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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 7
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Ritter, Hermann: Burg Rheinfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0151

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sich deshalb auf Anregung des Mainzer Bürgers Arnold Walpoden 1247 zu einem Bunde zusammen,
dem nach einigen Iahren bereits 70 Städte darunter auch nichtrheinische, wie Aachen, Münster und
Bremen angehörten. Mit einem siegreichen Kampfe gegen diesen gewaltigen Städtebund beginnt des
Nheinfels jahrhundertelange Glorienzeit. Graf Diether erhöhte 1255 tatsächlich den Nheinzoll, und so
rüstete sich der Bund nach vergeblicher Beschwerde bei König Wilhelm noch in demselben Fahre zur Be-
rennung und Niederlegung der lästigen Feste. Mit 8000 Fuhknechten, 1000 Neitern und 50 bewaffneten
Schiffen griff er Nheinfels und St. Goar von der Land- und der Nheinseite an. Ein Iahr und 14 Wochen
dauerte die Belagerung; 40 Stürme wurden unternommen und abgeschlagen. Dann zogen die Städter
unter großen Verlusten und allgemeinem Spott und Schimpf wieder ab.

--i Was ihnen nicht gelang, versuchten ebenso vergeblich nacheinander zwei Grafen von Nassau. Der lehte
derselben, Graf Wallrab, lietz bei einer Belagerung 1322 sein Leben. Ähnliche vergebliche Versuche, Stadt
und Festung zu nehmen, mögen im 14. und 15. Iahrhundert noch häufiger vorgekommen sein. Die Grafen
von Kahenellnbogen satzen unangreifbar auf dem Rheinfels, der sreilich ihnen auch in seiner Eigenschaft
als Zollwächter den dauernden Eingang der reichen Mittel verbürgte, die zu allen Zeiten für erfolgreiche
Kriegssührung unerlätzlich waren. Sie wurden immer reicher und mächtiger, waren im 14. Iahrhundert
bereits im Besitz der sog. Ober- und Niedergrafschast Herren eines großen Teiles des späteren Herzogtums
Nassau und späteren Großherzogtums Hessen-Darmstadt und standen 1422 in der ersten bekannten Neichs-
matrikel unter den vielen Grafen des Deutschen Reiches als dritthöchste im Anschlag.

Mit dem Tode des mächtigsten Grafen von Katzenellnbogen, Philipp, starb 1479 das Geschlecht aus,
und sämtliche Besihungen fielen an dessen Schwiegersohn, den Landgrafen Heinrich V. von Hessen.
Andere Erbberechtigte, die sich meldeten, konnten aus der allzeit wohlgesüllten Kasse des ausgestorbenen
Geschlechtes befriedigt werden, so datz der ganze Besitz an die hessische Linie überging. Zwar konnten
die Landgrafen die Erneuerung der vom Neich herrührenden Zölle von dem ihnen abgeneigten Kaiser
Friedrich III. nicht erlangen, doch ließ Kaiser Max in diesem Falle, wie in so manchem anderen, mit
sich reden, so datz die Erneuerung durch Urkunde vom 8. Dezember 1493 erfolgte.

Landgraf Philipp der Großmütige verteilte in seinem berühmten, 1567 eröffneten Testamente die
hessischen Länder unter seine vier Söhne. Die Niedergrasschaft mit der Nesidenz Nheinfels erhielt Land-
graf Philipp II., der hier 1567 seine leider nur bis zum Iahre 1583 währende Negierung antrat. Denn
dieser Philipp war ein gütiger und dabei lustiger Herr, wie ihn der Nheinländer liebt. Er feierte mit seinen
Antertanen die Feste, wie sie fielen, hatte allezeit eine offene Hand, und den Becher verstand er zu
schwingen wie ein Schützenbruder in dem allzeit wein- und gastfrohen SL. Goar, in dem allein schon
der ehrwürdige Hans-, Hals- oder Burschbandorden für eine Kette fortlaufender Ergötzlichkeiten sorgte.
Man glaubt, lustiges Lachen und Gläserklingen zu hören, wenn man sich im Geiste in jene Tage versenkt,
in denen überhaupt das alte deutsche Reich in üppigem Behagen, buntesten Farben und im lehten Schmucke
aller Blüten verflossener Poesie und Romantik erscheint.

Der gute Philipp hinterlietz keine Erben, aber beträchtliche Schulden, die er beim Ausbau des Nhein-
fels zu einer modernen Festung gemacht hatte und deren Druck das besitzergreisende Haus Hessen-Kassel
die Antertanen der sogen. Niedergrafschaft merklich spüren lietz. Zu diesen Verdrießlichkeiten kamen bald
böse kriegerische Abenteuer. Hessen-Darmstadt, das mit Hessen-Kassel infolge des Marburger Sukzessions-
streites verfeindet war und vom Kaiser unterstüht wurde, verlangte Nheinfels mit Zubehör und suchte sich
1621 durch Überrumpelung in den Besitz der jetzt bis auf die Hunsrückhöhen ausgedehnten starken Festung
zu setzen. Der Versuch mißlang. Als aber in Wien 1623 der Streit um die Marburger Erbschaft offiziell
zugunsten von Hessen-Darmstadt entschieden worden war, rückte im Iuli 1626 in Gestalt von 8000 Mann
kaiserlicher Exekutionstruppen ein gewaltiges Ungewitter gegen die Sperrfeste auf beiden Afern des
Rheines heran.

Die Geschichte der 33 tägigen Belagerung, eines det bedeutendsten kriegerischen Ereignisse, die der
Rheinstrom überhaupt sah, kann nur in einer besonderen Abhandlung eingehend gewürdigt werden.
Nach einem heldenmütigen Widerstande, der besonders den Nheinfels und Kah bestürmenden spani-
schen Negimentern des zum Schlutz tödlich verwundeten Generals Verdugo die grötzten Verluste zufügte,
 
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