Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Burckhardt, Jacob
Der Cicerone: Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens — Basel, 1855

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.1179#0381
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
366 Der Barockstyl.

Dungen von ihm, theils wie gesagt mit Nachahmung seiner Bauten
wurden eine ganze Anzahl von Villen und Palästen errichtet, bis die
französische Invasion den Wohlstand der venezianischen Landstadt tief

a erschütterte. Dahin gehört Pal. Cordellina. jetzige Scuola elementare etc.,
mit schöner Doppelordnung an der Fassade und im Hof, um 1750 von

bCalderari erbaut; Pal. Losco am Corso, mit nur zu zahmer Rustica
am Erdgeschoss ü. A. m.

c In Verona sind die Dogana (1753, von Pomp ei) und das Museo

dlapidario (1745', von demselben) sehr unmittelbare Zeugnisse der Be-
geisterung für den palladian. Hallenbau mit geraden Gebälken und

e echt antiken Intervallen; S. Sebastiano (von unbekanntem Urheber) ist
ein relativ elassisches Gebäude aus der Zeit, da sonst überall der

fBarockstyl herrschte. — In Breseia der Hof des Pal. Martinengo.

■^♦-^

"Wir hören mit den 1580er Jahren auf, die Künstler einzeln zu
charakterisiren. Statt dessen mag hier ein Gesammtbild des seitdem
aufgekommenen Barockstyls folgen, so gut wir es zu geben im
Stande sind.

Man wird fragen: wie es nur einem Freunde reiner Kunstgestal-
tungen zuzumuthen sei, sieh in diese ausgearteten Formen zu versen-
ken, über welche die neuere Welt schon längst den Stab gebrochen?
Und woher man nur bei der grossen Menge des Guten in Italien Zeit
und Stimmung nehmen solle, um auch an diesen späten Steinmassen
einige mögliche Vorzüge zu entdecken? Hierauf ist zu antworten,
wie folgt. Wer Italien nur durchfliegt, hat vollkommen recht, wenn
er sich auf das Allerbeste beschränkt. Für diejenigen, welche sich
einige Zeit gönnen, ist es bald kein Geheimniss mehr, dass der Ge-
nuss hier bei weitem nicht bloss in dem Anschauen vollkommener
Formen, sondern grösserntheils in einem Mitleben der italienischen
Culturgeschiehte besteht, welches die schönern Zeiten vorzieht, aber
keine Epoche ganz aussehliesst. Nun ist es nicht unsere Schuld, dass
der Barockstyl ganz unverhältnissmässig vorherrscht und im Grossen
den äussern Eindruck wesentlich bedingt, dass Koni, Neapel, Turin
 
Annotationen