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FÜNFTES KAPITEL.

DIE VIER MENSCHEN HASSEN DE Ii ALTEN ÄGYPTER.

Mehrfach ist in dem ersten und diesem Bande meiner geographischen Untersuchungen
nach den altäg. Denkmalern der wichtigen, meist farbigen Darstellungen in den thebauischen
Königsgräbern gedacht worden, welche von jeher die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich
gezogen haben und die vier Menschenrassen der äg. Welt vorstellen sollen, an ihrer Spitze H'or
mit dem Sperberkopfe als Führer derselben. Wie bereits Bd. L S. CO in der Anmerkung ange-
führt worden ist, reihen sich die Repräsentanten der vier Rassen in folgender Ordnung
aneinander: 1) die ret'.u, 2) die dam.u, 3) die nalts.u, 4) die t'mJi.u. Die bezüglichen Dar-
stellungen, den L. D. entlehnt, befinden sich unter den Abbildungen zu diesem Bande Fig. 1 —4.

Die ret'.u, oder im Singular ref, stellen, wie man auf den ersten Blick erkennt, nach Farbe
Physiognomie und Tracht männliche Aegypter dar. Vor allen charakterisirt dieselbe eine hellere
oder dunklere rothbraune Hautfarbe, zur Andeutung der von den Sonnenstrahlen dunkel gefärb-
ten Haut, wie sie sich noch heutzutage in Aegypten bei vielen Fellah's, besonders in Ober-
Aegypten, zeigt, während nach anderen Denkmälern die Farbe der Haut bei den Frauen durch
ein helles Gelb bezeichnet wird. Dieselbe rothbraune Farbe findet sich, den Denkmälern
zufolge, auch bei andern Völkern vor, nämlich bei den Bewohnern von Pun, der östlich von
Aegypten gelegenen Theile Arabiens, bei den Chethitern (C/tetä), bei den Bewohnern Nähä-
runas oder Mesopotamiens, bei einem Theile der Jtt'nnu's und bei den Sfäi-danä. Ob aber die
Aegypter jene und andere, den Denkmälern gemäss rothhäutige Völker, zu ihrer Rasse gerech-
net haben mögen, bleibt sehr zweifelhaft. Der Name ret\ auch red geschrieben, gehört jener
alten Wurzel an, die sich auch in der koptischen Sprache sehr deutlich erhalten hat. Hierin
bedeutet pwT germen, von pioT nasci, germinare, |passivisch juit plantari, conseri. Die
Menschenrasse red.u bedeutet also soviel als die (der 'Erde) Entsprossenen oder die
Keime (des Menschengeschlechtes). Der Form nach entspricht das Wort rt, rd, red voll-
kommen dem hebräischen Volksnanieii Tib Lud (I B. Mos. 10, 13), Mizraim's erstem Sohne,
über deren Wohnort bei den Auslegern die verschiedensten Meinungen herrschen.

Die zweite Rasse, die der 'Äam.u, vom Singular dam, ist durch eine Reihe gelbhäutiger
Personen repräsentirt, die Tracht. Physiognomie, vor allem der Bart als Kanaaniter hinstellt.
Zunächst wird dies dadurch bestätigt, dass in dem bereits in der 1. Schlussbemerkung des
I. Bandes citirten Papyrus König Ramses IL bei Kedes seinen Kriegern zuruft: Was ist die
Hoffnung (?) dieser 'Aämu? — und an einer andern Stelle: Was hältst du denn von diesen
'Aäiuu? Wie aus dem Zusammenhange hervorgeht, versteht der König unter 'Aämu kein
bestimmtes einzelnes Volk, sondern die ganze Völkerconföderation Vorderasiens, an ihrer Spitze
die Chethiter, mit welchen er zu kämpfen im Begriff stand (vergl. S. 20). Dieselben 'Aämu's
haben wir bereits in der 12. Dynastie kennen gelernt, wo einzelne Individuen derselben in

Bitrascii, Geographie des alten Aegyptens. II. LS
 
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