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Burger, Fritz; Schmitz, Hermann; Beth, Ignaz; Burger, Fritz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]
Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance (Band 3): Oberdeutschland im 15./16. Jahrhundert — Berlin-Neubabelsberg: Akad.Verl.-Ges. Athenaion, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.61917#0209
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ENTWÜRFE FÜR GEFÄSSE. AMBROSIUS HOLBEIN

659

Frührenaissanceeinfassung, die Passion, hervorragend in der
Komposition und der Erzählung unter Beschränkung auf das
Wesentlichste — lehrreich für den monumentalen Oeist der
Renaissance im Vergleich mit Dürers Passionszyklen —; es
folgen eine Anzahl schwungvoller Wappenscheiben mit Lands-
knechten in Federhüten und geschlitzten Wämsern oder Fabel-
tieren als Wappenhalter. Die Renaissanceumrahmung und
Raumvertiefung wird durch Holbeins Vorbild seit den dreißiger
Jahren in der Schweizer Wappenscheibe allgemein verbreitet.
Daß die geschlossene, kraftvoll gedrängte Fassung der spät-
gotischen Schweizer Glasmalerei Urwüchsigeres und Stilge-
mäßeres in ihren Wappenscheiben geschaffen hat, ist aber nicht
zu leugnen. Mit Holbein beginnt die oben berührte fruchtbare
Blütezeit der Schweizer Renaissancekabinettscheibe, die in den
Züricher Glasmalern Bluntschli und Carl von Egeri ihre besten
Vertreter hat.
Holbein lieferte ferner eine nicht geringe Anzahl von
Entwürfen für kunstgewerbliche Arbeiten anderer Art, so
Becher und Pokale für Goldschmiede, von wundervoll klaren
und doch schwellenden Umrissen, Entwürfe für Schmuck, für
Dolchscheiden usw., mit köstlichen figürlichen Darstellungen
oder feinen Akanthus- und Arabeskenornamenten verziert.
Neben der lombardischen Ornamentik hat in England die
französisch-flandrische Einfluß auf ihn gewonnen, was z. B.
der mit dorisch-jonischen Doppelsäulen und Hermen versehene,
mit Rankenwerk über und über verzierte Kaminentwurf für
Heinrich VIII. beweist. Den prächtigen Riß für eine Uhr erhielt
der englische König nach des Künstlers Tode zum Geschenk.
Als Arbeiten für den Holzschnitt haben Holbeins Totentanz, das Totentanzalphabet und die Holzschnitte
zum Alten Testament den größten Ruhm erlangt. Auch in diesen kleinen Bildern ist die Fähigkeit Holbeins,
mit den wenigsten Strichen den Gehalt des Gegenstandes zu erschöpfen, zu bewundern. Einige Buchtitel
für den Holzschnitt zeichnete er im Auftrag von Baseler Verlegern. Von seinen Naturstudien heben wir
das Segelschiff, das Schaf und die Fledermaus hervor. Große Verdienste um die Würdigung des Lebens-
werkes Hans Holbeins hat sich in letzter Zeit Paul Ganz in Basel erworben. Von Holbeins älterem Bruder
Ambrosius, der mit ihm zugleich um 1515 nach Basel kam, ist in Abb. 175 eines seiner seltenen,
durch klare leuchtende Färbung ausgezeichneten Bildnisse wiedergeben. Sie sind meist in der Baseler
Sammlung.

175. Ambrosius Holbein: Bildnis des Malers
Hans Herbster, 1516. Basel, Öffentliche
Kunstsammlung
 
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