Sodoma.
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Mit voller Freude hat Sodoma, wie die Grössten seiner Zeit über-
haupt, nur in Fresco gearbeitet. Da erging sich seine Hand im frei-
sten und sichersten Schwung; mit hohem Genuss wird man diese
gleiehmässigen, leichten Pinselstriche verfolgen, mit welchen er die
Schönheit festzauberte. In Staffeleibildern war er insgemein befange-
ner, und brauchte Farben, die einem ungleichen Nachdunkeln unter-
worfen sind, sodass z. B. ein ohnehin überfülltes Bild wie seine An-
betung der Könige in S. Agostino zu Siena (Nebencapelle rechts) a
ungünstig wirkt. In andern Fällen jedoch, wo sich z. B. die Haupt-
figuren mehr isoliren, siegt er durch die sehr gewissenhafte Durch-
führung der schönen Form. Auferstehung Christi, im Museum vonb
Neapel (Hauptsaal); das Opfer Abrahams, im Dom von Pisa (Chor);c
derselbe Gegenstand in der Brera zu Mailand; der S. Sebastian ind
den Uffizien (tosk. Seh.), vielleicht der schönste den es giebt, zu-e
mal mit den absichtlichen Schaustellungen der spätem Schulen ver- .
glichen; hier ist wahres edles Leiden in der wunderbarsten Form
ausgedrückt.
Seine Madonna ist in der Hegel ernst und nicht mehr ganz ju-
gendlieh, sein Christuskind den frei spielenden Putten seiner Fresken
selten an Unbefangenheit und an Werthe gleich. (Pal. Borghese u.f
a- a. 0.) Ebenso sein Eecehomö (Pal. Pittl und Uffizien) nicht dem- g
jenigen in Fresco. Sein eigenes treffliches Porträt in den Uffizien.
Die Ornamente und kleinen Zwischenbilder an der Decke der
Camera della Segnatura im Vatican bekenne ich nie genau angesehen h
zu haben. — Von den Fresken des Conservatorenpalastes auf dem Ca- i
pitol werden dem S. neuerlich die sehr kindlichen Seenen aus dem
punisehen Kriege im 7. Zimmer zugeschrieben; nach meiner Ansicht
gehören ihm eher einige Figuren im 4. Zimmer (wenn ich nicht irre,
dem der Fasti).
Zunächst schlössen sich seinem Styl einige Schüler früherer Sie-
aeser an; so Andrea del Breseianino (schöne Taufe Christi aufk
dem Altar von S. Giovanni, der Unterkirche des Domes von Siena;
Madonna mit Heiligen, Acad., gr. Saal) und vorzüglich JaeopoPac-1
c*uarotto. Die frühem Bilder des letztem (S.945, c) verbinden wie
60*
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Mit voller Freude hat Sodoma, wie die Grössten seiner Zeit über-
haupt, nur in Fresco gearbeitet. Da erging sich seine Hand im frei-
sten und sichersten Schwung; mit hohem Genuss wird man diese
gleiehmässigen, leichten Pinselstriche verfolgen, mit welchen er die
Schönheit festzauberte. In Staffeleibildern war er insgemein befange-
ner, und brauchte Farben, die einem ungleichen Nachdunkeln unter-
worfen sind, sodass z. B. ein ohnehin überfülltes Bild wie seine An-
betung der Könige in S. Agostino zu Siena (Nebencapelle rechts) a
ungünstig wirkt. In andern Fällen jedoch, wo sich z. B. die Haupt-
figuren mehr isoliren, siegt er durch die sehr gewissenhafte Durch-
führung der schönen Form. Auferstehung Christi, im Museum vonb
Neapel (Hauptsaal); das Opfer Abrahams, im Dom von Pisa (Chor);c
derselbe Gegenstand in der Brera zu Mailand; der S. Sebastian ind
den Uffizien (tosk. Seh.), vielleicht der schönste den es giebt, zu-e
mal mit den absichtlichen Schaustellungen der spätem Schulen ver- .
glichen; hier ist wahres edles Leiden in der wunderbarsten Form
ausgedrückt.
Seine Madonna ist in der Hegel ernst und nicht mehr ganz ju-
gendlieh, sein Christuskind den frei spielenden Putten seiner Fresken
selten an Unbefangenheit und an Werthe gleich. (Pal. Borghese u.f
a- a. 0.) Ebenso sein Eecehomö (Pal. Pittl und Uffizien) nicht dem- g
jenigen in Fresco. Sein eigenes treffliches Porträt in den Uffizien.
Die Ornamente und kleinen Zwischenbilder an der Decke der
Camera della Segnatura im Vatican bekenne ich nie genau angesehen h
zu haben. — Von den Fresken des Conservatorenpalastes auf dem Ca- i
pitol werden dem S. neuerlich die sehr kindlichen Seenen aus dem
punisehen Kriege im 7. Zimmer zugeschrieben; nach meiner Ansicht
gehören ihm eher einige Figuren im 4. Zimmer (wenn ich nicht irre,
dem der Fasti).
Zunächst schlössen sich seinem Styl einige Schüler früherer Sie-
aeser an; so Andrea del Breseianino (schöne Taufe Christi aufk
dem Altar von S. Giovanni, der Unterkirche des Domes von Siena;
Madonna mit Heiligen, Acad., gr. Saal) und vorzüglich JaeopoPac-1
c*uarotto. Die frühem Bilder des letztem (S.945, c) verbinden wie
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