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Bunsen, Marie von
John Ruskin: sein Leben und sein Wirken; eine kritische Studie — Leipzig: Seemann, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.66337#0088
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80

Ruskin

geschmückt, über ihnen ruhen Wolken wie ewiger
Opferrauch“ (M. P. IV 386). „Wie die flammenden,
bebenden Berge als Denkmal des göttlichen Zornes
auf Sinai erschienen, so sind jene reinen, weissen
Berge, nah am Himmel, Ursprung alles Guten auf
Erden, eingesetzte Merksteine seines Gnadenlichtes,
welches schneegleich auf den Berg der Offenbarung
herniedersank“ (M. P. IV 393).
So preist er das „grosse, gesundende, reinigende
Werk“, das der „Engel des Meeres“, der Regen, voll-
bringt. „Nicht auf die andauernde, sich ausbreitende
Gegenwart des brütenden Nebels, alles beruht auf
dem Kommen und Gehen der wechselnden Wolken.
Weiches Moos auf Felsen und Gestein, — mit
Frauenhaarfarnen umwucherte Höhlen in verworrenem
Dickicht — die Quelle am Weg, anhaltend geduldig,
schweigsam und klar, welche durch die rohbehauenen
Blöcke, immer in gleicher Tiefe gleitet. Nicht trüben
sie die Verwüstungen des Winters, nicht verzehrt sie
der Durst des Sommers .. . zitternd erklingt, wie auf
Harfensaiten, das dunkle Wasser zur silbernen, rinnen-
den Begleitung der Kiesel. Dort unten im Süden
eilten die starken Flussgötter dem Meere zu. Wüst
verbrannt, erloschene, fahle Feuerstätten des verdorrten
Landes, breiten sich die Bette öder und trostlos aus,
aber hier in den Moosregionen perlt noch immer der
Tau von den sanften Schwingen des Engels der Meere
hernieder“ (M. P. V 140).
Keine Freude bereiten ihm hingegen die grossen,
weissen, mittleren Wolken. . . . „Selbst in der Natur
sind diese Wolken herzlich uninteressant, kaum lohnt
es sich den Hals nach ihnen zu verdrehen . . . doch
werden grade diese von den alten holländischen Malern
bevorzugt. Ihre wohlfeilen Formen passten auch voll-
 
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