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Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0113

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dem Muster der sala delle quattro colonne getreten, ähnlich wie ihn
Palladio in seinem zweiten Budie besdireibt.1) Die Dedce wird von
vier Säulen in den Diagonaladisen getragen, eine konstruktive Phraseo-
logie im Änsdiluß an antike Vorbilder. Die Wandnisdaen sind mit
Statuen gesdimüdct, die die sala grande, einen hierfür allerdings etwas
zu engen Raum, zu einer kleinen Ruhmeshalle des Gesdhledites der
Cornaro madien. In den Nisdien stehen (von links nadi rechts) der
Erbauer Giorgio Cornaro, daneben der Doge aus dem Hause Cornaro,
dann die berühmte Königin von Cypern und ihr Gemahl, diesem gegen-
über Girolamo, der Sohn des Giorgio und Ändrea Cornaro. Die Reihe
der übrigen Säle, die sidi auch im ObergeschoB, von den niedrigen
Flügelräumen abgesehen, wiederholen, wirkt durdi das gleichmässige,
monumentale Pathos leer und ermüdend und der namentlidi im unteren
Gesdioß ziemlidi gut erhaltene, künstlerisdi unbedeutende malerisdie
Schmuck des 17. Jahrhunderts2) ist nidit dazu angetan, diesen Eindrudk
zu verbessern.

Der Fassade der Villa in Piombino ist die der Villa in Marocco
verwandt, die Palladio für Leonardo Mocenigo zu erriditen begonnen
hatte. Der Plan wurde 1561 entworfen, ist aber niemals über besdiei-
dene Änfänge hinaus gediehen. Nodi Scamozzi sah den von Palladios

') Palladio, a. a. 0., II, 4 u. 5.

a) Die Nebenräume um den 8 m hohen Mittelsaal haben eine Höhe von un-
gefähr 6 m. Saal 8 (nadi den eingezeichneten Nummern im Plan) hat eine sehr
reiche Stuckdekoration aus dem 17. Jahrhundert und zeigt an den Wänden Fresken
aus der Gesdiidite Noahs. Bau der Ärche, Sintflut, Dankopfer, Einsdiiffung der
Tiere, Noahs Sdiande. Saal 9: Szenen aus der Geschichte Äbrahams und Isaaks,
Opferung Isaaks, Bau des babglonischen Turms, Begegnung der Königin von Saba und
Salomons. Saal 10: stuckiertes Tonnengewölbe mit dem Traum Jakobs und Jakob
segnet Esau. Saal 6: reidi dekorierte Spiegelgewölbe mit Davids Triumphzug,
Einzug in Babylon, Bau des salomonisdien Tempels, Urteil Salomonis. Saal 4:
Sdilangenwunder vor Pharao, Zerstörung Babylons und Flucht des Loth, Durchzug
durdis rote Meer, babylonisdie Sprachverwirrung, Äuszug ins gelobte Land, der
Herr ersdieint Moses im Feuerbusdi. Zimmer 5: Mannalese, Tanz ums goldene
Kalb, oben an der Dedre Moses Dankopfer. Sämtliche Gemälde in kleinfigürlidier
Darstellung mit vorwiegend landsdiaftlidiem Charakter und akademisch nüchternem
Farbengesdimack. Äudi in dem oberen Stock sind Reste von Fresken erhalten.
Eine Änbetung der Hirten ist noch erkennbar.

Die Villa ist im 19. Jahrhundert von der Familie Torri geerbt worden und in
den Besitz des cavaliere Gaetani Carminati übergegangen.

Burgsr, Di# Vlllen des Ändrea Palladlo. 7

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