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Burckhardt, Jacob; Bode, Wilhelm
Der Cicerone: eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens (Band 1): Antike Kunst — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.17367#0219
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III. MALEREI.

Nur ärmliche Trümmer sind uns von der antiken Malerei übrig
geblieben, doch immer genug, um uns ahnen zu lassen, was Griechen
und Römer auf diesem Gebiete wollten und konnten. Einige bekannte
Geschichten von Parrhasios, Zeuxis und andern grossen Meistern führen
leicht auf den Gedanken, dass die Illusion das höchste Ziel der griechi-
schen Maler gewesen. Dieser Gedanke bedarf jedoch der Beschränkung.
Als höchstes Ziel galt ihnen, dass der Gegenstand oder das Er-
eigniss möglichst deutlich mit möglichst wenigen Mitteln darge-
stellt wurde, und dies ist vornehmlich der Fall in einem verhältniss-
mässig untergeordneten Zweige der Malerei, in welchem ausgeführtere
Bilder erhalten sind, der Wandmalerei. Weder in der Composition,
noch in der Durchführung, noch in der Farbe sehen wir dasjenige
System erstrebt, welches der neueren Malerei zur Grundlage dient,
allein was sie leisteten, ist dennoch ein Höchstes in seiner Art.

Eine Vorschule der griechischen Malerei gewähren uns gewisser-
maassen die zahlreichen bemalten Gefässe, welche hauptsächlich in
den Gräbern Atticas, Siciliens, Unteritaliens und Etruriens gefunden
worden sind und noch fortwährend gefunden werden. Die bedeutendste
Sammlung derselben in Itahen ist diejenige imMuseum vonNeapel. a
Ungleich geringer, doch unter den italienischen noch sehr ausge-
zeichnet erscheint die vaticanische Vasensammlung, welche mit *>
dem Museo Etrusco verbunden ist, einiges Geringere auch in der
vaticanischen Bibliothek. Aehnlich verhält es sich mit der floren-
tinischen (im Museo Egiziaco-Etrusco). Eine ansehnliche Zahl c
vorzüglicher Stücke im Museo Civico zu Bologna. d

Dieser ganze unübersehbare Vorrath gehört unzweifelhaft bei
Weitem grösstentheils griechischen Thonmalern an, und zwar wurde
in der älteren Zeit diese Thonwaare aus den Fabriken des eigentlichen
Griechenlands, aus Korinth und Athen, aber auch aus den reingrie-
chischen Pflanzstädten, namentlich aus einer jetzt noch nicht be-
stimmbaren Colonie von Chalkis auf Euböa, nach Italien exportirt;
etwa im 3. Jahrhundert vor Chr. begann die Produktion von Ge-
fässen weit geringeren Geschmackes in Apulien und Lucanien. Die
unter Laien festgewurzelte Bezeichnung ,,etruskische Vasen" bringt
gewöhnlich die irrige Vorstellung hervor, dass diese Gefässe von
 
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