Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3

wo diese Richtung überwunden oder irgendwie aufgewogen i. Abschniit.
wird, da tritt ein neues Lebendiges in die Geschichte: Der
Staat als berechnete, bewußte Schöpfung, als Kunstwerk.

Jn den Stadtrepubliken wie in den Tyrannenstaaten prägt
sich dieß Leben hundertfältig aus, und bestimmt ihre innere
Gestalt sowohl als ihre Politik nach außen. Wir begnügen
uns mit der Betrachtung des vollständigern, deutlicher aus-
gesprochenen Typus desselben in den Tyrannenstaaten.

Der innere Zustand der von Gewaltherrschern regierten Der Staat
Territorien hatte ein berühmtes Vorbild an dem Norman- Fnedrichs n.
nenreiche von Unteritalien und Sieilien, wie Kaiser Frie-
drich II. es umgestaltet hatte. Z Aufgewachsen unter Ver-
rath und Gefahr in der Nähe von Saracenen, hatte er sich
frühe gewöhnt an eine völlig objective Beurtheilung und
Behandlung der Dinge, der erste moderne Mensch auf dem
Throne. Dazu kam eine nahe, vertraute Kenntniß von
dem Jnnern der saracenischen Staaten und ihrer Verwal-
tung, und jener Existenzkrieg mit den Päpsten, welcher
beide Parteien nöthigte, alle denkbaren Kräfte und Mittel
auf den Kampfplatz zu führen. Friedrichs Verordnungen
(besonders seit 1231) laufen auf die völlige Zernichtung
des Lehnstaates, aus die Verwandlung des Volkeö in eine
willenlose, unbewaffnete, im höchsten Grade steuerfähige
Masse hinaus. Er centralisirte die ganze richterliche Ge-
walt und die Verwaltung in einer bisher für das Abend-
land unerhörten Weise; kein Amt mehr durfte durch Volks-
wahl besetzt werden, bei Strafe der Verwüstung des betref-
fenden Ortes und Degradation der Bürger zu HLrigen.

Die Steuern, beruhend auf einem umfassenden Kataster Mvhammeda-
und auf mohammedanischer Routine, wurden beigetrieben ^^che Einwir.
mit jener quälerischen und grausamen Art, ohne welche

^ *

i) Höfier: KaLser Friedrich II., S. 39 ff.
 
Annotationen