Schneidler als Buchgestalter
Gitta Bertram
|Abb. l| Ledereinband der
Indischen Sagen, Diederichs, 1913.
Schneidler gedachte jener Tage vor dem
Ersten Weltkrieg »als der Wertherzeit
meines beruflichen Lebens, als ein süß benom-
menes Wirken voller Liebe, Schmerz und
Verwirrung in graphischen Dingen.« Irmgard
Heidler: »Künstlerische Buchgestaltung
im Eugen Diederichs Verlag«, in: Gangolf
Hübinger (Hrsg.): Versammlungsort
Moderner Geister, München, 1996, S. 198.
1
Zitiert in Andreas Meyer: »Der Verlags-
gründer und seine Rolle als >Kulturver-
leger<«, in: Hübinger 1996 (wie Anm.l),
S.90. Unter »Theosophie« verstand Die-
derichs wohl eine wie auch immer geartete
Synthese aus Philosophie und Theologie.
F.H. Ernst Schneidler hat Spuren hinterlassen, sei es durch die
von ihm gestalteten Schriften oder als Lehrer unzähliger Buch-
gestalter, die seine Gestaltungsideen weiterführten. Und doch
gibt es nur eine kleine Anzahl an Büchern, die durchgängig von
Schneidler selbst gestaltet wurden. Abgesehen von wenigen in
den 20er Jahren erschienenen Büchern illustrierte Schneidler
hauptsächlich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.1
Die meisten der von ihm illustrierten Werke wurden von
Eugen Diederichs herausgegeben. Dieser 1896 in Florenz ge-
gründete Verlag hatte ein breit gefächertes Buchprogramm.
Noch aus Florenz hatte Eugen Diederichs die Verlagsrichtung
im Börsenblatt vom 21. September 1896 als »durchaus vornehm«
beschrieben. Sie werde sich auf »Moderne Bestrebungen auf dem
Gebiet der Litteratur, Sozialwissenschaft, Naturwissenschaft u.
Theosophie [sic!]« erstrecken.2 Diesen Ambitionen des Verle-
gers entspricht die Auswahl der von Schneidler für dessen Ver-
lag illustrierten Bücher, darunter eine Sammlung persischer
Gedichte von Hafis | Abb. 9—16 |, die Indischen Sagen | Abb. 1
und Abb. 17-201, die Gespräche des Kung-Futse oder die monu-
mentale Ausgabe der Upanishads | Abb. 2|. All diese Werke sind
typisch für das Verlagsprogramm von Eugen Diederichs, dessen
Gründer und Namensstifter sich als Volkserzieher und Kultur-
verleger verstand. Angetrieben von einem Verleger, der sich selbst
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Gitta Bertram
|Abb. l| Ledereinband der
Indischen Sagen, Diederichs, 1913.
Schneidler gedachte jener Tage vor dem
Ersten Weltkrieg »als der Wertherzeit
meines beruflichen Lebens, als ein süß benom-
menes Wirken voller Liebe, Schmerz und
Verwirrung in graphischen Dingen.« Irmgard
Heidler: »Künstlerische Buchgestaltung
im Eugen Diederichs Verlag«, in: Gangolf
Hübinger (Hrsg.): Versammlungsort
Moderner Geister, München, 1996, S. 198.
1
Zitiert in Andreas Meyer: »Der Verlags-
gründer und seine Rolle als >Kulturver-
leger<«, in: Hübinger 1996 (wie Anm.l),
S.90. Unter »Theosophie« verstand Die-
derichs wohl eine wie auch immer geartete
Synthese aus Philosophie und Theologie.
F.H. Ernst Schneidler hat Spuren hinterlassen, sei es durch die
von ihm gestalteten Schriften oder als Lehrer unzähliger Buch-
gestalter, die seine Gestaltungsideen weiterführten. Und doch
gibt es nur eine kleine Anzahl an Büchern, die durchgängig von
Schneidler selbst gestaltet wurden. Abgesehen von wenigen in
den 20er Jahren erschienenen Büchern illustrierte Schneidler
hauptsächlich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.1
Die meisten der von ihm illustrierten Werke wurden von
Eugen Diederichs herausgegeben. Dieser 1896 in Florenz ge-
gründete Verlag hatte ein breit gefächertes Buchprogramm.
Noch aus Florenz hatte Eugen Diederichs die Verlagsrichtung
im Börsenblatt vom 21. September 1896 als »durchaus vornehm«
beschrieben. Sie werde sich auf »Moderne Bestrebungen auf dem
Gebiet der Litteratur, Sozialwissenschaft, Naturwissenschaft u.
Theosophie [sic!]« erstrecken.2 Diesen Ambitionen des Verle-
gers entspricht die Auswahl der von Schneidler für dessen Ver-
lag illustrierten Bücher, darunter eine Sammlung persischer
Gedichte von Hafis | Abb. 9—16 |, die Indischen Sagen | Abb. 1
und Abb. 17-201, die Gespräche des Kung-Futse oder die monu-
mentale Ausgabe der Upanishads | Abb. 2|. All diese Werke sind
typisch für das Verlagsprogramm von Eugen Diederichs, dessen
Gründer und Namensstifter sich als Volkserzieher und Kultur-
verleger verstand. Angetrieben von einem Verleger, der sich selbst
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