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Brugsch, Heinrich [Hrsg.]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 3) — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.5552#0015

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Die -wissenschaftliche Ausbeute meiner zweiten Reise nach Aegypten, insofern sie
die altägyptische Geographie betrifft und neue Entdeckungen, Erweiterungen und Berich-
tigungen meiner früheren Untersuchungen auf diesem Felde enthält, beeile ich mich dem
dritten Theile meiner „Geographischen Inschriften altägyptischer Denkmäler" voranzustellen.
Die zu einer Veröffentlichung meiner neuen Sammlung nothwendigen Vorstudien werden
die längere Frist erklären, welche bis zum Erscheinen dieses dritten Theiles verflossen ist,
und mich hinlänglich vor ungeduldigen Lesern rechtfertigen.

AVenn meine letzte Reise, deren genauer Bericht als Tagebuch besonders im Buch-
handel erscheinen wird, von der kurzen Dauer eines halben Jahres war, so hat dennoch
das Zusammentreffen glücklicher Umstände, vor allem die gemeinschaftliche und schnelle
Reise mit Herrn Mariette auf einem Dampfer Sr. Hoheit des Vice -Königs von Aegypten,
meinen Forschungen auf dem Gebiete der altägyptischen Denkmälerkunde so reiche Erfolge
zu Theil werden lassen, dass die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern nach vielen Seiten
hin bei weitem übertroffen sind.

I. Die Städteliste Ramses" II. in Abydus.

Die Reihe der Entdeckungen will ich mit einem Denkmale eröffnen, dessen Wichtig-
keit von um so grösserer Tragweite für die geographischen Untersuchungen ist, als das-
selbe meinen Lesern das sicherste Mittel an die Hand giebt, die Resultate einer grossen
Zahl neuer Bestimmungen im ersten Bande meiner „Geographischen Inschriften" auf das
unzweideutigste einer strengen Prüfung zu unterwerfen.

Das beregte Denkmal ward, wie in dem Tagebuche meiner zweiten Reise nach Ae-
gypten ausführlicher berichtet werden soll, in der heiligen Osirisstadt Abydus aufgefunden.
Hier befanden sich zwei Tempel des Osiris: der ältere noch wohl erhaltene, aber halb im
Sande der Wüste begrabene von Seti I., der andere von Ramses II. dem viel gefeierten
Gotte errichtet. Die Ruinen des letzteren, welcher den Namen führt: Hä-chmm.t-Abd Ram-
ses Mer-amen (siehe die Tafeln No. 1 mit vielen Varianten), sind im Dezember 1857 von
Herrn Mariette vollständig ausgegraben worden und lassen es schmerzlich empfinden, dass
einer der schönsten und wichtigsten Tempel des Alterthums beinahe bis auf den Gruud zerstört
worden ist. Aber auch die erhaltenen Reste bieten immer noch der Forschung ein reiches
Feld dar. Wie musste ich nicht überrascht sein, dass ich rings an dem unteren Theile
der vier Wände eines ehemals von acht Pfeilern gestützten grossen Saales, der ganz und
gar aus schön polirten Alabasterblöcken mit bunt ausgemalter Reliefarbeit aufgeführt war,
eine vollständige altägyptische Städteliste entdeckte, deren erhaltener Theil eine von Süden
nach Norden zu geographisch genau geordnete Reihe altägyptischer Städte von Assuan an
bis Panopolis vor Augen legte? Meine Freude und mein Erstaunen war in der That so
gross, dass ich mir kaum Zeit nahm, um in die südlich von diesem Saale gelegene Kam-
mer zu treten, woselbst mir Herr Mariette die Stelle der Wand zeigte, von welcher der
französische General-Konsul Mimaut die im Jahre 1818 von J. W. Bankes entdeckte, hoch-

Bkugsch, Geographie des alten Aegyptens. III. 1
 
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