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Burckhardt, Jacob
Der Cicerone: Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens — Basel, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1179#0871
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Q56 Glasmalerei.

Perugia (1411) wird ein gewisser Fra Barfcolommeo namhaft
gemacht; eine Reihe Geschichten und vier Reihen Heilige, von ziem-
lich allgemeinem Styl. Von einem in Lübeck erzogenen Toscaner,
dem Francesco di Livi aus Gambassi (bei Volterra) rührt ein

agrosser Theil der Glasmalereien im Dom von Florenz her (seit
1436); die meisten aber werden dem berühmten Erzgiesser L o r e n z o

bGhiberti zugeschrieben, so namentlich die der drei vordem Rund-
fenster. Weder die einen noch die andern machen irgend einen be-
deutenden, zwingenden Eindruck. Viel eigenthümlicher ist die Kreuz-

c abnähme im vordem Rundfenster von S. Croce, angeblich ebenfalls
von Ghiberti.

Ein höheres Interesse gewinnen die Glasgemälde erst von der
Zeit an, da der grosse italienische Realismus des XV. Jahrh. auch
sie durchdringt; fortan unterscheiden sie sich von den gleichzeitigen
nordischen nicht nur durch den Styl der Zeichnung und Auffassung,
sondern auch indem sie freier den decorativen Zwecken dienen und
zugleich viel mehr eigentliche Gemälde von abgeschlossener Bedeu-
tung sein wollen als im Horden.

Aus deutschem und italienischem Realismus mischte sich der Styl
des seligen Prediger-Laienbruders Jacob von Ulm (1407 —1491)>

d welcher in S. Petronlo zu Bologna das prächtige Fenster der 4. Cap-
rechts verfertigte (und vielleicht auch dasjenige der 4. Cap. links unter
seiner Leitung entstehen sah). Von den übrigen Fenstern dieser Kirche
ist dasjenige der 7. Cap. links (Cap. Bacciocchi) vorzüglich schön nach
dem energischen Entwurf des Lorenzo Costa gearbeitet; von ähn-
lichem Styl das der 5. Cap. links. Für dasjenige der 9. Cap. rechts
nimmt man einen Entwurf Michelangelo's an; die Motive der ein-
zelnen Heiligen erinnern aber ganz direct an Bandinelli's Relieffigur
der Florentiner Chorschranken (S. 680, d); die Ausführung sehr reich-
farbig für diese späte Zeit. — Von Costa rührt in Bologna wohl ohne

e Zweifel auch das Rundfenster von S. Giovanni in monte her. C
hannes auf Pathmos; die Kebenfenster geringer.) — In S. Giova

fe Paolo zu Venedig gilt das grosse Fenster des rechten Quer-
schiffes als Composition des Bartol. Vivarini, ich weiss nicht dm
welcher Sicherheit. (Die Inschrift ist modern; die obere Figurenre
eher von V.'s Styl als die untere.)
 
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