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Burger, Fritz; Schmitz, Hermann; Beth, Ignaz; Burger, Fritz [Contr.]; Schmitz, Hermann [Contr.]; Beth, Ignaz [Contr.]; Schmitz, Hermann [Contr.]; Beth, Ignaz [Contr.]
Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance (Band 3): Oberdeutschland im 15./16. Jahrhundert — Berlin-Neubabelsberg: Akad.Verl.-Ges. Athenaion, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.61917#0147
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HANS VON KULMBACH

609

Hans Sueß von Kulm-
bach stand unter Dürers Schü-
lern dem Meister offenbar am
nächsten. Geboren um 1476, also
nur wenig jünger als Dürer, hat
er in den Jahren 1500-1506 in
enger Berührung mit Dürer, viel-
leicht in dessen eigener Werkstatt
gearbeitet. Auch späterhin, in
den Jahren von 1507—14, ist
diese Verbindung nicht völlig ge-
löst worden. Zu dem bedeutend-
sten Tafelbilde Kulmbachs, dem
Tucherschen Altar der Lorenz-
kirche von 1513, mit der thronen-
den Madonna, von Katharina und
Barbara begleitet im Mittelbilde
und den hl. Petrus, Laurentius,
Johannes dem Täufer und Hiero-
nymus auf den Flügeln, hat Dü-
rer im Jahre 1511 Federskizzen
gefertigt (im Berliner Kupfer-
stichkabinett und anderwärts);
auch die beiden großen Fenster
des Chores von St. Sebald, das
Markgrafen- und das Kaiserfen-
ster, nach Kulmbach von Veit
Hirsvogel 1514—1515 gemalt,
haben so viele Berührungspunkte
mit dem Dürerschen Stil (z. B.
mit Dürers Zeichnungen zu den
Hohenzollerngrabmälern in Röm-
hild), daß man auch hier Dürers
Hand im Spiele vermuten kann.
Von 1514—1516 wirkte Kulmbach
in Krakau. Nach seiner Rückkehr
arbeitete er in Gemeinschaft mit
Dürer an dem Triumphzug für
Kaiser Max. Sechs Jahre vor
seinem Meister, bereits im Jahre


126. Hans von Kulmbach: Enthauptung des Petrus um 1505—10.
Florenz, Uffizien

1522, ist Kulmbach gestorben.
Kulmbach ist der stärkste Farbenkünstler der Dürerschule. Den Höhepunkt seiner malerischen Entwick-
lung bezeichnet neben dem Tucheraltar die figurenreiche Anbetung der hl. drei Könige von 1511 in der
Berliner Galerie; die lichten klaren, in Gelb‘ und Rot besonders leuchtenden Farben und die große frei-
räumige Bogenarchitektur zeigen den Meister von seiner besten Seite, die in der Bewältigung dekorativer
repräsentativer Aufgaben liegt. Die noch luftiger wirkende Mitteltafel des Tucheraltares, ist im Anschluß
an die venezianischen Heiligen Versammlungen zentral angeordnet; die Madonna sitzt in einerhalbbogenbe-
krönten Muschelnische. Ungefähr gleichzeitig mit der Ausstattung der Augsburger Annenkapelle, zu deren
Grabreliefs mit Simson und der Auferstehung Dürer im Jahre 1510 die sorgfältigen Zeichnungen (in
Berlin und Wien) geliefert hat, 4st diese ornamentale Architektur ein wichtiges Glied in der Entwicklung
zur Renaissancekunst unter Dürers Einfluß. Die Glasgenfälde des Sebaldpfarrhofes — Lukas die Madonna
malend und der kaiserliche Rat und Verfasser des Teuerdank Melchior Pfinzing 1513 — die genannten
Fenster von St. Sebald 1514 und endlich die Fenster der Rochuskapelle von 1520, vertreten die weiteren
Stufen in der Aufnahme der italienischen Pfeiler- und Bogenformen durch Hans von Kulmbach. Der
 
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