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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 8
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Wenzel, Ernst: Die Burg Felsberg in Hessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0184
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170

dringend der tatkräftigen Unterstützung
seiner Landstände. Diese, namentlich
die hessischeRitterschast, versagten hier
völlig, so datz der Landgras, vom Nö-
tigsten entblötzt, verbittert und ver-
grämt, am 17.März1627 die Regie-
rung niederlegte. Die solgenden Iahre
brachten über Felsberg viel Elend und
Trübsal, da die Stadt insolge ihrer
Lage an der Straße von Kassel nach
Franksurt durch Truppenverschiebun-
gen empfindlich zu leiden hatte.

Im Iahre 1640 legten die Kaiser-
lichen den Teil der Stadt, welcher sich
damals am östlichen Abhang des
Schloßbergs ausdehnte, später aber
nicht wieder ausgebaut wurde, nebst
dem Deutschordenshaus und einem
Teil der Stadtkirche sowie einer Ka-
pelle in Asche. Anversehrt blieb bei
diesem Brand dagegen die noch ro-
manische Bauteile zeigende Friedhoss-
kapelle St. Iakobi.

Im folgenden Iahrhundert war
es die Zeit des siebenjährigen Krieges,
welche Felsberg wesentlich in Mit-
leidenschast zog. In denIahren1761
und 1762 haben die Verbündeten und
Franzosen in unmittelbarster Nähe
der Stadt häusiger einander gegen-
übergestanden, ja am 27. Iuli 1762
fand sogar ein blutiger Zusammen-
stotz beider Parteien statt; das von
den Franzosen besetzte Schloh wurde
von der Artillerie, 4 Haubitzen und
4 Sechspsünderkanonen der Gegner
beschossen und von den hessischen Iä-
gern zu Futz unter Major von Lin-
singen gestürmt. Die Beschietzung
hatte aus 800 bis 1000 Schritt be-




Abb. 140.

Burg Felsberg in Hessen.
Grundrisse des Bergfrieds.

gonnen, dabei waren die Geschütze
so geschickt ausgestellt, datz das Schlotz
noch vor Ablauf einer Stunde ge-
stürmt werden konnte. Die Be-
satzung — 10fsizier und 40 Mann —
mußte sich ergeben und wurde durch
15O hessische Iäger ersetzt. Noch heute
sind Kugelspuren deutlich am Mauer-
werk des Schlosses wahrnehmbar. Zu
dieser Zeit war das Schloh wohl noch
in bewohnbarem Zustand, wurde aber
nicht mehr vom Hofe benutzt. Schon
Landgraf Philipp legte im Schloß ein
Pulvermagazin an. Nach einem Ver-
zeichnis des Landgrafen Philipp vom
Iahre 1544 wurden damals im Schlotz
297TonnenPulver ausbewahrt. Auch
das nahegelegene Schloß Gudenberg
diente später gleichen Zwecken. Über
3 Iahrhunderte blieb das hessische
Pulvermagazin der Stadt Felsberg
erhalten, nicht eben zur grotzen
Freude der Einwohner, die in dessen
Vorhandensein nicht ohne Grund eine
starke Gesahr für ihre Behausungen
sahen. Erst als es im Iahre 1846 in
Felsberg wirklich gebrannt hatte, gab
die kursürstliche Negierung den Bitten
der Einwohner nach und lieh die noch
vorhandenen Vorräte durch eine Ar-
tillerieabteilung unter dem nachma-
ligen preußischen General Bauer nach
Kassel übersühren. Das sogenannte
Pulverhaus erinnert noch mit seinem
Namen an die letzte Benutzung des
Schlosses. Es steht auch heute noch
unter Dach, während von allen an-
deren Bauten Dächer und Holzwerk
verschwunden sind.

Wie kaum eine zweite Burg
Die Abbildungen von Wilhelm Schesser

Hessens ist diese Burg mit leichten Mitteln wiederherzustellen.
genannt Dilich, Merian und Meißner zeigen, datz von der Burg nur wenig zerstört ist.
 
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