ihr Ausweichen vor den eigentlichen historischen Problemen1. Seine durch zahl-
reiche andere Zeugnisse bekannte persönliche Stellungen Philosophie hatBurck-
hardt ein gutes Jahr später seinem Schülerin Grenzpch dar gelegt. Hinten p. 30.
Cf. auch Wöljflins Brief an seine Eltern vom Sommer 1884; hinten p. 33.
Aus einem Briefe Wölfflins an seine Eltern.
Basel, 1883 (ohne Datum).
... Wahrhaftig, die Physik muß einem doch imponieren mit ihren
abgeschlossenen, ewig gültigen Gesetzen, gegenüber dem ewig
schwankenden Bilde der Geschichte, das jeder anders anschaut und
wo nichts herausgekommen ist bis jetzt. Man muß unbedingt neue
Elemente in diese Masse bringen, und sie in einem Teig analysierend
wirken lassen. Vor allem aber davon fernhalten, was nur subjektive
Ansicht ist und nicht bewiesen werden kann.
Wölfflins Bewunderung für die Naturwissenschaften tritt in diesem Be-
kenntnis zum ersten Male deutlich an den Tag. Sie ist vermutlich durch die
sprachgeschichtlichen Untersuchungen des Vaters geweckt worden, der immer
wieder auf die Wichtigkeit naturwissenschaftlicher Methoden für den Philologen
hingewiesen haP. Schon in seiner Dissertation von 1886 erhebt Wölfflinjene für
sein ganzes späteres Denken so charakteristische Forderung nach «exakterAr-
beit», nach «festen Formen », die er dann in seinem Hauptwerke, den «Kunst-
geschichtlichen Grundbegriffen» von 191 j so großartig erfüllen solltet. In einem
Briefe an seine Verwandte, Frau Bühler-Koller, vom 29. Januar 192j, dessen
Kenntnis wir der Freundlichkeit der Erben der Adressatin verdanken, findet
sich, als Antwort auf die Anregung, ein Buch über Rembrandt zu schreiben,
der bezeichnende Satz: «Ich werde nie über Personen schreiben, sondern nur
über Sachlichkeiten. Darum ist mir die Naturwissenschaft so sympathische.
1 «Storiografia senza problema storico» nennt z. B. Benedetto Croce diese
Geschichtsbetrachtung in seinem Buche «La storia come pensiero e come azione»
Bari 1938, p. 75 ff. Cf. darüber zuletzt die Ausführungen von Arminio Jänner in
dem Aufsatz «II conservativismo di Jacopo Burckhardt». Svizzera italiana VII.
1947, p. 418; VIII., 1948, p. 28, besonders p. 45.
2 Cf. Eduard Wölfflin, Ausgewählte Schriften. Leipzig 1933, p. 285, sowie,
im gleichen Bande, das Urteil von Jacob Wackernagel, p. IX.
3 Cf. dazu unsern Kommentar in den «Kleinen Schriften», p. 247, wo auch
weitere Zeugnisse zu diesem Thema mitgeteilt werden.
4 Cf. dazu Wölfflins Einleitung zu Burckhardts «Erinnerungen aus Rubens».
Gesamtausgabe Bd. XIII, Basel 1934, p. 272.
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reiche andere Zeugnisse bekannte persönliche Stellungen Philosophie hatBurck-
hardt ein gutes Jahr später seinem Schülerin Grenzpch dar gelegt. Hinten p. 30.
Cf. auch Wöljflins Brief an seine Eltern vom Sommer 1884; hinten p. 33.
Aus einem Briefe Wölfflins an seine Eltern.
Basel, 1883 (ohne Datum).
... Wahrhaftig, die Physik muß einem doch imponieren mit ihren
abgeschlossenen, ewig gültigen Gesetzen, gegenüber dem ewig
schwankenden Bilde der Geschichte, das jeder anders anschaut und
wo nichts herausgekommen ist bis jetzt. Man muß unbedingt neue
Elemente in diese Masse bringen, und sie in einem Teig analysierend
wirken lassen. Vor allem aber davon fernhalten, was nur subjektive
Ansicht ist und nicht bewiesen werden kann.
Wölfflins Bewunderung für die Naturwissenschaften tritt in diesem Be-
kenntnis zum ersten Male deutlich an den Tag. Sie ist vermutlich durch die
sprachgeschichtlichen Untersuchungen des Vaters geweckt worden, der immer
wieder auf die Wichtigkeit naturwissenschaftlicher Methoden für den Philologen
hingewiesen haP. Schon in seiner Dissertation von 1886 erhebt Wölfflinjene für
sein ganzes späteres Denken so charakteristische Forderung nach «exakterAr-
beit», nach «festen Formen », die er dann in seinem Hauptwerke, den «Kunst-
geschichtlichen Grundbegriffen» von 191 j so großartig erfüllen solltet. In einem
Briefe an seine Verwandte, Frau Bühler-Koller, vom 29. Januar 192j, dessen
Kenntnis wir der Freundlichkeit der Erben der Adressatin verdanken, findet
sich, als Antwort auf die Anregung, ein Buch über Rembrandt zu schreiben,
der bezeichnende Satz: «Ich werde nie über Personen schreiben, sondern nur
über Sachlichkeiten. Darum ist mir die Naturwissenschaft so sympathische.
1 «Storiografia senza problema storico» nennt z. B. Benedetto Croce diese
Geschichtsbetrachtung in seinem Buche «La storia come pensiero e come azione»
Bari 1938, p. 75 ff. Cf. darüber zuletzt die Ausführungen von Arminio Jänner in
dem Aufsatz «II conservativismo di Jacopo Burckhardt». Svizzera italiana VII.
1947, p. 418; VIII., 1948, p. 28, besonders p. 45.
2 Cf. Eduard Wölfflin, Ausgewählte Schriften. Leipzig 1933, p. 285, sowie,
im gleichen Bande, das Urteil von Jacob Wackernagel, p. IX.
3 Cf. dazu unsern Kommentar in den «Kleinen Schriften», p. 247, wo auch
weitere Zeugnisse zu diesem Thema mitgeteilt werden.
4 Cf. dazu Wölfflins Einleitung zu Burckhardts «Erinnerungen aus Rubens».
Gesamtausgabe Bd. XIII, Basel 1934, p. 272.
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