Miracoli. Typus von S. Giov. Crisostomo. 217
liehe Gehalt des Gebäudes fast null ist. Der grosse runde Abschluss,
mit buntem Scheibenwerk ausgefüllt, erdrückt die beiden delicaten
Pilasterordnungen; der mittlere Bogen der obern wird auf barbarische
Weise breit gezogen, um der Thür unten zu entsprechen. Auch am
Chor tragen runde Abschlüsse das Quadrat, auf welchem sich die
Heine Kuppel erhebt. Innen hat das Schiff ein Tonnengewölbe; die
bemalte Cassettirung ist sehr verschwärzt und geht ihrem Untergang
entgegen. Der Chorbau, auf zierlicher Treppe mit Balustraden bedeu-
tend erhöht (um darunter die Sacristei anzubringen), ist in Betreff
seiner innern Gestalt ein fiorentiniseher Gedanke auf venezianischem
Boden. Die Pilasterbekleidung des Innern und Äussern ist fast ohne
alle Abstufung als blosse Decoration mitgegeben; von dem Werth ihrer
Ornamente wird unten die Rede sein.
S.Giovanni Crisostomo, 1483 vonTullioLombardo erbaut;a
wiederholt die Anlage kleiner frühvenezianischer Kirchen (Seite 94, b)
in einem neuen und höhern Sinne; das griechische Kreuz mit seiner
Plachkuppel wird durch glückliche Abstufung in Haupträume und Eck-
räume, durch Schlankheit der Pfeiler zu einem perspectivisch reizen-
den Innenbau. Aussen zwar runde Mauerschlüsse u. a. Spielereien,
aber einfaches und gutes Detail, wie auch im Innern. — Eine in den
meisten Beziehungen entsprechende Nachbildung, S. Feiice, ist etwab
»0 Jahre jünger. — Auch S. Giovanni Elemosinario ist (1527, vonc
Scarpagnino) nach diesem Vorbild gebaut. — S. Maria Materd
Domini (von Sansovino vollendet) nähert sich durch Verlängerung
des vordem Kreuzarmes wieder mehr der Langkirehe und hat minder
Richte Stützen. — S. Maria Formosa mit ihren tiefen, durch Zwi-e
schenfenster verbundenen Capellen, durch welche das meiste Licht
konvmt, ist ein unglückliches Gebäude. — Eine moderne Nachahmung
des Systemes von S. Giovanni Crisostomo, vom Jahr 1806, bietet
"• Maurizio. Auch die demolirte Kirche S. Geminiano (von Sansovino) f
hatte dieselbe Anlage.
Um 1500 wurde die Kirche S. Fantino begonnen; der Urheberg
lst ^bekannt. Als sehr glücklich gedachter Binnenraum bildet sie
die Vorstufe zu S. Salvatore (s. d.): nur dass statt der Kuppelge-
wölbe noch Kreuzgewölbe angewandt sind. Der Chor wurde 1564
Y°n Sansovino hinzugebaut. — Neben all diesen dem Centralbau sich
liehe Gehalt des Gebäudes fast null ist. Der grosse runde Abschluss,
mit buntem Scheibenwerk ausgefüllt, erdrückt die beiden delicaten
Pilasterordnungen; der mittlere Bogen der obern wird auf barbarische
Weise breit gezogen, um der Thür unten zu entsprechen. Auch am
Chor tragen runde Abschlüsse das Quadrat, auf welchem sich die
Heine Kuppel erhebt. Innen hat das Schiff ein Tonnengewölbe; die
bemalte Cassettirung ist sehr verschwärzt und geht ihrem Untergang
entgegen. Der Chorbau, auf zierlicher Treppe mit Balustraden bedeu-
tend erhöht (um darunter die Sacristei anzubringen), ist in Betreff
seiner innern Gestalt ein fiorentiniseher Gedanke auf venezianischem
Boden. Die Pilasterbekleidung des Innern und Äussern ist fast ohne
alle Abstufung als blosse Decoration mitgegeben; von dem Werth ihrer
Ornamente wird unten die Rede sein.
S.Giovanni Crisostomo, 1483 vonTullioLombardo erbaut;a
wiederholt die Anlage kleiner frühvenezianischer Kirchen (Seite 94, b)
in einem neuen und höhern Sinne; das griechische Kreuz mit seiner
Plachkuppel wird durch glückliche Abstufung in Haupträume und Eck-
räume, durch Schlankheit der Pfeiler zu einem perspectivisch reizen-
den Innenbau. Aussen zwar runde Mauerschlüsse u. a. Spielereien,
aber einfaches und gutes Detail, wie auch im Innern. — Eine in den
meisten Beziehungen entsprechende Nachbildung, S. Feiice, ist etwab
»0 Jahre jünger. — Auch S. Giovanni Elemosinario ist (1527, vonc
Scarpagnino) nach diesem Vorbild gebaut. — S. Maria Materd
Domini (von Sansovino vollendet) nähert sich durch Verlängerung
des vordem Kreuzarmes wieder mehr der Langkirehe und hat minder
Richte Stützen. — S. Maria Formosa mit ihren tiefen, durch Zwi-e
schenfenster verbundenen Capellen, durch welche das meiste Licht
konvmt, ist ein unglückliches Gebäude. — Eine moderne Nachahmung
des Systemes von S. Giovanni Crisostomo, vom Jahr 1806, bietet
"• Maurizio. Auch die demolirte Kirche S. Geminiano (von Sansovino) f
hatte dieselbe Anlage.
Um 1500 wurde die Kirche S. Fantino begonnen; der Urheberg
lst ^bekannt. Als sehr glücklich gedachter Binnenraum bildet sie
die Vorstufe zu S. Salvatore (s. d.): nur dass statt der Kuppelge-
wölbe noch Kreuzgewölbe angewandt sind. Der Chor wurde 1564
Y°n Sansovino hinzugebaut. — Neben all diesen dem Centralbau sich