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160 Kunden von Kunst und Karten

war.161 Es folgen die Monate Mai bis Oktober, die Zeit der Hirschjagd. Die
Wintermonate, von November bis Januar, galten der Sauhatz. Der zwölfte und
letzte Teppich, der im Zeichen der Fische steht, zeigt eine Allegorie: eine Lob-
preisung der fürstlichen Jagd.'62 Bis zum heutigen Tage ließen sich keine Nach-
richten über Auftraggeber, Kartonzeichner und Entwerfer finden.163 Ein wert-
voller Hinweis auf die Teppiche findet sich im »Schilder-Boeck« Karel van
Manders, in der Vita des Malers Barent van Orley (1492-1542): »Unter ande-
rem machte er für den Kaiser verschiedene Jagden, auf denen man Gehölze und
Örtlichkeiten aus der Umgebung von Brüssel, wo diese Jagden abgehalten wur-
den, sah. Der Kaiser und andere Fürsten und Fürstinnen waren hier nach der
Natur wiedergegeben, und das Ganze wurde auf sehr kostbare Weise als Gobe-
lin gewebt.«164

Nicht nur »der Kaiser und andere Fürsten und Fürstinnen waren nach dem
Leben dargestellt«, sondern auch das kaiserliche Jagdrevier, »die Waldungen und
Örtlichkeiten bei Brüssel«, waren erkennbar wiedergegeben.165 Dieser Text van
Manders ist fraglos auf die erhaltenen Tapisserien zu beziehen, so daß Barent
van Orley als Entwerfer der Teppiche anzunehmen ist.166 Spätere Aufzeichnun-
gen, die auf andere Ouellen als van Mander zurückgehen, liefern ergänzende
Auskünfte: Auch in ihnen wird Barent van Orley als Schöpfer der Kartons ge-
nannt, doch findet sich der Hinweis, daß ein gewisser »Tons«, ein Landschafts-
maler, ihm zur Seite stand.167 Leider ließ sich bis zum heutigen Tage kein Ma-
ler dieses Namens nachweisen. In jedem Falle ist die Wiedergabe gerade der
Landschaft und der Architekturkulisse von höchster topographischer Genauig-
keit. Das erweist zum Beispiel der gezeichnete Entwurf für den ersten Teppich
der Folge (Abb. 40).168 Schon die Aufschrift verrät, daß es sich um eine getreue
Ansicht des Schlosses und der Stadt Brüssel handelt: »La court de bruxelles
quant on voit par derriere dedans le parck«. Links auf dem Hügel liegt dabei
das herzogliche Palais.169 Deutlich erhebt sich in der Mitte der Beifried des Brüs-
seler Rathauses, und rechts am Bildrand ist gerade noch der Turm der Kathe-
drale St. Goedule zu erkennen.170 Man mag deshalb auch der Aufschrift der in
Kopenhagen bewahrten Vorzeichnung für den zehnten Teppich der Folge Glau-
ben schenken: »ter hulpen« lautet sie.171 Ter Hulpen, dessen Kirche rechts im
Hintergrund der Darstellung zu erahnen ist, ist ein kleines Dorf am Rande des
Zonien-Waldes.172 Ähnlich lassen sich auch die anderen auf den Teppichen ge-
zeigten Partien des Waldes identifizieren, so zum Beispiel Bosvoorde, Ouder-
gem, Groenendal, Drij Borren und Tervuren.173

Wenn die Jagden Maximilians auch in der Kostbarkeit und Qualität ihrer Aus-
führung beinahe ohne Vergleich sind, war es doch nichts Besonderes, daß die
Landschaften, mit denen man die Wände schmückte, nach der engeren Heimat
eines Fürsten gebildet waren und sein Territorium darstellten. Es braucht des-
halb nicht verwundern, daß es auch auf Charles de Croys Schloß Heverlee ein
 
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