Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Burckhardt, Jacob; Bode, Wilhelm
Der Cicerone: eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens (Band 1): Antike Kunst — Leipzig, 1884

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17367#0031
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. ARCHITEKTUR.

Die Baukunst "beginnt in Italien viel früher als bei den Tempeln
von Pästum, mit welchen wir hier den Anfang machen.

Schon die Urvölker, dann das durch Einwanderung entstandene
Mischvolk der Etrusker haben Bauten hinterlassen, welche nicht bloss
durch Massenhaftigkeit, sondern auch schon durch Anfänge eines
höhern Formgefühls ausgezeichnet sind. Allein in ihrem jetzigen
Zustande gehören sie doch mehr der Archäologie an; sie liegen meist
seitab von den üblichen Strassen. Die wichtigsten sogenannten cyklo-
pischen Befestigungsbauten, zum Theil von beachtenswerther
landschaftlicher Wirkung, sind die wohlerhaltenen Stadtmauern in
Cosa auf dem Berge Ansedonia (bei Orbetello); die Stadtmauern in a
Orbetello, in Arpino (Terra di lavoro) und Ferentino, die Burg b
von Alatri (bei Frosinone) und Segni. — Die Porta dell' arco in c
Volterra. — In den Gräberfassaden von Castellaccio und d
Norchia zum Theil Belege für den etruskischen Tempelbau, wovon e
anschauliche Reste nirgends erhalten. Die architektonisch wichtigsten
etrurischen Gräber aus alter Zeit in Cervetri (ant. Caere). — Die f
alten Gräber in Sardinien gehen dort unter dem Namen Nuraghi oder
Sepolture dei Giganti.

Zwischen ihnen und den Bauten der vollendeten antiken Kunst ist
eine grosse Lücke. Der Zweck unseres Buches verlangt, dass wir nicht
näher auf sie eingehen, um uns auf solche Denkmäler zu beschränken,
in welchen die höhere Kunstform das Wesentliche, der Hauptausdruck
der monumentalen Absicht ist. Welchem Gebäude des italischen Fest-
landes hier die erste Stelle gebührt, darüber wird wohl kein Zweifel
herrschen.'

Von den drei erhaltenen Tempeln von Pästum, der alten Po-
seidonia, sucht das Auge sehnsüchtig den grössten, mittlem. Es ist
Poseidon's Heiligthum; durch die offenen Trümmerhallen schim-g
mert von fern das blaue Meer.

Ein Unterbau von drei Stufen hebt das Haus des Gottes über die
Fläche empor. Es sind Stufen für mehr als menschliche Schritte.
An den Resten des alten dorischen Heraklestempels in Pompeji sieht
man, dass für den Gebrauch eine Treppe von gewöhnlichen Stufen
vorgesetzt wurde.

Bwckhardt, Cicerone. 4. Aufl. 1. Theil. 1
 
Annotationen