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Und selbst wenn die im „Grunde des Trichters" gefundenen
Baureste durchaus den Burgwall eines „Stadthauptes" aus tro-
janischer Zeit vorstellen sollen — muss es dann gerade Troja
selber sein? kennt Homer ausser Ilion nicht noch andre feste
und reiche Orte in Troas, die damals der Zerstörung anheim-
fielen? Lässt er doch den edlen Achilleus sich berühmen, er habe
zwölf Städte zu Wasser und elf zu Lande in dem starkscholligen
Troja angegriffen und zerstört und reiche Beute, „viele kost-
bare Kleinodien" heimgebracht:
IX 328 dtiodexa. d-q Gvv vi[vc\ nöXsig äldica'§' dvSqw7tav,
nst,og (f evSsxä ytijfju xara Tqolt\v iqißia'Kov
%ämv ix naasmv xsi/i^Äta nollä %a\ £<j&lä
Je weniger also für die wissenschaftliche Forschung ein
Zwang vorliegt, die Sehliemann'schen Ausgrabungen nur auf
das homerische Ilion zu beziehen*), je grösser die Möglich-
keit anderweitiger Erklärungsweisen erseheint, um so geringeren
Eindruck dürfte endlich Herrn Virehows Appell an den poe-
tischen Sinn der Zeitgenossen machen:
„Berauben wir uns doch nicht ganz unnötiger Weise aller
Poesie. Wir, die Kinder einer harten und oft recht prosaischen
Zeit, wir wollen uns doch das Becht vorbehalten, die Bilder,
welche unsere jugendliche Phantasie erfüllt haben, auch in unserem
Alter wieder heraufzubeschwören."
Da hat doch Herr Sehliemann selber in der früheren
Periode seiner Ausgrabungen (Bericht vom 3. November 1871),
als er unmittelbar unter der griechischen Niederlassung ein weites
richtig, so hätte der Schatz also nicht auf der trojanischen Mauer, sondern
dicht neben jener Strasse gelegen. Vemiutungen über die Art, wie er dahin
gekommen, lassen sich vorerst noch nicht aufstellen.
*) Eine bestimmte Ansicht über den Ursprung und die eigentliche
Bedeutung der Trümmerstätten im Innern des Hügels von Hissarlik aus-
zusprechen, ist im Hinblick auf die Unvollständigkeit und die mancherlei
Widersprüche der bis jetzt vorliegenden Berichte nicht wol möglich. Herrn
Schliemanns grösseres Werk „Ilios", das zu Beginn dieses Winters erscheinen
soll, wird ja wol einige sichere Anhaltspunkte bringen. Auch wäre zu
wünschen, dass von sachkundigen Gelehrten und namentlich von Tech-
nikern über die vielen noch dunkeln Punkte der uns zugänglichen Berichte
an Ort und Stelle genaue Ermittelungen angestellt würden, wie solche schon
vor sechs Jahren Herr Professor Conze als notwendig bezeichnet hat.
Und selbst wenn die im „Grunde des Trichters" gefundenen
Baureste durchaus den Burgwall eines „Stadthauptes" aus tro-
janischer Zeit vorstellen sollen — muss es dann gerade Troja
selber sein? kennt Homer ausser Ilion nicht noch andre feste
und reiche Orte in Troas, die damals der Zerstörung anheim-
fielen? Lässt er doch den edlen Achilleus sich berühmen, er habe
zwölf Städte zu Wasser und elf zu Lande in dem starkscholligen
Troja angegriffen und zerstört und reiche Beute, „viele kost-
bare Kleinodien" heimgebracht:
IX 328 dtiodexa. d-q Gvv vi[vc\ nöXsig äldica'§' dvSqw7tav,
nst,og (f evSsxä ytijfju xara Tqolt\v iqißia'Kov
%ämv ix naasmv xsi/i^Äta nollä %a\ £<j&lä
Je weniger also für die wissenschaftliche Forschung ein
Zwang vorliegt, die Sehliemann'schen Ausgrabungen nur auf
das homerische Ilion zu beziehen*), je grösser die Möglich-
keit anderweitiger Erklärungsweisen erseheint, um so geringeren
Eindruck dürfte endlich Herrn Virehows Appell an den poe-
tischen Sinn der Zeitgenossen machen:
„Berauben wir uns doch nicht ganz unnötiger Weise aller
Poesie. Wir, die Kinder einer harten und oft recht prosaischen
Zeit, wir wollen uns doch das Becht vorbehalten, die Bilder,
welche unsere jugendliche Phantasie erfüllt haben, auch in unserem
Alter wieder heraufzubeschwören."
Da hat doch Herr Sehliemann selber in der früheren
Periode seiner Ausgrabungen (Bericht vom 3. November 1871),
als er unmittelbar unter der griechischen Niederlassung ein weites
richtig, so hätte der Schatz also nicht auf der trojanischen Mauer, sondern
dicht neben jener Strasse gelegen. Vemiutungen über die Art, wie er dahin
gekommen, lassen sich vorerst noch nicht aufstellen.
*) Eine bestimmte Ansicht über den Ursprung und die eigentliche
Bedeutung der Trümmerstätten im Innern des Hügels von Hissarlik aus-
zusprechen, ist im Hinblick auf die Unvollständigkeit und die mancherlei
Widersprüche der bis jetzt vorliegenden Berichte nicht wol möglich. Herrn
Schliemanns grösseres Werk „Ilios", das zu Beginn dieses Winters erscheinen
soll, wird ja wol einige sichere Anhaltspunkte bringen. Auch wäre zu
wünschen, dass von sachkundigen Gelehrten und namentlich von Tech-
nikern über die vielen noch dunkeln Punkte der uns zugänglichen Berichte
an Ort und Stelle genaue Ermittelungen angestellt würden, wie solche schon
vor sechs Jahren Herr Professor Conze als notwendig bezeichnet hat.