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Burger, Fritz; Schmitz, Hermann; Beth, Ignaz; Burger, Fritz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]
Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance (Band 3): Oberdeutschland im 15./16. Jahrhundert — Berlin-Neubabelsberg: Akad.Verl.-Ges. Athenaion, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.61917#0190
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BURGKMAIR: ZEICHNUNGEN FÜR DEN HOLZSCHNITT


162. Hans Burgkmair: Esther und Ahasver. München, Pinakothek

Mit dem Jahre 1510 war Burgkmair in Fühlung mit dem Kaiser Max getreten und
übernahm eine Reihe von Illustrationsarbeiten im Auftrage des Kaisers. Von 1510—1518
hat er fast ausschließlich als Holzschnittzeichner gewirkt. Auch auf den Holzschnitt hat
Burgkmair am frühesten und konsequentesten den klaren Renaissancestil übertragen. Nur
wenige frühe Blätter um 1500 sind noch in der groben eckigen spätgotischen Manier gehalten.
Prachtvolle Denkmale des reifen Burgkmairstiles sind das Blatt des Lukas die Madonna
malend 1507, der hl. Georg und Kaiser Maximilian von 1518, Meisterschnitte des haupt-
sächlichsten der für den Kaiser tätigen Holzschneider, des Jost de Negker, mit zwei Farben
gedruckt (Abb. 160)^ zwei der glänzendsten Beispiele dieser Technik, der Tod als Würger 1510,
ebenfalls mit zwei Farbenplatten, und, wie die vorigen, durch die feine italienische Pilaster-
architektur hervorragend, ferner Papst Julius II., ein Profil in Rund nach einer Medaille,
das Profil des Jakob Fugger und das Halbprofil des Joh. Baumgarten von 1512. Mit den
klaren anmutigen Konturen wirken die dichten sauberen Schraffuren zusammen, die den
Schnitten eine ausgesprochen tonige farbige Haltung geben. Für Kaiser Max lieferte der
Künstler die 92 nur in Probedrucken abgezogenen Ahnenbilder zur Genealogie des Hauses
Habsburg seit 1510, 13 Blatt zum Theuerdank, namentlich aber den Triumphzug des Kaisers
Max von 1516—1518. Burgkmairs Stärke lag weniger in der Bewältigung bewegter Dar-
stellungen — feierlich getragene Haltung gelang ihm besser; in der Erzählergabe,' in der
Schilderung dramatischer Szenen übertrafen ihn die geborenen Illustratoren Schäufelein
und Hans Sebald Beham. Zumal in den Blättern des „Triumphzuges“ enthüllt sich der ganze
Reichtum der festlich repräsentativen Kunst Burgkmairs. In nicht endenwollendem Zuge
 
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