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Burckhardt, Jacob; Bode, Wilhelm
Der Cicerone: eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens (Band 2,1): Mittelalter und Renaissance: Architektur — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.17368#0170
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G-othischer Profanbau.

als Abschluss; das Ganze bemalt und vergoldet. In einzelnen Fällen
kamen solche Altäre sogar fertig aus dem Norden. Natürlich hat die
spätere Zeit mit ihren vermeintlich so viel effectreichern grossen Altar-
gemälden und Marmorgruppen diese bescheideneren Arbeiten grossen-
theils von den Altären verdrängt: man muss zufrieden sein, wenn sie

a überhaupt noch vorhanden sind. Im Dom von Piacenza ist z. B-
ein prächtiger ehemaliger Altaraufsatz über dem Hauptportal ange-

b bracht. Ein anderer in S. Petronio zu Bologna (4. Kap. links).
An den berühmten Kanzeln dieser Zeit ist das Architektonische
in der Regel der Sculptur untergeordnet, ebenso an den Pracht-
gräbern von Heiligen.

Die übrigen Grabmäler, als einer der ersten Anlässe zur Ent-
wicklung einer neuen Sculptur hochbedeutend, sind in der bau-
lichen Anordnung höchst verschieden. Gemeinsam ist ihnen einHaupt-
motiv, welches in neuern Grabdenkmälern meist ganz übergangen
wird, nämlich der Sarkophag. Um und an diesen setzt sich der I
ganze übrige Schmuck in vielen Variationen an, während im Norden
die Grabplatte — gleichviel ob liegend oder stehend — die Grund-
form bleibt, weil auch Bischöfe und Fürsten insgemein in die Erde
gesenkt wurden. Die älteste Weise, den Sarkophag monumental be- I
deutend zu machen, ist seine Aufstellung auf kurzen Säulen, wie z. B.

e der vermeintliche Sarkophag des Trojaners Antenor in Padua auf-
gestellt ist; das bescheidene Grabmal Gregors X. (f 1276) im Dom

d von Arezzo; in derselben Weise auch das Grab des Cardinais An-

e chera (f 1286) in einer Nebenkapelle rechts in S. Prassede zu Rom.
— Oder der Sarkophag wird hoch an einer Wand auf Consolen an- ;
gebracht, welche dann oft prächtig und kraftvoll gestaltet sind;
vgl. die Gräber in mehreren älteren Kirchen Venedigs, im Dom von

f Florenz, im rechten Querschifi von S. Maria Novella und im Kreuz-
S" gang von S. Croce daselbst u. s. w.

In Padua sind die Grabmäler dieser Art eigenthümlich und
nicht unschön aus allen drei Künsten gemischt. Ueber dem auf Con-
solen schwebenden Sarkophag, der bisweilen schöne Eckfiguren und
eine fein individuelle Porträtstatue aufweist, wölbt sich ein Spitz-
bogen mit quadratischer Einfassung; auch dieser hat an den Ecken
Statuetten, in der Leibung gemalte oder Relief-Figuren; die Innen-
fläche des Bogens aber und seine Füllungen gehören regelmässig der
Malerei an, welche die erstere meist mit einer thronenden Maria
zwischen Heiligen, oder mit Maria Krönung u. dgl, geschmückt hat.
Ausser dem malerischen Werthe dieser Darstellungen, in welchen
sich die paduanischen Giottesken mit mehr Glück und Liebe be-
wegen, als in den grossen Freskencyklen, ist auch die Sculptur mit
ihrem oft sehr kenntlichen pisanischen Nachklang nicht zu verachten.
An den beiden stattlichsten Gräbern dieser Art, von Mitgliedern der

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