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Frührenaissance.
vor die Kirche, mit weitgespannten Rundbogen, unten auf achteckigen
Pfeilern, oben auf Säulen. Dies macht zwar keinen kirchlichen,
aber immerhin einen heitern und angenehmen Eindruck. Hierher
a gehört auch der Bau des Ponte Sisto und des Hospitals von
t> S. Spirito. (Die Kuppel beim mittleren Eingang? Der Glockenthurni
der Kirche, welcher der erste und vielleicht der beste des neuen
Stiles in Rom ist? vgl. S. 10b.) Ferner das kleine Schiff und der acht-
c eckige Kuppelraum von S.Maria della Pace. Alles mit Kapellen-
nischen. Pietro da Cortona hat später dem Aeussern einen ganz neuen |l
Sinn gegeben. —Wenigstens von G. da Pietrasanta ausgeführt ist das
<J von Innocenz VIII. erbaute Belvedere imVatican. Damals ganz
isolirt, zeigt die kleine Villa schon eine offene Bogenhalle zwischen j
zwei Vorbauten. — Ausserhalb Roms baute Meo del Caprino den j
eDom von Turin (1492—98) und vielleicht die Klosterkirche von
f Monte Cappuccino bei Turin, ein achteckiger Centraibau mit |
Kapellennischen; Kuppel mit Zeltdach, bescheidene gute äussere In-
crustation. Ob nach der Verwandtschaft mit der Fassade des Turiner
e Domes dem Meo auch die Fassade von S. Pietro in Montorio zu
Rom, sowie die kapellenartig kleine Cathedrale von Ostia zuge-
schrieben werden darf, wagen wir nicht zu entscheiden.
Die achteckigen Pfeiler, von welchen die Rede war, sind in dieser
Zeit das Zeugniss für das gänzliche Ausgehen der bequem und für
Jedermann zur Hand liegenden antiken Säulen; über die noch verfüg-
baren begann damals schon eine höhere Aufsicht, sei es, dass sie er-
halten oder vernutzt werden sollten. Der unverjüngte achteckige
Pfeiler kann in jeder Steinhütte geliefert werden, und die toscanische
Baukunst hatte ihn in der gothischen Zeit und schon früher auf alle
Weise angewandt. In Rom ist vielleicht eines der frühesten Beispiele
b. der Hof des Governo Vecchio (1475), malerisch unregelmässig, von
i mehrern Stockwerken. — Etwas später: der Hof des Pal. Sforza-
Cesarini (bei Chiesa nuova). —Wiederum später und sehr hübsch:
k der Hof des Hospitals S. Giovanni de' Genovesi (in Trastevere).
l Im Jahr 1500 begann der Bau von S. Maria dell' Anima.
Das Innere von einem nordischen Baumeister; gleiche Schiff höhen,
Kreuzgewölbe, hohe missgeschaffene Wandnischen durch moderne
Stuccatur stark verändert. Die Fassade von 1514 ist jedenfalls nicht
von Giul. da Sangallo; die Thüren vielleicht von B. Peruzzi; die Ver-
bindung von Backsteinflächen und drei Ordnungen korinthischer
Pilaster über einander, obwohl rein decorativer Natur, wirkt doch
edel; bei der bescheidenen Bildung der Pilaster und Gesimse kann
die schöne Mittelthür kräftig heraustreten. Für eine schmale Strasse
und für beschränkte Mittel ist hier das Mögliche geleistet; eine spätere
Zeit hat bei ähnliehen Aufgaben mit den dreifachen Kosten ganze
Säulen nebst einer Begleitung vielfach abgestufter Wandpilaster da-
Frührenaissance.
vor die Kirche, mit weitgespannten Rundbogen, unten auf achteckigen
Pfeilern, oben auf Säulen. Dies macht zwar keinen kirchlichen,
aber immerhin einen heitern und angenehmen Eindruck. Hierher
a gehört auch der Bau des Ponte Sisto und des Hospitals von
t> S. Spirito. (Die Kuppel beim mittleren Eingang? Der Glockenthurni
der Kirche, welcher der erste und vielleicht der beste des neuen
Stiles in Rom ist? vgl. S. 10b.) Ferner das kleine Schiff und der acht-
c eckige Kuppelraum von S.Maria della Pace. Alles mit Kapellen-
nischen. Pietro da Cortona hat später dem Aeussern einen ganz neuen |l
Sinn gegeben. —Wenigstens von G. da Pietrasanta ausgeführt ist das
<J von Innocenz VIII. erbaute Belvedere imVatican. Damals ganz
isolirt, zeigt die kleine Villa schon eine offene Bogenhalle zwischen j
zwei Vorbauten. — Ausserhalb Roms baute Meo del Caprino den j
eDom von Turin (1492—98) und vielleicht die Klosterkirche von
f Monte Cappuccino bei Turin, ein achteckiger Centraibau mit |
Kapellennischen; Kuppel mit Zeltdach, bescheidene gute äussere In-
crustation. Ob nach der Verwandtschaft mit der Fassade des Turiner
e Domes dem Meo auch die Fassade von S. Pietro in Montorio zu
Rom, sowie die kapellenartig kleine Cathedrale von Ostia zuge-
schrieben werden darf, wagen wir nicht zu entscheiden.
Die achteckigen Pfeiler, von welchen die Rede war, sind in dieser
Zeit das Zeugniss für das gänzliche Ausgehen der bequem und für
Jedermann zur Hand liegenden antiken Säulen; über die noch verfüg-
baren begann damals schon eine höhere Aufsicht, sei es, dass sie er-
halten oder vernutzt werden sollten. Der unverjüngte achteckige
Pfeiler kann in jeder Steinhütte geliefert werden, und die toscanische
Baukunst hatte ihn in der gothischen Zeit und schon früher auf alle
Weise angewandt. In Rom ist vielleicht eines der frühesten Beispiele
b. der Hof des Governo Vecchio (1475), malerisch unregelmässig, von
i mehrern Stockwerken. — Etwas später: der Hof des Pal. Sforza-
Cesarini (bei Chiesa nuova). —Wiederum später und sehr hübsch:
k der Hof des Hospitals S. Giovanni de' Genovesi (in Trastevere).
l Im Jahr 1500 begann der Bau von S. Maria dell' Anima.
Das Innere von einem nordischen Baumeister; gleiche Schiff höhen,
Kreuzgewölbe, hohe missgeschaffene Wandnischen durch moderne
Stuccatur stark verändert. Die Fassade von 1514 ist jedenfalls nicht
von Giul. da Sangallo; die Thüren vielleicht von B. Peruzzi; die Ver-
bindung von Backsteinflächen und drei Ordnungen korinthischer
Pilaster über einander, obwohl rein decorativer Natur, wirkt doch
edel; bei der bescheidenen Bildung der Pilaster und Gesimse kann
die schöne Mittelthür kräftig heraustreten. Für eine schmale Strasse
und für beschränkte Mittel ist hier das Mögliche geleistet; eine spätere
Zeit hat bei ähnliehen Aufgaben mit den dreifachen Kosten ganze
Säulen nebst einer Begleitung vielfach abgestufter Wandpilaster da-