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Brockhaus, Heinrich
Die Kunst in den Athos-Klöstern — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.31913#0199
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Biblisclie Schriften: Psalter.

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thront ein bilderfreundlicher Bischof, wol der Patriarch Nikephoros, das
]\Iedaillon Christi haltend, und liegen am Boden der König und der andere
Bischof, welcher letztere wieder einen Zettel in der Iiand hält. Die be-
treffende Psahnenstelle war schon friihzeitig auf die Häretiker gedeutet
worden 1; es lag daher nahe, sie auf die Häretiker der jüngstvergangenen
Zeit, die Bilderstürmer, denen alljährlich am „Sonntag der Rechtgläubig-
keit“ 2 das Anathem der Kirclie gilt, und ihnen gegenüber auf die ge-
segneten Bilderverehrer zu beziehen. So sind die Psalmen mit zahl-
reichen Bildern, auf welche die prophetische Betrachtungsweise den Maler
hinwies, geschmiickt.

Die Bilder begleiten den Text am Rande wie ein Commentar, bald
diese bald jene interessante Stelle erläuternd. Sie gehen iiber das, was
die einzelnen erhaltenen Commentare bieten, hinaus und fassen die Er-
gebnisse mehrerer zusammen. So werden sie auf einer Commentar-
Sammlung, einer sogenannten Catene, beruhen, wie solclie in der Zeit,
in welcher der vorliegende Psalter geschrieben und gemalt wurde, ent-
standen sind. 3 llire Grundlage bilden die von den Kirchenvätern her-
rührenden Erklärungen 4; eine Fortführung aus eigenen Mitteln ist nicht
ausgeschlossen, wie denn die Deutung der zuletzt angeführten Stelle auf
den Bilderstreit offenbar erst der jtingsten Zeit angeliören kann. Der

1 Von Origenes (Corderius, Bd. I, S. 455); vgl. auch den vermeintlichen Theodoros
Iieracleota (das., S. 453).

2 Vgl. S. 76, „TpicoSiov“, S. 134 fg.

3 Iveil und Delitzsch, S. 43 fg.: seit Photios. Dieser starb 891.

4 Das schon mehrmals angeführte Werk des Corderius, „Expositio patrum grae-
corum in psalmos“ (3 Bde., Antwerpen 1643—1646), ist eine alte, durch Hinzunahme
anderer Commentare erweiterte griechische Psalter- Catene. Eine nur aus den Com-
mentaren des Eusebios, Athanasios und Hesychios gebildete Catene würde schon allein
die Hälfte der erwähnten prophetischen Bilder erklären. Im Folgenden sei versucht,
die Commentare anzugehen, durch welche die besprochenen Bilder prophetischer Aus-
legung angeregt sein können. Der Versuch rnuss freilich lüekenhaft ausfallen, da
nicht alle Auslegungen erhalten und veröffentlicht sind, manches Veröffentliehte mir
unbekannt geblieben ist, auch manches Bild dem eigenen Antriebe des Malers oder
seines Auftraggebers verdankt werden mag. Christus als wahren Salomo erwähnen
zu Ps. 71, l Eusebios, Athanasios und Apolinarios; die Verklindigung mit David zu
Ps. 44, li nennt Athanasios; die Gottesmutter unter dem himmlischen Regen mit David
und Gcdeon zu Ps. 71, 6 der vermeintliche Theodoros. Heracleota; hierfür sind dic
Quellen-Nachweise den Anmerkungen der Seite 179 zu entnehmen. Die Taufe erwähnt
zu Ps. 73, 13 und 113, 3 Hesychios (bei Corderius, Bd. II, S. 535, Bd. III, S. 300);
cin Bild, das die erstere Steile noch weiter illustrirt, indern es einen im Wasser
liegenden Mann, an seinem Kopf und Fuss aber Rahen darstellt, fmdet seine Erklärung
bei Eusebios, der daran erinnert, die Leichen der Aegypter seien den Raben vor-
geworfen worden (das., Bd. II, S. 536). Die Versuchung erwähnt zu Ps. 90, n Apoli-
narios, auch der vermeintliche Theodoros Heracleota (das., Bd. II, S. 877, 885); das
Parabel-Gespräch zu Ps. 77, 2 Athanasios (das., Bd. II, S. 632, Migne, Bd. XXVII, Sp. 349,
968), die Abendmahlsspende zu Ps. 33, 9 Eusebios, Atlianasios, Basilios und Theodorct
 
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