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Bibliothek der redenden und bildenden Künste — 1.1806

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Erstes Stück
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Neunter Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.19844#0070
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64 Uebersicht der poetischen Litterakur.

gnügt zu seyn gelehrt und gewähnt hak, nicht Be-
friedigung des poetischen Bedürfnisses, sondern
2lusfüllung der Zeit, nicht das Gute, sondern das
Neue, nicht das Vollsudete, sondern das Unter-
haltcnde, und es leidet durchaus keinen Zweifel,
Laß der Dichter, dem es gelange eine neue Gattung
von Dramen zu erfinden, schon dadurch allein eine
Zeitlang sein und der Directionen Glück machen
würde. Hören Sie nur einma!, was alleö seir den
leßten zehn Iahren auf unsere Bühns gebracht wsr-
den isi, und doch hat das Meiste davon seinen prik-
kelnden Rekz verloren.' Wic haben gehabk Opern,
Operetten und fiederspiele; Komödien, Pofsen und
Familienstücke; Ritterstücke, Trauerspiele und ro-
mantifthe Tragödien; die Masken des Terenz, den
Reim der Neuern und den Jambus und Chor dec
2llten; wir haben geplündert die Franzosen, Dä-
nen, Jtaliäner und Spanier, und schmachten bey
allem unferm Ueberflusie, wie Tantalus mitten im
Strome. Unser theatralisches Publikum isi ein
wahrer Vislfraß. Legt Kotzebue vollendö, wie er
vor einiger Zeit gedroht hat, die Feder nieder, so
stehen die Schauspiel-Häufer leer und die Direckio-
nen flnd verloren: denn jede Woche wenigstens ein
ncues Stück zu geben, ist Regel und, ohnö ein
solches zu bestehen, für die Casie unmöglich. Sie
werden nach diesen Aeußerungen von selbst vermu--

then,
 
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