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Schluß

Bald nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden Landschaften ein ganz nor-
maler Gegenstand von Bildern und graphischen Darstellungen. Ein Teilbereich
der Kunst, der vordem dazu gedient hatte, die »leeren Ecken oder Stellen aus-
zufüllen, wo es an Handlung fehlte«, wurde zu einem eigenen Fach der Male-
rei. »Diesen Teil der Malkunst zu einer absoluten und selbständigen Kunstform
zu machen, und die Arbeit eines Menschen ihr ganz allein zu widmen«, schrieb
Edward Norgate um das Jahr 1650, »ist jedoch meines Erachtens eine Erfindung
der neueren Zeit. Aber obwohl es eine Neuheit ist«, so schrieb er weiter, »ist es
doch etwas Wertvolles, das den Erfindern dieser Kunst und den sie übenden
Künstlern Ehre und Gewinn gebracht hat.« Tatsächlich brachten Käufer und
Sammler den Landschaftsdarstellungen besondere Wertschätzung entgegen, und
so mag die Hoffnung auf »Ehre und Gewinn« manchen Künstler veranlaßt ha-
ben, sich in Malerei oder Graphik auf dieses Fach zu spezialisieren. Zu diesen
Künstlern zählte auch Pieter Bruegel. Er unternahm, auf der Suche nach gut
verkäuflichen Bildmotiven, sogar eine mehrjährige Reise nach Italien, von der
er nichts anderes mitbrachte als Bilder von Landschaften. Führt man sich vor
Augen, mit welch großen Mühen und Gefahren eine solche Reise im 16. Jahr-
hundert verbunden war, liegt die Vermutung nahe, daß es für einen Künstler
höchst profitabel war, sich auf Landschaftsdarstellungen zu spezialisieren, auf
etwas, das vordem nur als »Parergon«, als schönes Beiwerk, gegolten hatte.1
Bruegel, dessen Werke schon Karel van Mander zum Gattungsvorbild für die
Landschaftsmalerei erklärte, ist hier nur ein exemplarisches Beispiel. Denn ob-
wohl er der bedeutendste Landschaftsmaler seiner Zeit ist, war er doch bei wei-
tem nicht der einzige.

Beinahe mit Verwunderung konstatierte die bisherige Forschung die Tatsa-
che, daß zahlreiche Künstler sich damals auf das Landschaftsfach spezialisiert
haben. Dabei ist die Erklärung für dieses Phänomen einfach, wenn man den
Markt für Landschaftsbilder rekonstruiert: Gerade Zeichnungen wurden im
Zeitalter Bruegels hoch geschätzt und teuer bezahlt. Ein Grund für die beson-
dere Wertschätzung, die man ihnen entgegenbrachte, liegt sicherlich darin, daß
 
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