|J33 Malerei des germanischen Styles. Fiesole.
am genausten und vollständigsten durch ihn, sodass seinen Gemälden
jedenfalls der Werth religionsgeschichtlicher Urkunden ersten Ranges
gesichert ist. "Wen Fiesole unbedingt anwidert, der möchte auch zur
antiken Kunst kein wahres Verhältniss haben; man kann sich die
fromme Befangenheit des Mönches gestehen und doch in der himm-
lischen Schönheit vieles Einzelnen und in der stets frischen und be-
glückenden Überzeugung die ihm zur Seite stand, eine Erscheinung
der höchsten Art erkennen, die im ganzen Gebiet der Kunstgeschichte
nicht mehr ihres Gleichen hat. In der dramatischen Erzählung ist
Fiesole immer einer der tüchtigsten Nachfolger Giotto's; da er von
Hause aus ein grosser Künstler war, so bemühte er sich sein Leben
lang um eine möglichst gleichmäss'ge Beseelung Alles dessen, was er
schuf; bei näherer Betrachtung wird man finden, dass er einer der
ersten ist, welcher den Köpfen durchgängig das Allgemeine benimmt
und sie auf die zarteste Weise persönlich belebt; nur stand seiner
Gemüthsart der Ausdruck der Leidenschaft und des Bösen nicht zu
Gebote, und seine Verlegenheit wirkt dann (im streng ästhetischen
Sinne) komisch.
Wie seine Bildung ursprünglich die eines Miniators war, so geben
auch seine kleinern, miniaturartig ausgeführten Tafeln beinahe den
ganzen Künstler wieder. Obenan stehen die Glorien, wie z. B. das
aprächtige Bild in den Uffizien (tose. Seh.), auch die Umgebung des
Erlösers und der Empfang der Seligen in den Weltgerichtsbildern
b (das schönste in Pal. Corsini zu Rom, ein anderes in der Acad. zu
e Florenz, Saal,d. kl. B.), während die Seite der Verdammten auf keine
Weise zu genügen pflegt. Von den heiligen Geschichten haben nach
meinem Gefühl diejenigen den Vorzug, welchen altübliche Motive der
florentinischen Schule zu Grunde liegen, also wesentlich die oftgemal-
ten des neuen Testamentes; in den Legenden macht sich die eigene
Erfindung oft frisch und schön, oft aber auch befangen ihre Bahn,
d(Leben Christi in 35 Bildchen, Acad. v. Florenz, Saal d. kl. B., wo
e sich noch mehreres von F. befindet; — Uffizien, tose. Seh.; — 3 Bild-
fchen in einem Wandschrank der Sacristei von S. Maria novella in
gFlorenz; — Kirche del Gesü zu Cortona: zwei Predellen mit dem Leben
der Maria und den Wundern des heil. Dominicus; — vatican. Galerie
i die Wunder des heil. Nicolaus von Bari, aus der letzten Zeit und sehr
am genausten und vollständigsten durch ihn, sodass seinen Gemälden
jedenfalls der Werth religionsgeschichtlicher Urkunden ersten Ranges
gesichert ist. "Wen Fiesole unbedingt anwidert, der möchte auch zur
antiken Kunst kein wahres Verhältniss haben; man kann sich die
fromme Befangenheit des Mönches gestehen und doch in der himm-
lischen Schönheit vieles Einzelnen und in der stets frischen und be-
glückenden Überzeugung die ihm zur Seite stand, eine Erscheinung
der höchsten Art erkennen, die im ganzen Gebiet der Kunstgeschichte
nicht mehr ihres Gleichen hat. In der dramatischen Erzählung ist
Fiesole immer einer der tüchtigsten Nachfolger Giotto's; da er von
Hause aus ein grosser Künstler war, so bemühte er sich sein Leben
lang um eine möglichst gleichmäss'ge Beseelung Alles dessen, was er
schuf; bei näherer Betrachtung wird man finden, dass er einer der
ersten ist, welcher den Köpfen durchgängig das Allgemeine benimmt
und sie auf die zarteste Weise persönlich belebt; nur stand seiner
Gemüthsart der Ausdruck der Leidenschaft und des Bösen nicht zu
Gebote, und seine Verlegenheit wirkt dann (im streng ästhetischen
Sinne) komisch.
Wie seine Bildung ursprünglich die eines Miniators war, so geben
auch seine kleinern, miniaturartig ausgeführten Tafeln beinahe den
ganzen Künstler wieder. Obenan stehen die Glorien, wie z. B. das
aprächtige Bild in den Uffizien (tose. Seh.), auch die Umgebung des
Erlösers und der Empfang der Seligen in den Weltgerichtsbildern
b (das schönste in Pal. Corsini zu Rom, ein anderes in der Acad. zu
e Florenz, Saal,d. kl. B.), während die Seite der Verdammten auf keine
Weise zu genügen pflegt. Von den heiligen Geschichten haben nach
meinem Gefühl diejenigen den Vorzug, welchen altübliche Motive der
florentinischen Schule zu Grunde liegen, also wesentlich die oftgemal-
ten des neuen Testamentes; in den Legenden macht sich die eigene
Erfindung oft frisch und schön, oft aber auch befangen ihre Bahn,
d(Leben Christi in 35 Bildchen, Acad. v. Florenz, Saal d. kl. B., wo
e sich noch mehreres von F. befindet; — Uffizien, tose. Seh.; — 3 Bild-
fchen in einem Wandschrank der Sacristei von S. Maria novella in
gFlorenz; — Kirche del Gesü zu Cortona: zwei Predellen mit dem Leben
der Maria und den Wundern des heil. Dominicus; — vatican. Galerie
i die Wunder des heil. Nicolaus von Bari, aus der letzten Zeit und sehr