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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0298

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288

Die Münzstempelschneider.

sofort erkennen, dass an dem Stein von der Strenge der Behandlung, welche
die Münze zeigt, sich auch nicht die geringste Spur mehr findet, von einer Ver-
wandtschaft des Styls daher durchaus nicht die Rede sein kann. Ganz ab-
gesehen also von der Frage, ob der Name auf der Münze wirklich auf einen
Stempelschneider zu beziehen ist, muss der Versuch, durch diese Münze und
diesen Stein die Identität der Gemmen- und der Stempelschneider nachzuweisen
und sicher zu .begründen, als misslungen betrachtet werden. Hiermit ist in-
dessen keineswegs die Möglichkeit dieser Identität im Princip geleugnet: die
Bemerkung R. Rochette's, dass die Römer beide Klassen von Künstlern als
Scalptores bezeichneten, spricht vielmehr zu Gunsten derselben, und dass die
Ausübung beider Kunstzweige recht wohl in einer Hand vereinigt sein kann,
lehrt auch ohne Zeugnisse des Alterthums die Erfahrung unserer Tage.

Alphabetisches Verzeichniss.

ATE.

Auf einer Münze von Terina zeigt die Vorderseite einen weiblichen Kopf mit
Diadem innerhalb eines Lorbeerkranzes; hinter dem Kopfe (D; die Rückseite
Nike geflügelt mit dem Gaduceus in der Linken, während sie mit der Rechten
423 eine Hydria auf dem Schoosse hält, in welche aus einem Löwenrachen Wasser
fliesst; auf der Basis, welche ihr zum Sitze dient, steht klein und ziemlich un-
deutlich ATEL, ein Buchstabe unter dem andern: R. R. III, 29; vgl. Combe,
Mus. Brit. pl. IV, n. 2. Die Kleinheit und Verstecktheit der Schrift macht allerdings
die Beziehung auf einen Stempelschneider wahrscheinlich, während, von Raoul-
Rocliette abweichend, früher Millingen (Anc. coins of gr. cit. p. 23) und später
Streber (Kstbl. 1832, S. 166) den Namen einer Quelle 'Ayrj oder "A\r\ erkennen
wollten. — Denselben Namensanfang glaubte Baoul-Rochette auf der Vorder-
seite einer Tetradrachme von Metapont hinter einer bärtigem behelmten Kopfe
zu erkennen (s. die Titelvignette zu s. Lettre ä Luynes). Allein auf einem
Exemplar bei Luynes [Ghoix de med. ant. pl. III, 5] ist ganz deutlich APH zu
lesen und ausserdem haben die Buchstaben eine Grösse, wie sie wohl bei Magi-
strats-, nicht aber bei Künstlernamen gewöhnlich ist.

ATIOA, ATIOAAT2N,
auf Münzen von Metapont. Eine derselben, bei R. R. IV, 31, hat auf der Rück-
seite die gewöhnliche Aehre und META, auf der Vorderseite einen jugendlichen
nicht epheu-, sondern lorbeerbekränzten Kopf; die Buchstaben ATIOA finden
sich ganz klein auf dem Abschnitte des Halses. Hiermit ist eine andere gleich-
falls metapontinische Münze zu vergleichen: weiblicher Kopf mit einem Epheu-
kranze, rechtshin; unten am Abschnitt des Halses TIÖA (so, nicht AUOA); I}.
Aehre, rechts daneben META: Arch. Zeit. 1847, t. 8, 5. Hierzu bemerkt J. Fried-
laender (S. 117—118), dass sich in der berliner Sammlung auch ein Exemplar
der bei R. Rochette abgebildeten Münze finde, aber ebenfalls die Inschrift TIOA,
nicht ATIOA zeige; es möchte daher auch bei R. Rochette so zu lesen sein.
Diese Vermuthung als ganz sicher hinzustellen hindere ihn nur die Behauptung
R. Rochette's (Lettre ä Luynes, p. 37, 6), vier Exemplare aus zwei Stempeln
gesehen zu haben, so dass also möglicher Weise ein Stempelschneider ATIOA ■ ■ -
 
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