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Kunst und Kartographie im Dienst der Städte

Für die feierliche Eröffnung des Brüssel-Antwerpen Kanals, im Sommer des Jah-
res 1561, hatte Jan Leys die Schiffe und Prunkbarken der Stadt neu gestrichen
und dekorativ hergerichtet, wobei er das Hauptschiff mit einem goldenen Bal-
dachin versah, der von einer Personifikation der Stadt Antwerpen und der Göt-
tin Ceres getragen wurde.1 Die Eröffnung der Kanalfahrt erregte seinerzeit ei-
niges Aufsehen, und in Brüssel machten gar Plakate auf das bemerkenswerte
Ereignis - »De Jnnecompst der nieuwer Schipvaert der Stadt van Bruessele« -
aufmerksam.2 Es versprach, daß die Vertreter des Ortes, der die meisten Schif-
fe entsandte, belohnt werden sollten.3 Auch dem, der mit dem schönsten Schiff
kam, winkte ein Preis.4 Nicht zuletzt die in Aussicht gestellten Preise mögen für
zahlreiche Städte und Dörfer ein Ansporn gewesen sein: Die Antwerpener fuh-
ren gleich mit mehreren voll beladenen Schiffen nach Brüssel, wofür sie dann
auch den begehrten ersten Preis erhielten, »ein aus Silber gefertigtes Schiff mit
voller Takelage«.5

Die große Feierlichkeit, mit der die Eröffnung des Kanals zelebriert wurde,
hatte ihren Grund, denn der Kanalbau war eine technische Meisterleistung und
allein deshalb schon Sensation, von der 1565 auch die »Nieuwe Chronijcke van
Brabant« ausführlich berichtet.6 Gleich mehrere Seiten sind dem großen Ereig-
nis gewidmet.7 Der umfänglichen Schilderung des historischen Geschehens ist,
neben einem fünfseitigen Lobgedicht, sogar eine Illustration beigegeben, die
den Verlauf des Kanals zeigt.8 Es versteht sich, daß Lodovico Guiccardini das
bedeutende Ereignis in seine »Descrittione di tutti Paesi bassi« aufgenommen
hat. Gleich zu Beginn seiner Beschreibung der Stadt Brüssel heißt es, daß dort
»ein sehr grosser mercklicher Canal oder Wassergraben erst jüngstlichen mit
grosser Mühe und Kosten gemachet von der Satt biß zu dem Fluß Dele fünff
Meil wegs lang inmassen daß die Schiff von Brüssel auff diesem Herrlichen Was-
sergraben biß in den Fluß Dele, und dann in die Scheide, und fort in das Mee-
re mit aller noturfft fahren können, zwar ein Herrlich ja ein Keyserlich Werck:
dann ohne das es über die vier mal hundert tausend krönen kostet, und ein Berg
durchgraben ist, und allenthalben so tieff in das Erdtrich, so kan man zwischen
 
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