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Brentano, E.
Zur Lösung der Trojanischen Frage: Nebst einem Anhang: Einige Bemerkungen über Schliemanns Ilios — Heilbronn, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.679#0030
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Dies der Schatz*). Dazu kommen noch einige vereinzelte Fund-
stüeke ähnlicher Art. Und darum — so viel Lärm, gleich als
ob es sich um den Schatz des Ehampsinit oder den des Aladdin,
des glücklichen Besitzers der Wunderlampe, handelte.

„Ihr möget von dem Horte Wunder hören sagen,
was der Lastwagen zwölfe nur immer mochten tragen
in Tag' und Nächten vieren von dem Berg zu Thal;
auch musste ihrer jeder des Tags fahren dreimal."

So heisst es im Nibelungenlied; — da lohnt es sich doch
auch von einem „Schatz" zu reden. Bekanntlich hat aber
Herr Sehliemann in derselben Stadt (gleichwie in den übrigen
Schichten) „ungeheuer viele" Steinwaffen und Steingeräte
gefunden und ist hinsichtlich der Erklärung dieser Fundgegen-
stände in augenscheinlicher Verlegenheit, denn Homer erwähnt
niehts von Steinwaffen. Angesichts dieser massenhaften Stein-
funde — die übrigens schon Herr Calvert als Zeugnisse gegen
die behauptete Identität der Trümmerstätte mit dem homerischen
Ilion anerkannt hatte — könnte man ja ebensogut von der „Stein-
stadt", von dem „steinreichen" Priamos oder auch von dem
„steinreichen Goldkönig" reden.

Allerdings fuhrt Herr Virchow noch manche andere Gesichts-
punkte zu Gunsten der Schliemann'schen Hypothese an, so z. B.
die passende Lage von Hissarlik, insbesondere die Nähe des „der
Topographie des homerischen Schlachtfeldes vollständig genügenden"
Teiles der Ebene: „Man erkennt [von Hissarlik aus] die ein-
zelnen Gegenstände darauf deutlich, und es ist nicht ganz
unmöglich, dass von hier aus Helena ihrem königlichen
Schwiegervater die einzelnen Heerführer der Achaeer bezeichnen
konnte!"

Auf die Frage wegen der Nähe des Schlachtfeldes bei der
homerischen, Stadt werden wir noch zurückkommen. Als wirk-
liches Beweismoment wird aber doch die Mauerschau der Helena
wol nieht gelten sollen!

*) Vergl. Schliemanns Atlas. Tafel 204. — Es ist übrigens ein
starkes Versehen, wenn Herr Virchow angibt, der „Schatz" sei in der
Mauer des „Wohnhauses des Fürsten" (d. i. des „Palastes") gefunden worden
und auf diesen Umstand seine Folgerungen baut. Nach den häufigen Ver-
kündungen Herrn Schliemanns ist doch nachgerade zur Genüge bekannt,
dass er den Sehatz auf der „grossen Binginauer" oder auch „Stadtmauer"
gefunden zu haben glaubt. Vergl. S. 24 Anmerkung ***.
 
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