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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Luthmer, Kurt: Kloster Arnstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0057

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der Chorstühle, die früher die Stellc unter der Vierung einnahinen, gibt noch ein erhaltener
Teil mit eichenholzgeschnitzten Wangen rind Fratzenköpsen aus den Trennrrilgslehnen Zeugnis.

An Grabsteinen enthält die Kirche außer zwei der gotischen Periode entstannnendcn, die
mchr kostümgeschichtliches Znteresse haben, zwei der Renaissancezeit angehörige: die an der
Südwand ausgestellten Steine des Wilhelm von Stasfel, f 1530, und seiner Witwe Margarete
Wolsin von Sponhcim, f 1544, ausdrucksvolle Porträtsiguren in einem ornamentierten,
mit Ahnenwappen belegten Nahmen. Beachtenswcrt wegen ihrer der Frühgotik angehörenden
Einzelheiten sind auch zwei kleine Vorhallen der Südseite, die eine neben der Sakristei zum
Chor sührend, die andere neben dcm Westchor, mit einem reichen, dem 13. Fahrhundert
cntstammenden eiscrnen Türbeschlag.

Abb. 4l. Kloster Arnstem an der Lahn.

(Aufnahme der Kgl. preuß. Meßbildanstalt.)

Die Gründungsgeschichte des Klosters entrollt vor unsern Augen ein denkwürdiges Kultur-
bild aus dem 12. Zahrhundert. Sie erzählt uns von der Weltslucht eines mächtigen Dynasten
aus einein aufblühcnden, mit dem höchsten Adel dcs Landes verschwügerten Geschlechte, die
schon den Zeitgenossen so ungewöhnlich erschienen sein muß, daß fich bereits nach zwei Gene-
rationen um den Bcricht sagenhaste Züge ranken. Auf dem Fcls, der jetzt die Kirche trägt,
saßen um die Mitte des 11. Aahrhunderts die Vögte, die der Kaiser über den Einrichgau gesetzt
hatte, jenes große Gebiet, das von der Lahn südwärts bis zur Wisper und vom Rhein östlich
bis zum Taunus rcichte. Ein Gras Arnold hatte die Burg an der Mündung der Gelbach erbaut
und, wie der Lhronist sagt, nach seineni Namen Arnoldstein oder Arnstein genannt. (Ebenso
wahrscheinlich ist die Herleitung des Namens von der alten Bezeichnung der Gelbach, Auer-
bach, Aucrnstein). Schon der Enkel des Erbauers, Ludwig II., hatte die Macht seines Ge-
schlechts so erweitert, daß ihm die kaiserliche Gerichtsbarkeit über die linksrheinischen Städte
Oberwesel, St. Goar, Boppard und Koblenz übertragen wurde. Durch seine sieben Töchter,
 
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