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Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0083

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IV.

Der ardiaisierende Palastbau.

Palladio war nidit der fisdiblütige Theoretiker, für den er zumeist
gehalten wird. Sonst hätte es ihm nidit in den Sinn kommen können,
die riesigen Ädelspaläste Roms nach den Besdireibungen Vitruvs in
einem Teile seiner Landhäuser neu erstehen zu lassen. Freilich, es
bedurfte auch der Mäcene, die mit dem Willen die finanzielle Macht
hatten, soldie Ideen zu verwirklidien. Äls Quelle diente auch hier
in erster Linie Vitruv. Palladio aber begnügt sidi nidit mit einer
nüchternen Rekonstruktion jener abstrakten Idealpläne, die er nadi
dem Texte Vitruvs in seinem Ärchitekturwerk gab, sondern er erstrebte
unter Beibehaltung der allgemeinsten Ideen vor allem eine persönliche,
den modernen praktischen Bediirfnissen und dem besonderen Zweck
mehr Redinung tragende Komposition. Die archaisierende Tendenz,
das Bestreben, Grundrißformen ihrer historischen Eigenart, nidit ihrer
kiinstlerischen Bedeutung und Entwiddungsfähigkeiten wegen nach-
zubilden, ist das durchgehende Charakteristikum dieser Palasttgpen.
In riditiger Erkenntnis der Eigenart des antiken (griechischen) Hauses
Iassen diese Bauten eine Vernachlässigung der eigentlich monu-
mentalen Fassadenwirkung erkennen und sind vorwiegend nadi
innen gewandt. So muß hier das antiquarische Interesse mit den
Forderungen der Gegenwart den merkwürdigsten Kompromiß eingehen,
den die Baugeschichte kennt. Die Entstehungsgeschidite dieser teil-
weise gewaltigen Pläne ist nicht nur ein sehr widitiges Kapitel der
venezianischen Kunst und Kultur, sondern eines der interessantesten
Blätter der Geschidite der Renaissance überhaupt. Man müßte freilich
durdi die mäditigen Portiken in die schönsten dieser Paläste mit ihren
wechselnden Äspekten eintreten, an den schimmernden Säulen vor

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