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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0168

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164

Dio Bildhauer.

Die Zeitgenossen and Nachfolger dos Phidias und Myron in Athen.

Unter den attischen Künstlern dieser Periode treten uns als eine abge-
schlossene Gruppe zunächst nur die Schüler des Phidias entgegen, denen sich
einige andere wegen ihrer, der Kunstrichtung des Phidias verwandten Werke
anschliessen lassen. Bei allen übrigen ist, bis auf eine Ausnahme, von einem
Schulzusammenhange nichts ausdrücklich überliefert. Wir behandeln also nach
den Schülern des Phidias einige Künstler, welche eine von dem allgemeinen
Entwicklungsgange einigermassen abweichende und auf persönlicher Eigenthüm-
lichkeit beruhende Richtung verfolgen, betrachten sodann diejenigen, in deren
Werken wir den Einfluss des Myron zu erkennen glauben; und fügen endlich
in lockerer Zusammenstellung die übrigen an, welche in den vorhergehenden
Gruppen keine Stelle finden konnten.

Welche Bedeutung schliesslich alle diese Künstler für die Geschichte der
griechischen Kunst überhaupt haben, behalten wir uns vor, in dem Rückblicke
auf diese Periode derselben in allgemeinen Zügen darzulegen.
234 Alkamen es.

Plinius1) nennt Alkamenes einen Athener, und bestätigt diese Angabe
durch die Erzählung, dass die Athener in einem künstlerischen Wettstreite für
ihn als ihren Landsmann gegen den' Parier Agorakritos Parthei genommen
hätten. Suidas'-) dagegen spricht von einem Lemnier Alkamenes; und bei
der Berühmtheit des Künstlers wird es kaum erlaubt sein, an einen andern
als gerade diesen zu denken. Um daher Suidas mit Plinius in Einklang zu
bringen, hat ls. Vossius vorgeschlagen, Abjpviog in Jiftviog zu verändern, und
Sillig glaubte eine Bestätigung dieser Gonjectur darin zu finden, dass Alka-
menes für das athenische Stadtviertel Limnae eine Statue des Dionysos gemacht
hatte. Allein die Form ALftviog anstatt der regelmässigen Ai^valog ist nicht
nachzuweisen. Da nun auch bei Tzetzess) Alkamenes yhei vi]aicoTi]Q heisst,
so hat man in neuerer Zeit die verschiedenen Angaben durch die wahrscheinliche
Annahme erklärt, dass er zwar Lemnier von Geburt, aber als Nachkomme
athenischer Kleruchen auf dieser Insel auch Bürger in Athen gewesen sei.

Die Zeit seiner Thätigkeit lässt sich durch zwei seiner Werke genau be-
stimmen. Von seiner Hand waren die Statuen im hinteren Giebel des Zeus-
tempels zu Olympia4), deren Ausführung ihm doch gewiss zu derselben Zeit,
als sein Lehrer Phidias an dem Bilde des Gottes beschäftigt war, also Ol. 80,
übertragen ward. Das Weihgeschenk aber, welches Thrasybul wegen der Be-
freiung Athens von den dreissig Tyrannen von Alkamenes fertigen liess5), lehrt
uns, dass er noch Ol. 94, 2 am Leben war. Die Angabe des Plinius B), der ihn
in die 84ste Olympiade setzt, muss also etwa auf .den Beginn seiner Künstler-
laufbahn bezogen werden. Neben diesen festen Bestimmungen erscheint die
Bemerkung des Pausanias"), dass Praxiteles im dritten Menschenalter nach
Alkamenes gelebt habe, von geringem Werth; und aus demselben Grunde können
wir die Vermuthung MüllerVs) auf sich beruhen lassen, dass Alkamenes einen

i) 36, 1(>. '-') s. v. 'AXxauivriQ. ») Chil. VIII, 193. ') Paus. V, 10, 8. ») Paus, IX,
11, 6. i;) 34, 49. 7) VIII, 9, 1. 8) de Phid. § 19.
 
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