Schloß Schwerin.
Von Bodo Ebhardt.
in verheerender Brand hat wiederum ein hochbedeutendes Baudenkmal schwer
geschädigt, wertvolle Teile desselben sogar vernichtet. Der mächtige Bau des
Schweriner Schlosses, der sich mit seinen fnnf Flügeln um einen geräumigen
Mittelhof gruppierch ist gerade in seinen bedeutendsten Bauteilen zum Teil zerstört
worden. Ilnlere Zlbbildungen geben den Grundritz des Schloises vor dem berühmten
Demmlerschen Ambau und den Grundritz vor dem Brande. Die Fassade des S6)losses zeigt Abbildung 17.
Die einzig schöne Lage gab dem eigenartigen Schlotz schon an sich einen höchsten künstlerischen Neiz.
Sie erklärt sich aus der ehemaligen Bestimmung dieses Fürstensitzes als Burg und später als bastioniertes
festes Schlotz. Gs war eine weise Tat des Grotzherzogs Friedrich Franz, datz er in Treue da weiter baute,
wo seine Väter aufgehört hatten, auch als er so ge-
niale und grotzartige Baugedanken zu verwirklichen
begann, datz sie einen anderen wohl einen völligen
Neubau auf neuem Platze hütten beginnen lassen.
Der letzte Rmbau, der dem Schlosse seine Er-
scheinung bis zu dem Feuer gegeben hat, wurde in
den Aahren 1843—57 unter dem kunstsinnigen Grotz-
herzog Friedrich Franz Friedrich II. anfangs von
Demmler, später von Stüler und Willebrandt aus-
geführt. Grundlegende Entwürfe lieferte autzerdem
schon im Fahre 1843 der berühmte Gottfried Semper.
Das Schweriner Schlotz war auch bereits vor dem
grotzen Umbau, der ihm auf der Vorderseite eine voll-
ständig neue Fassade in modernisierter französischer
Nenaissance verschaffte, ein reizvolles Baudenkmal.
Das 15., 16. und 17. Zahrhundert hatten sehr ab-
wechslungsreiche Bildungen, Giebel, Türme und Or-
namentik entstehen lassen, die auch zum Teil bei
Gelegenheit des Neubaues von 1843—57 erhalten
geblieben bzw. getreu wieder hergestellt sind. Der
Grundritz des Annern freilich hat damals eine durch-
greifende Veränderung gefunden, auch sind die statt-
lichenBastionen verschwunden, die dem altenSchwerinerSchlotz einen festungsähnlichenCharakter verliehen.
Es ist vielfach neuerdings in den Zeitungen behauptet worden, datz das Schweriner Schlotz eine
Kopie oder wenigstens eine ungesähre Nachbildung des Schlosses Lhambord in Frankreich sei. Das trifft
durchaus nicht zu; ganz abgesehen von dem vollständig anderen Grundritz sind auch Gesamtdisposition
und Details dem französischen Vorbilde doch nur entfernt verwandt. Die künstlerische Tätigkeit der am
Bau beteiligten Architekten wurde, wie das in jener Zeit und noch bis in die letzten Iahre des 19. Iahr-
hunderts durchweg der Fall war, nur äutzerlich von der Formenwelt des französischen Schlosses beein-
flutzt und das ist unbedingt ein Glück gewesen für den Wert der damals neu entstandenen Teile des
Schweriner Schlosses. Nun ist ein grotzer Teil des damals Erbauten auch wieder so stark beschädigt, datz
eine durchgreifende Wiederherstellung notwendig werden wird.
Das Feuer hat betroffen den Flügel rechts von dem heutigen Schlotzeingang, d. h. den Westflügel,
sodann den Südwestflügel und schlietzlich den zwischen beiden liegenden grotzen Treppenturm, während es,
wunderbarerweise, darf man sagen, gelang, die Ccktürme an der Autzenseite, die Amfassungsmauern
Abb.lö. Schloß Schwerin. Grundritz des jctzigen Schlosses.