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Braun, Joseph
Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst — Stuttgart: Metzler, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.52614#0292
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Noitburgis — Norbert


299. Noitburgis.

Vita f. Noitburgis in TA. SS. 31. Okt., XIII, 842.
— Aegidii Gelemi, De magnitudine Coloniae Agrip-
pinenfis, Coloniae Agripp. 1645, 646. — Stadler V,
576. — Lajchitzer 192.
Eine Miniatur des Skizzenkodex B zu „Die
Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerfchafl
Maximilians I.“ ftellt die Heilige dar in langem
Kleid, Mantel und lang herabwallendem Haar,
mit zwei brennenden Kerzen in der
Linken und einer Bahre ihr zu Seiten, auf
der fich ein Toter erhebt. Auffchluß über
die beiden Attribute gibt ihre Legende. Sie er-
zählt, daß die Heilige nach ihrem Tode als-
bald durch zwei Wunder verherrlicht wurde.
Als fie nämlich aufgebahrt worden war, er-
fchien zu Häupten und zu Füßen der Leiche
ein hellftrahlendes Licht. Bei ihren Exequien
aber erwachte ein Toter, der neben die Bahre
mit dem Leichnam der Heiligen in die Kirche
gestellt worden war, wieder zum Leben. Die
beiden brennenden Kerzen erinnern an das
erfte, der von der Leichenbahre fich erhebende
Tote an das zweite Wunder (Abb. 299).

Norbert (6. Juni).
Geboren um 1085 aus altadeligem Gefchlecht
zu Gennep, wurde er früh Stiftsherr in dem
benachbarten Xanten. Durch ein Gewitter, das
ihn in Lebensgefahr brachte, wurde er aus
dem verweltlichten Leben, dem er fich am
Hofe des Erzbifchofs Friedrich I. von Köln

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und Kaifer Heinrichs V. ergeben hatte, auf-
gerüttelt und begann ein ernftes Bußleben.
1118 ging er nach Verzicht auf feine Pfründe
und fein Vermögen, das er den Armen fpen-
dete, zu Papft Gelafius II. und erhielt von die-
fem allgemeine Vollmacht zum Predigen. 1120
legte er zu Premontre den Grund zum Prä-
monftratenferorden, 1124 bekämpfte er mit
Feuereifer und großem Erfolg zu Antwerpen
den Schwärmer Tanchelm und feinen Anhang.
1126 zum Erzbifchof zu Magdeburg ernannt,
bemühte er fich mit allen Kräften um die Re-
form des Klerus, die Förderung der Kirchen-
zucht und die fittliche Hebung der ihm anver-
trauten Seelen. Er ftarb 1136 zu Magdeburg;
1582 wurde er von Gregor XIII. heiliggefpro-
chen. Abbildungen des Heiligen haben fich nur
aus dem ausgehenden Mittelalter und der nach-
mittelalterlichen Zeit erhalten.
Vita f. Norberti, archiep. Magdeburg. (M.G. SS.
XII, 663). — Vita alia (AA. SS. 6. Jun., I, 808).
Der Heilige ift in der Regel in Pontifikal-
kleidung dargeftellt. In der Tracht feines Or-
dens, langem Rock, Skapulier, Kappa und Ka-
puze ift er nur feiten abgebildet, wie auf einem
Glasgemälde aus dem frühen 16. Jh. im Schloß
Stolzenfels (Oidtmann II, 424) und bei einer
Retabelfigur aus dem frühen 17. Jh. in der
ehern. Norbertinerinnenklofterkirche zu Zuckau
(Inv. Weftpreußen I, Taf. 4). In außerliturgi-.
fcher Amtstracht, Talar, Rochett, Mozzetta, zei-
gen ihn eine Altarfigur von 1631 in der ehern.
Klofterkirche zu Weißenau (Inv. Württemberg,
O.A. Ravensburg 98), ein Gemälde von etwa
1650 in der ehern. Abteikirche zu Steinfeld
(Inv. Rheinprovinz XI, 2, 404), das Titelkupfer
des Münfterifchen Miftales von 1632 (Abb.
300), Darftellungen am Chorgeftühl und an
Altären aus dem fpäten 17. Jh. in der Vinzenz-
kirche zu Breslau und andere Bildwerke des
Barock.
Als generelle Attribute begegnen uns auf
den Darftellungen des Heiligen Bifchofs-
f t a b und K r e u z f t a b, als individuelle ein
Kelch oder eine Monftranz, die er
in den Händen hält, und eine Teufels-
g e f t a 11, die zu feinen Füßen liegt. Der
Bifchofsftab kennzeichnet ihn als Bifchof.
Ift ihm ftatt des Hirtenftabes ein Kreuz-
f t a b als Attribut beigegeben, wie bei der
Altarfigur zu Weißenau, bei einer Altarfigur
von etwa 1725 in der Prämonftratenferkirche
zu Doxan (Inv. Böhmen, Bd. 4, Taf. III) fo-
wie bei Altarfiguren von etwa 1750 zu Aufcho-
witz (Ebd., Bd. 50, S. 17), in der Stiftskirche
zu Tepl (Ebd. 396) und in der Dekanalkirche
dafelbft (Ebd. 487), fo foll diefer ihn als Erz-
bifchof kenntlich machen.
Der Kelch findet fich als Attribut des Heili-
 
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