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Die Bücherstube: kleine Mitteilungen aus der Bücherstube — 2.1922/​1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.41355#0119
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Lobäen-äunäerson

7<?

3n der ersten Septemberwoche*) vorigen gahres starb in England Thomas games
Cobden-Sanderson, der Meister des Bucheinbands und der Gründer derDoves Presse.
^ 842 in Alnwick in Vortyumberland als Sohn eines hohen Beamten geboren, besuchte
der junge Sanderson Swen's College, wo er sich in Mathematik auszeichnete, studierte
in Cambridge und ließ sich nach Absolvierung des juristischen Examens in London
nieder, ohne für den Rechtsberus mehr als eine unermüdliche Arbeitskraft aber keine
innere Freudigkeit mitzubringen. Meranstrengt und enttäuscht suchte er einige Fahre
später in Siena Erholung und dort führte ihn ein gütiges Geschick mit Anne Cobden,
seiner späteren Frau, der Tochter des berühmten englischen Freihandelsminister Richard
Cobden zusammen. Eminent praktisch begabt und geistig bedeutend, von gewinnender
Persönlichkeit, war sie lange Fahre eine der markantesten Borkämpferinnen der sozialen
Frauenbewegung in England. Sanderson fügte ihren Vamen dem eigenen bei ihrer
Verheiratung im Fahre 1882 hinzu. Meder in London, schloß er sich dem Kreise von
Burne-gones und Morris an. Die soziale und ideale Gesinnung und die schöpferische
Kraft dieser Künstler ließ in ihm den Wunsch entstehen, an der Erneuerung und Ver-
innerlichung des englischen Handwerks und Gewerbes tätig mitzuarbeiten. Aus An-
regung von Mrs. Morris beschloß er, sich der Buchbindekunst, eins der wenigen Gebiete,
aus dem Morris selbst sich praktisch nicht versucht hatte, zu widmen. Seine Lehrjahre
machte er bei dem bekannten, aber zuerst von dieser 3dee sehr befremdeten Buchbinder
de Cooerley durch. Was dann später aus seiner Hand hervorging, fleht den Meister-
werken aller Zeiten ebenbürtig zur Seite und ist ausgezeichnet durch den Adel der Auf-
fassung und eine äußerste Selbstbeschränkung in der Wahl der Mittel, die sein schöpfe-
rischer Geist dennoch zu lebendiger, reicher und vollendeter Gestaltung brachte. Einer
Reihe von Büchern der Kelmscott') und Vale Presse gab er das ihnen gemäße äußere
Gewand, er brachte die echten Bünde wieder zu Ehren und seine Anwendung von
höchstens drei oder vier eigenen Stempeln, (er hat kaum mehr als 42 besessen), in Ver-
bindung mit Linien und Punkten ist vorbildlich für die ganze jüngere Generation eng-
lischer Buchbinder geworden. Von den Schülern, die aus seiner Werkstatt yervorgingen,
ist Douglas Cockerell der bekannteste, in weiterem Sinne gehört zu ihnen auch Frieda
Tyiersch-München.
Vach dem Tode Morris entschloß sich Cobden-Sanderson zur Gründung einer Presse
für die Emery Walkers, die aus eine frühe genson-Type gegründete Schrift schuf. Die
Richtlinien, denen er bei dieser Gründung zu folgen dachte, hat er in dem von ihm ver-
Am b. Sept. 1922.
Siehe „Studio" 1897 Gd. io S. 41 —4L. «Bucheinband zum Kclmscott Chaucer, zu Atalanta in Calydon, und
zum Buch Hiob.
2) Dis lyvy Teilhaber der Presse.
 
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