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Frührenaissance.
Eckhaus, dürfte von seinem Neffen Francesco da Sangallo herrühren1),
von dem sonst keine Bauten bekannt sind. Aus seiner letzten Zeit
a der Pal. Bellarmini gegenüber dem Dom. — In San Savino (wo
Antonio später lebte) soll der Palast des Cardmals von Santa Prassede
und mehr als eine Kirche von Antonio's Erfindung sein, wie auch
der originelle Palast an der Hauptstrasse von 1533, der wirkungs-
b volle Pal. Comunale und die Loggia de' Mercanti. Ob ihm in
c Cortona der Dom angehört, ist unsicher. (Hier zu erwähnen:
d Pal. Sernini und S. M. Nuova bei Cortona, inschriftlich von
e Cristoforo Fanelli aus Florenz, 1530.) — In Arezzo rührt das
Langhaus der Kirche dell' Annunziata (bei Vasari Madonna delle
Lagrime) von Antonio her; das Aeussere ist Rohbau geblieben, im
Innern scheidet sich der ältere, mit etwas grösserer Spannung und
von Säulen getragene Vorraum2) höchst malerisch aus; dann folgt
die dreischiffige Pfeilerkirche mit lauter Tonnen- und Kuppelge-
wölben; endlich über dem Kreuz die niedrige Kuppel. Die Capitäle
an den Pfeilern sehr zierlich mit Delphinen und Masken; alles übrige
Detail einfach.
Endlich gilt als sicherer Bau Antonio's die erhaben über dem
f Abgrund thronende Veste von Civitä Castellana.
s Vielleicht von Antonio: Pal. Maffei-Guarnacci inVolterra,
mit zweistöckiger Halle.
Hier muss eine ganz eigenthümliche Erscheinung eingeschaltet
werden. Als sich die Renaissance an den alten, rituellen Langbau
nicht mehr gebunden hielt und sich ihrem freien Schönheitssinn über-
liess, als man von dem Kirchenbaumeister vor Allem ein schönes und
phantasievolles Gebäude verlangte, da schuf ein sonst wenig bekannter
t Architekt in Pistoja, Ventura Vitoni, die Kirche Madonna dell'
Umiltä (Vorhalle und Chor von 1495, der Mittelbau von 1509). Das
Achteck, welches gleichzeitig Cronaca und Bramante nicht mehr für
Baptisterien, sondern für Sacristeien anwandten, ist hier in bedeuten-
der Grösse, mit einer eleganten Innenbekleidung korinthischer Pilaster
und zierlicher Fenster, zum Hauptraum einer Kirche geworden, die
nur leider erst in später Zeit (durch Vasari) ihre Kuppel erhalten
hat. (Dunkel wie die norentinische.) Ausserordentlich fein und edel
ist besonders die Vorhalle gedacht, zwei Tonnengewölbe und in der
Mitte eine kleine Kuppel, über einer Pilasterarehitektur, unten herum
Sockel und Sitze von Marmor. Die äussere Incrustation fehlt oder
!) Aehnliehe Palastentwürfe Franeesco's vgl. im Geymüller'sclien Codes des
älteren Antonio da Sangallo; der jüngere Antonio hat mit diesem Palast und
mit der Mad. di S. Biagio nichts zu thun.
2) Der Entwurf ist laut Vasari von Bartolommeo deüa Gatta, dessen Existenz
von Milanesi (wahrscheinlich irrthümlich) angezweifelt worden ist.
Frührenaissance.
Eckhaus, dürfte von seinem Neffen Francesco da Sangallo herrühren1),
von dem sonst keine Bauten bekannt sind. Aus seiner letzten Zeit
a der Pal. Bellarmini gegenüber dem Dom. — In San Savino (wo
Antonio später lebte) soll der Palast des Cardmals von Santa Prassede
und mehr als eine Kirche von Antonio's Erfindung sein, wie auch
der originelle Palast an der Hauptstrasse von 1533, der wirkungs-
b volle Pal. Comunale und die Loggia de' Mercanti. Ob ihm in
c Cortona der Dom angehört, ist unsicher. (Hier zu erwähnen:
d Pal. Sernini und S. M. Nuova bei Cortona, inschriftlich von
e Cristoforo Fanelli aus Florenz, 1530.) — In Arezzo rührt das
Langhaus der Kirche dell' Annunziata (bei Vasari Madonna delle
Lagrime) von Antonio her; das Aeussere ist Rohbau geblieben, im
Innern scheidet sich der ältere, mit etwas grösserer Spannung und
von Säulen getragene Vorraum2) höchst malerisch aus; dann folgt
die dreischiffige Pfeilerkirche mit lauter Tonnen- und Kuppelge-
wölben; endlich über dem Kreuz die niedrige Kuppel. Die Capitäle
an den Pfeilern sehr zierlich mit Delphinen und Masken; alles übrige
Detail einfach.
Endlich gilt als sicherer Bau Antonio's die erhaben über dem
f Abgrund thronende Veste von Civitä Castellana.
s Vielleicht von Antonio: Pal. Maffei-Guarnacci inVolterra,
mit zweistöckiger Halle.
Hier muss eine ganz eigenthümliche Erscheinung eingeschaltet
werden. Als sich die Renaissance an den alten, rituellen Langbau
nicht mehr gebunden hielt und sich ihrem freien Schönheitssinn über-
liess, als man von dem Kirchenbaumeister vor Allem ein schönes und
phantasievolles Gebäude verlangte, da schuf ein sonst wenig bekannter
t Architekt in Pistoja, Ventura Vitoni, die Kirche Madonna dell'
Umiltä (Vorhalle und Chor von 1495, der Mittelbau von 1509). Das
Achteck, welches gleichzeitig Cronaca und Bramante nicht mehr für
Baptisterien, sondern für Sacristeien anwandten, ist hier in bedeuten-
der Grösse, mit einer eleganten Innenbekleidung korinthischer Pilaster
und zierlicher Fenster, zum Hauptraum einer Kirche geworden, die
nur leider erst in später Zeit (durch Vasari) ihre Kuppel erhalten
hat. (Dunkel wie die norentinische.) Ausserordentlich fein und edel
ist besonders die Vorhalle gedacht, zwei Tonnengewölbe und in der
Mitte eine kleine Kuppel, über einer Pilasterarehitektur, unten herum
Sockel und Sitze von Marmor. Die äussere Incrustation fehlt oder
!) Aehnliehe Palastentwürfe Franeesco's vgl. im Geymüller'sclien Codes des
älteren Antonio da Sangallo; der jüngere Antonio hat mit diesem Palast und
mit der Mad. di S. Biagio nichts zu thun.
2) Der Entwurf ist laut Vasari von Bartolommeo deüa Gatta, dessen Existenz
von Milanesi (wahrscheinlich irrthümlich) angezweifelt worden ist.