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Burckhardt, Jacob; Bode, Wilhelm
Der Cicerone: eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens (Band 2,2): Mittelalter und Renaissance: Plastik und Malerei — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.17369#0534
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830

Moderne Malerei.

a Frescobildeni im Chor von S. Maria in Vado zu Ferrara. U. a,m.
Saraceni trifft noch einmal den wahren idyllischen Inhalt, wenn auch

b in barocker Art. (Bild im Pal. Doria zu Rom, I. 32: Mutter und
Kind schlummern, ein Engel spielt Violine, und Joseph hält das Noten-
blatt; ganz im Anschluss an frühe Werke des Caravaggio.) Bei den
Meisten aber wird die Scene zu einer grossen Engelcour im Walde;
so schon in dem oben (S. 811h) erwähnten Prachtbilde des Rutilio
Manetti; vollends aber ist es ergötzlich zu sehen, was ein später
Neapolitaner daraus gemacht hat. (Bild des Giac. del Po, im rechten

c Querschiff von S. Teresa zu Neapel oberhalb des Museums.) Die
Scene ereignet sich auf einer Nilinsel; Joseph wacht auf, es ist eben
himmlische Audienz; die Madonna spricht mit einem Engel, der einen
Nachen anbietet, und überlässt inzwischen das Kind der Bewunderung
und Anbetung zahlreicher Engel verschiedenen Ranges: die ältern
darunter meistern die jüngern u. s. w. — In andern Scenen des
Jugendlebens Christi ist Sassoferrato allein fast immer naiv sammt

d seiner Sentimentalität; eine h. Familie im Pal. Doria zu Rom;
Josephs Tischlerwerkstatt, wo der Christusknabe die Späne kehrt, im

e Museum von Neapel. Bei den Bolognesen wird bisweilen auf eine
nicht ganz gesunde Weise die Handlung des Christus auf das Christus-

f kind übertragen, wie z. B. in einem Bilde des Cignani (S. Lucia zu
Bologna, 3. Altar links), wo das Bambino vor den Knieen der Mutter
stehend den Johannes und die h. Teresa mit Kränzen belohnt. Bei

g Albani (Mad. di Galliera zu Bologna, 2. Altar links) ist eine
Vorahnung der Passion so ausgedrückt, dass das Christuskind affect-
voll emporblickt nach den mit den Marterinstrumenten (wie mit Spiel-
zeug) herumschwebenden Putten: unterhalb der Stufen Maria und
Joseph, ganz oben Gott-Vater, bekümmert und gefasst. — Von den

h zahllosen Josephsbildern ein gutes von Guercino (S. Giov. in Monte
zu Bologna, 3. Kap. rechts); das Kind hält dem Pflegevater eine
Rose zum Riechen hin.

Eine Scene der Art, wie Christus unter den Schriftgelehrten, muss
bei der naturalistischen Auffassung noch viel bedenklicher werden,

i als sie schon an sich ist. Salvator Rosa (Museum von Neapel) malt
um den hilflosen Knaben herum das brutalste Volk. — Einzelne
Bilder der Taufe und der Versuchung werden unten genannt werden.
Die Wunder Christi werden fast ganz verdrängt durch die Wunder
der Heiligen; an der Hochzeit von Cana wird grade das Wunder am
wenigsten hervorgehoben (angenehmes grosses Genrebild dieses Im-

k haltes von Bonone, Ateneo zu Ferrara). — Die Vertreibung der
Käufer und Verkäufer aus dem Tempel hat z. B. Guercino in einem

] gleichgültigen Bilde geschildert (Pal. Brignole zu Genua); lehr-
reicher ist es, in der grossen Frescodarstellung dieser Scene, welche

m Luca Giordano a' Gerolomini (S. Filippo) zu Neapel über dem
 
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