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Burckhardt, Jacob; Dürr, Emil [Hrsg.]
Vorträge 1844 - 1887 — Basel, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.30685#0007

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VORWORT

Trotzdem Jacob Burckhardt im Jahre 1872, nach dem Rücktritt
Leopold Rankes, die Nachfolgerschaft auf dem ersten Lehrstuhl der Ge*
schichte in Deutschland angetragen worden, ist er seiner Universität und
Vaterstadt treu geblieben. Hochschule und Heimatstadt! Denn sein
Wirken in Basel blieb nicht auf geschichtliche und kunstgeschichtliche
Vorlesungen beschränkt. Die Bürgerschaft war schon unter den aka-
demischen Hörern Burckhardts immer stark vertreten. Er hat aber außer?
dem während fiinf Jahrzehnten aus innerm Bedürfnis Anlaß genommen,
zu der gebildeten Basler Bevölkerung in den gegebenen, ungesuchten
Formen und Veranstaltungen von dem zu sprechen, was ihm in Ge?
schichte, Kunst und Literatur wesentlich und groß erschien. Er hat damit
bei seinen Mitbiirgern das Verständnis, die Freude und die Verantworts
ung für die Welt der Schönheit und der geistigen Giiter geweckt und
gehegt, der er selbst sein Leben vorbehalten hatte. Aber was so um?
schrieben ist, nannte er in einfacher Weise: „Allgemeine Anregung zu
geschichtlicher Betrachtung der Welt.“

Seine Tätigkeit an der Universität und in den öffentlichen Vor?
trägen hat er durchaus als Einheit betrachtet, ohne irgendwelchen Unter?
schied in Stoff, Form und Auffassung zu machen. Es war für ihn ein
und dasselbe Amt, und er hat nach seinen eigenen Worten „dies Amt in
seinem ganzen Umfange stets hochgehalten und daneben auf literarische
Erfolge von Herzen gerne verzichtet.“ Mit Burckhardt ist iiber diesen
Verzicjit nicht zu rechten. Doch das geistige Basel von 1860—1890 ist
sich der reichen Humanität bewußt, die es seinem Geiste dankt, und
Staunen und Dankbarkeit ist bei all denen heute noch nicht ent*
schwunden, die den unvergänglichen Zauber von Burckhardts Wort,
Kunst und Gesinnung in seinen Vorträgen erfahren durften.

Wie Nietzsche über Burckhardts Vorlesungen und Vorträge geur?
teilt hat, ist bekannt. Und derjenige, der in der Geistesgeschichte Basels
und des deutschen Sprachgebietes aus manchen Gründen neben den
beiden genannt wird, Carl Spitteler, hat aus eigenem Erlebnis vor einigen
Jahren das Urteil Nietzsches in besonderer Beziehung auf die Vorträge
bestätigt und ausgeführt: „Sollten Burckhardts öffentliche und UniversL
tätsvorträge wirklich nicht veröffentlicht sein“ fragt er in seinen Er*
innerungen an Burckhardt („Jakob Burckhardt und der Student“, Neue
Zürcher Zeitung 1912, Nr. 184/6, 191/3), „dann erlaube ich mir, daran zu

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