekreuzigten mit oder ohne Maria und Johannes, doch auch
wohl die eines Heiligen, wie des heiligen [Virus, des heiligen Paulus, des heiligen Sle-
phanus, des heiligen Georg oder des heiligen Michael, an der anderen eine oft von
Büsten in Kreisen begleitete Figur der Gottesmutter auf. Eine sehr große Zahl in
Smyrna erworbener, teils vollständiger; teils nur mehr unvollständiger Reliquien-
kreuzchen dieser Art hat das Kaiser-Fried rieh-Muse um zu Berlin." Andere gibt es
im Nationalmuseum zu Kopenhagen,3* im Privatbesitz zu Siena,-3 in der Pfarrkircbc
zu Leuze in Belgien,26 im Museum zu Gotha und in der Eremitage zu Leningrad;21
im Museo cristiano des Vatikans,-3 wohin auch die im Altargrab des Hochaltars in
S. Stefano zu Fiano Romano 1888 gefundenen gekommen sind (Bild 538),*> und im
Schatz der Kapelle Soncta Sanctorum zu Rom.:-0 im Museum zu Salona,31 in S. Erasmo
zu Veroli« im Dom zu Prag (Bild 53g)33 und in S. Niccolö zu Ragusa inferiore auf
Sizilien.34 Ein zu Alt-Uppsala gefundenes Reliquien kreuz eben besitzt das Historische
Museum zu Stockholm,35 zwei aus Nigde in Kleinasien stammende erwähnt Konda-
kow.36 Zwei weitere wurden zusammen mit Münzen des Kaisers Romanos I. (+ o'i'i)
in einem Grabe zu Kartscb. auf der Krim gefunden.31 Man hat einzelne dieser Reli-
quien kreuzchen dem 6.—7. Jahrhundert zugeschrieben, andere dem 7., wieder an-
dere dem 9.—j3. Es ist hier nicht tunlieh, auf die Datierung der Kreuzchen näher
einzugehen. Man kann unschwer verschiedene Typen derselben unterscheiden.33 Eine
auch nur ungefähre Datierung der einzelnen Typen, die Anspruch auf Zuverlässig-
keit erheben könnte, ist aber beim Mangel der nötigen Unterlagen, zumal fast aller
Nachrichten ober Fundort und Umstände der Funde wenigstens zur Zell nicht mög-
lich. Nicht alle cntslammen dem ersten Jahrtausend. So beispielsweise nicht die Kreuz-
chen im Historischen Museum zu Stockholm, in S. Erasmo zu Veroli, im Dom
zu Prag und in S. Niccolö zu Ragusa. Andere datieren allerdings spätestens aus dem
jo. Jahrhundert; wie weit sie über dasselbe zurückreichen, ist im einzelnen Falle je-
doch schwer zu bestimmen, hier aber auch von wenig Bedeutung.
31 Jos. Gudiol i Cunill, Las ereus d'argenteria a Catalunya (Barcelona 1920) 4f
mit Abb. =» Bock et Willemsen 115 mit Abb.
23 O.Wulff, Altchristliehe und mittelalterliche byzantinische und italienische
Bildwerke 1 (Berlin 1909), n. 918—931, 933—937, TfL XLV; II (Berlin 1911) n. 1936
bis 1838, Tfl. X. Ol.Wulf und W.F Volbach, Ergänzungsband (Berlin 1923),
n.6728, Tfl. VII. » Worsaae n. 514. 2* Nuovo Bollett. VII (1900), 237.
*« Reusens I, 240. *' Wulff, a.a.O. II, 80. s« Cabrol III, 3087, Abb. 3334.
23 Braun, Altar I, 629 mit Abb. 30 Grisar 136.
31 L-Jelic, Guida di Spalato e Salona (Zara 1894) 106, Tfl. XII.
32 Arte XVI (1913), 194 mit Abb. 33 Podlaha, Domsehatz 133 mit Abb.
31 Rom. Quartalschr. XVI (1901), 345 mit Abb. » Hildebrand III, 647.
36 Kondakow, Athos (St. Petersburg 1902) 211 mit Abb.
37 Bericht der k. archäologischen Kommission für 1897 (St. Petersburg 1900), 99
und 101. ss VgL Joh. Reil, Die frühchristlichen Darstellungen der Kreuzigung
Christi (Leipzig 1904) 100 f.