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Burckhardt, Jacob
Der Cicerone: Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens — Basel, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1179#0960
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Fungai. Sodoma. 9,5,5

äusserlichen Manieren; seine Bilder in der Aeademie (3. Raum und a
gr. Saal) sind noch sienesisch befangen; die Krönung Maria mit vier
Heiligen in der Kirche Fontegiusta (rechts) nähert sich schon mehrb
den Umhriern und den Florentinern; die Lunette über dem Hochaltar
ebenda, Maria Himmelfahrt, hat bereits in den musicirenden Engeln
Einzelnes von hoher Schönheit; endlich lebt der Meister weiter in
einem Bilde seines Schülers Pacchiarotto (S. Spirito, 3. Cap. l.);c
wiederum eine Krönung Maria, unten drei knieende Heilige, schön
und andächtig, ernst und gemessen wie die Heiligen Spagna's. —
(Das grosse Bild Fungai's im Carmine, Madonna mit Heiligen, vom d
Jahr 1512, hat der Verf. nicht gesehen.)

Allein die dauernde Hülfe konnte der Schule nicht durch Meister
des passiven Ausdruckes kommen, wie die meisten Peruginer waren,
sondern nur durch Theilnahme an der grossen Historienmalerei, die
damals durch ganz Italien ihre Triumphe feierte. Und zwar sollte
es ein Lombarde sein, Antonio Razzi von "Vereelli, genannt il
Sodoma (1479—1554), welcher dem Geiste der sienesischen Schule
für lange, ja auf mehr als ein Jahrhundert hin eine neue, frucht-
bringende Richtung gab.

Sodoma hatte sich bei den mailändischen Schülern Leonardo's
gebildet (wie denn noch sein frühstes Bild in Siena, die Kreuzabnahme e
in S. Francesco, rechts, vom Jahr 1513, durch Auffassung und Farben-
glanz einigermassen an Gaudenzio Ferrari erinnert); später bei mehr-
maligem Aufenthalt in Rom nahm er, wie es scheint, den Eindruck
Rafaels nachhaltiger in sich auf als die meisten von dessen Schülern
und bewahrte denselben als diese ihn schon längst vergessen hatten.

Sein Genius hatte allerdings bestimmte Schranken, über welche
sr nie hinauskam. Ganz erfüllt von der Schönheit der menschlichen
Uestalt, die er in rafaelisch anmuthigen Kinderfiguren (Putten) wie
ffl Personen jedes Alters nackt oder bekleidet auf das grossartigste
darzustellen wusste, besass er kein Auge für das Mass der historischen
Composition. Er füllte seine Räume dergestalt mit Motiven jedes
Grades an, dass immer eines das andere verdrängt oder aufhebt. So
lst von den beiden grossen Fresken im zweiten obern Saal der Far-f
nesina zu Rom, Alexander mit Roxane, und die Familie des Darius,
das erstere durch Überreichthum an Schönheiten, das letztere zudem
#■ Cicerone, QQ
 
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