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142 Kunden von Kunst und Karten

und andere Dokumente, bis hin zu einem Reisepaß, aufbewahrt wurden.7 Des
weiteren verzeichnete Jan Gillis zwei große in Leder gebundene Kassenbücher,
neunzehn Rechnungsbücher und Kladden, drei lederne Geldbeutel und schließ-
lich eine ganze Reihe Zeichnungen und Grundrisse von Gebäuden, die mit
Landkarten zu einem Buch vereint waren.8

Hinter dem Kontor lag die Schlafkammer der Bürobediensteten, über deren
Bett ein Bild aufgehängt war, das an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ,
»ein Gemälde, das die Zeit und den Tod darstellt, darin geschrieben stand: Nas-
cendo morimur.«9

In dem größten Zimmer - »salette« genannt -, das nah der Vordertür gele-
gen war, stand ein Büffet, in dem sich kristallene Weingläser und »Römer« be-
fanden.10 Daneben bestand das Mobiliar aus einem Serviertisch, verschiedenen
kleinen Tischchen, einem großen Eßtisch sowie diversen mit Leder bezogenen,
»spanischen Männer- und Frauenstühlen«, die mit mauresken Schnitzereien -
»op de Morisque maniere« - verziert waren. Außerdem standen in diesem re-
präsentativsten Raum »Pariser Bänke« und diverse Hocker."

In allen anderen Zimmern war ungefähr dasselbe Mobiliar anzutreffen: zwei
oder mehr Betten, Büffets, Truhen, Anrichten, Servier-, Klapp- und Anrichtti-
sche, spanische Männer- und Frauenstühle, Pariser Bänke, Klappstühle und
Fußbänkchen. Wichtige Ausstattungstücke, die zumindest in den Repräsentati-
onsräumen nicht fehlen durften, waren Vorhänge aus Samt oder Damast, kost-
bar bestickte Wandteppiche - die sogenannten »groene verdures« -, Wand- und
Kaminbehänge, Tischtücher, seidene Sitzkissen, Spiegel, Leuchter, silberne Salz-
fäßchen, Wasserkannen, Krüge, Zinnteller sowie allerhand Zierat, Schmuck und
Geschmeide.12 Beinah in jedem Raum des Hauses fand sich mindestens ein Bild.
Neben den Portraits der Familienangehörigen und den Bildnissen von 23 deut-
schen Fürsten gab es noch 19 auf Holz oder Leinwand ausgeführte Gemälde:13
Außer der schon genannten Vanitasdarstellung, einem Parisurteil, einem
Schlachtengemälde und einem Bild von »der Hausfrau des Türken« waren es
vor allem Darstellungen religiösen Inhalts.14 Zudem gab es noch drei Land-
schaftsbilder, darunter auch ein »Landhaus«, und drei Stadtansichten.15

An Büchern scheint die Familie kein übermäßiges Interesse gehabt zu haben:
Neben einem kostbaren, handgeschriebenen Gebetbuch, das in roten Samt ge-
bundenen war und der Frau des Hauses gehörte, verzeichnet das Inventar nur
drei Bücher: Eine Bibel, die Werke des Titus Livius in niederländischer Über-
setzung und eine französischsprachige »Cosmographia«.16 Außer diesen Wer-
ken befand sich im Kontor noch ein Band »mit Zeichnungen verschiedener
Gebäude und darüber hinaus auch mit diversen Landkarten zusammengebun-
den.«17 Wenn der Kaufmann auch kein Bibliophiler gewesen sein mag, scheint
wenigstens die Kosmographie ihn doch soweit interessiert zu haben, daß er ne-
ben einigen Landkarten gar ein Buch zum Thema erwarb.
 
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