jährigen Sohn, der mit der Aussicht auf eine so glänzende
Stellung geboren war, wie sie sein Vater soeben eingebüßt.
Aber im Schoße der greisen Großmutter lagen die beiden er-
wachsenen Töchter, nicht nur durch den eigenen, sondern auch
durch deren Schmerz niedergebeugt. Um sie stand eine große
Schar vornehmer Frauen, das Haar zerrauft, die Gewänder
zerrissen, ihrer früheren Herrlichkeit vergessen, und riefen
ihre Königinnen und Herrinnen mit den Namen, die ihnen
wohl vordem, aber nicht mehr jetzt zukamen. Diese selbst
forschten, ihres eigenen Unglücks uneingedenk, auf welchem
Flügel Darius gestanden und welches das Geschick des Kampfes
gewesen sei. Sie könnten, sagten sie, nicht gefangen sein, wenn
der König lebte. Doch den hatte, indem er von Zeit zu Zeit
sein Pferd wechselte, die Flucht weiter und weiter fortgerissen.
In der Schlacht aber fielen hunderttausend Perser zu Fuß
und zehntausend Reiter. Auf Seiten Alexanders dagegen gab es
fünfhundertundvier Verwundete; vom Fußvolk wurden im gan-
zen zweiünddreißig vermißt, von der Reiterei einhundertund-
fünfzig getötet. So geringe Opfer kostete ihn der gewaltige Sieg.
Alexander selbst kam, von der Verfolgung des Darius er-
müdet, als die Nacht einbrach und keine Hoffnung ihn ein-
zuholen vorhanden war, in das kurz zuvor von den Seinigen
genommene Lager. Flierauf ließ er die Freunde, mit denen er
den meisten Umgang pflegte, zu sich einladen; denn da ihm
nur die Haut an der Hüfte oberflächlich gestreift war, so
hinderte ihn dies nicht, am Mahle teilzunehmen. Da erschreckte
plötzlich aus dem nächsten Zelte ein Jammergeschrei, mit
fremdartigem Geheul und Schmerzenstönen vermischt, die
Schmausenden. Auch die Abteilung, die vor dem Zelte des
Königs Wache hielt, griff aus Furcht, es möchte dies der An-
fang eines größeren Tumultes sein, zu den Waffen. Die Ur-
sache des plötzlichen Schreckens war, daß die Mutter und
Gemahlin des Darius mit den vornehmen gefangenen Weibern
den König, den sie getötet glaubten, mit furchtbarem Gestöhn
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Stellung geboren war, wie sie sein Vater soeben eingebüßt.
Aber im Schoße der greisen Großmutter lagen die beiden er-
wachsenen Töchter, nicht nur durch den eigenen, sondern auch
durch deren Schmerz niedergebeugt. Um sie stand eine große
Schar vornehmer Frauen, das Haar zerrauft, die Gewänder
zerrissen, ihrer früheren Herrlichkeit vergessen, und riefen
ihre Königinnen und Herrinnen mit den Namen, die ihnen
wohl vordem, aber nicht mehr jetzt zukamen. Diese selbst
forschten, ihres eigenen Unglücks uneingedenk, auf welchem
Flügel Darius gestanden und welches das Geschick des Kampfes
gewesen sei. Sie könnten, sagten sie, nicht gefangen sein, wenn
der König lebte. Doch den hatte, indem er von Zeit zu Zeit
sein Pferd wechselte, die Flucht weiter und weiter fortgerissen.
In der Schlacht aber fielen hunderttausend Perser zu Fuß
und zehntausend Reiter. Auf Seiten Alexanders dagegen gab es
fünfhundertundvier Verwundete; vom Fußvolk wurden im gan-
zen zweiünddreißig vermißt, von der Reiterei einhundertund-
fünfzig getötet. So geringe Opfer kostete ihn der gewaltige Sieg.
Alexander selbst kam, von der Verfolgung des Darius er-
müdet, als die Nacht einbrach und keine Hoffnung ihn ein-
zuholen vorhanden war, in das kurz zuvor von den Seinigen
genommene Lager. Flierauf ließ er die Freunde, mit denen er
den meisten Umgang pflegte, zu sich einladen; denn da ihm
nur die Haut an der Hüfte oberflächlich gestreift war, so
hinderte ihn dies nicht, am Mahle teilzunehmen. Da erschreckte
plötzlich aus dem nächsten Zelte ein Jammergeschrei, mit
fremdartigem Geheul und Schmerzenstönen vermischt, die
Schmausenden. Auch die Abteilung, die vor dem Zelte des
Königs Wache hielt, griff aus Furcht, es möchte dies der An-
fang eines größeren Tumultes sein, zu den Waffen. Die Ur-
sache des plötzlichen Schreckens war, daß die Mutter und
Gemahlin des Darius mit den vornehmen gefangenen Weibern
den König, den sie getötet glaubten, mit furchtbarem Gestöhn
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