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Burger, Fritz; Schmitz, Hermann; Beth, Ignaz; Burger, Fritz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]
Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance (Band 3): Oberdeutschland im 15./16. Jahrhundert — Berlin-Neubabelsberg: Akad.Verl.-Ges. Athenaion, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.61917#0214
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ALBRECHT ALTDORFER

statt der Breu in Augsburg wurde nun
zu Wand- und Glasmalereien in den
bayerischen Herzogsschlössern in Lands-
hut und Neuburg herangezogen. Der
altbajuvarische Kunstgeist, der in den
Donaumeistern aufgeflackert war, ist um
1530—1540 erloschen.
Albrecht Altdorfer, geboren um 1484,
erwirbt im Jahre 1505 das Bürgerrecht in
Regensburg und wirkte hier bis 1538, dem Jahre
seines Todes. Als Mitglied des Rates und
städtischer Baumeister nahm er an den Ange-
legenheiten der Stadt Anteil, so an der Aus-
treibung der Juden und der Aufrichtung der
Wallfahrtskirche zur Schönen Maria an Stelle
der zerstörten Synagoge. Seine Bilder, vor-
nehmlich die der Frühzeit, sind von kleinerem
Format; der Zusammenhang seiner Malerei mit
der Kunst des Regensburger Buchmalers Furt-
meyr ist wahrscheinlich. Die früheren Werke
— um 1507—1518 —sind in einem gelblichen
bläßlichen Ton gehalten; später wird Altdorfer
bunter, härter und plastischer. Ein Lieblings-
thema ist die hl. Familie: Geburt Christi in einer
Ruine (Berlin; Abb. 176), Flucht nach Ägypten
1510, ebendort, Geburt Christi in Wien, Geburt
Mariens mit dem Engelkranz in einer gotischen
Kirche in Augsburg. Nächtlich verdüsterter
Himmel, Ruinengebäude von ungewiß krausen
Formen, geheimnisvoller Lichtschein erzeugen
zuweilen eine wunderbar weihnächtliche Stim-
mung. Auch den Passionsszenen gibt der Künst-
ler durch freie Komposition, durch Landschaft und Beleuchtung neuen Ausdruck: man betrachte die einsam
über einem Hügel emporragenden drei Kreuze mit den trauernd fortgehenden Frauen (Berlin), die von Wurzel-
und Flechtwerk umsponnene Felsengrotte mit der trauernden Magdalena auf der Rückseite des Münchener
Madonnenbildes, dessen Vorderseite die von musizierenden Engeln umgebene Madonna in farbigen Licht-
kreisen über einer Landschaft schwebend vorstellt. Das vollendetste an deutscher Landschaftsmalerei der
Zeit bieten die Hintergründe der Legende des hl. Quirin um 1520, die in Nürnberg, Siena und Augsburg
zerstreut ist. Schilf- und weidenumsäumte Flußufer, besonnte Berge mit weißschimmernden Burghäusern
im Hintergründe, weiße Wölkchen am blauen Himmel schwebend, das Ganze die lachende Heiterkeit der
Donaulandschaft spiegelnd. Der hl. Georg und die Landschaft in der Münchner Pinakothek atmen deutschen
Waldesduft (Abb. 177). Eine Reise durch das Donautal im Jahre 1511 hat das Landschaftsgefühl des
Meisters mächtig erweckt. Mehrere Zeichnungen von Donaulandschaften und Baumstudien geben davon
Zeugnis. Der krausbelebte Strich herrscht in den Zeichnungen wie in den Holzschnitten der Zeit. Weißgehöhte
Zeichnungen auf farbigem Papier sind häufig. Das Figürliche ist mit weichen zügigen Strichen leicht
ornamentalisiert gegeben. Christophorus, wilder Mann, Liebespaar im Ährenfelde, Landsknecht 1512 u. a.
Die gleichzeitigen Holzschnitte sind ebenfalls durch strichelnde Schraffur, lockeren Strich, durch Ruinen,
dichte Laubmassen, Ast-, Moos- und Flechtwerk gekennzeichnet. St. Georg im Kampf mit dem Drachen, Paris-
urteil, Enthauptung des Täufers 1512, Liebespaar usw-, auch einzelnes von Dürers Ehrenpforte für Kaiser
Max 1515. Im Kupferstich ist die Lichtbehandlung im malerischen Sinne durchgebildet. Madonna mit der
Sternenkrone 1504, Fortuna 1511, Landsknechte usw. Doch zeigt sich in dieser Gattung der Renaissanceeinfluß
am frühesten; italienische Niellen dienen als Vorlagen bei mythologischen und klassischen Kompositionen.

180. Wolf Huber: Federzeichnung. Dresden, Kupferstich-
kabinett
 
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