MARTIN SCHAFFNER
641
155. Martin Schaffner: Bildnis des Itel. Besserer. Ulm,
Münster
156. Martin Schaffner: Tod Mariae, 1524.
München, Pinakothek
— sei es nach Burgkmairs oder Dürers Vorbild — ist deutlich; auch in den frühen Bildnissen des Wolfgang
Oettingen in der Münchner Pinakothek und der Nürnberger Burg, deren lichte weißrötliche Fleischtöne
und blaue Gründe den aufgeheiterten Farbengeschmack Schaffners zeigen. Die Haupttätigkeit Schaffners
umfaßt die Zeit von rund 1510—1525. Eine klare, helle, häufig ins Blonde spielende, von Erdtönen freie
Färbung ist den besten Werken eigen. Ein stiller und heiter-beschaulicher Grundzug waltet in den Porträts
sowohl wie in den religiösen Szenen. Ruhige, idyllische Vorgänge aus dem Leben der Maria, in einer
bürgerlich-schlichten Tonart vorgetragen, liegen ihm am besten. Darin ist er seinem Stadtgenossen Zeitblom
verwandt, indes wirken seine Bilder durch die rundliche volle Formenzeichnung und die Durchbildung des
Räumlichen mittels hoher Pilaster- und Säulengebäude im Frührenaissancestil weit freier. Und gleichwohl
ist er in vielen Zügen von der altertümlich dekorativen Art der Spätgotik nicht losgekommen; das gotische
Stabwerkornament kehrt in den Bauten und Umrahmungen der Bilder häufig wieder. In seiner besten Zeit
sucht er — nach dem Vorgang des Burgkmair — die Farben durch bräunliche Schatten auf einen Ton zu-
sammenzustimmen; in dem Bildnis des Itel Besserer in der Besserer-Kapelle des Ulmer Münsters erreicht
er eine seltene Geschlossenheit des Tones, eine flockig schimmernde Wirkung im Bart und Pelz (Abb. 155).
Die besten Altarbilder Schaffners sind die Flügel des Ulmer Hochaltars von 1521, die hl. Sippe vorführend,,
und die vier Flügelbilder mit Darstellungen aus dem Mariemeben, — Verkündigung, Darstellung, Ausgießung
des hl. Geistes und Tod Mariae (Abb. 156) — aus dem Kloster Wettenhausen, jetzt in der Münchner Pinako-
thek, entstanden 1524. Die prächtig gezierten und vergoldeten Renaissancehallen mit weiten Ausblicken
lassen die Einwirkung Burgkmairscher Malereien und Holzschnitte zutage treten. In seiner späteren Zeit,
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155. Martin Schaffner: Bildnis des Itel. Besserer. Ulm,
Münster
156. Martin Schaffner: Tod Mariae, 1524.
München, Pinakothek
— sei es nach Burgkmairs oder Dürers Vorbild — ist deutlich; auch in den frühen Bildnissen des Wolfgang
Oettingen in der Münchner Pinakothek und der Nürnberger Burg, deren lichte weißrötliche Fleischtöne
und blaue Gründe den aufgeheiterten Farbengeschmack Schaffners zeigen. Die Haupttätigkeit Schaffners
umfaßt die Zeit von rund 1510—1525. Eine klare, helle, häufig ins Blonde spielende, von Erdtönen freie
Färbung ist den besten Werken eigen. Ein stiller und heiter-beschaulicher Grundzug waltet in den Porträts
sowohl wie in den religiösen Szenen. Ruhige, idyllische Vorgänge aus dem Leben der Maria, in einer
bürgerlich-schlichten Tonart vorgetragen, liegen ihm am besten. Darin ist er seinem Stadtgenossen Zeitblom
verwandt, indes wirken seine Bilder durch die rundliche volle Formenzeichnung und die Durchbildung des
Räumlichen mittels hoher Pilaster- und Säulengebäude im Frührenaissancestil weit freier. Und gleichwohl
ist er in vielen Zügen von der altertümlich dekorativen Art der Spätgotik nicht losgekommen; das gotische
Stabwerkornament kehrt in den Bauten und Umrahmungen der Bilder häufig wieder. In seiner besten Zeit
sucht er — nach dem Vorgang des Burgkmair — die Farben durch bräunliche Schatten auf einen Ton zu-
sammenzustimmen; in dem Bildnis des Itel Besserer in der Besserer-Kapelle des Ulmer Münsters erreicht
er eine seltene Geschlossenheit des Tones, eine flockig schimmernde Wirkung im Bart und Pelz (Abb. 155).
Die besten Altarbilder Schaffners sind die Flügel des Ulmer Hochaltars von 1521, die hl. Sippe vorführend,,
und die vier Flügelbilder mit Darstellungen aus dem Mariemeben, — Verkündigung, Darstellung, Ausgießung
des hl. Geistes und Tod Mariae (Abb. 156) — aus dem Kloster Wettenhausen, jetzt in der Münchner Pinako-
thek, entstanden 1524. Die prächtig gezierten und vergoldeten Renaissancehallen mit weiten Ausblicken
lassen die Einwirkung Burgkmairscher Malereien und Holzschnitte zutage treten. In seiner späteren Zeit,