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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 7
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Doering, Oskar: Verkünder der Schönheit deutscher Lande, 6, Paul Hen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0081

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67


der Burgwart

Zeitung üerDeremigung Zue Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Voüo Ebharöt, Architekt, Berlin-Grunewal-
Burgverlag, G.m.b.h., Berlin-Srunewalö

lY.Zahrg.

der Burgwart erscheint achtmal jährl. Bezugspreis 1S,50Mk. jährl. Mitglieder der Vereinigung zur Er-
haltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährl.) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins lsaus

Nr. 7.


erkünder der Schönheit deutscher Lande.
6. Paul Hey.
Von Dr. Oscar Döring.
^teht es denn wahrlich so arg um die Welt? Kennt sie nichts mehr als Blut und
^Streit und hat rechte und echte Freude vergessen? Ast sie in Wirklichkeit nieder-
gesunken zu den dumpfen, sumpfigen Tiefen öden Stoff- und Genußlebens und sehnt
sich nach Frieden, nur um solchem Leben um so fauler und zweckloser sich hingeben zu
können? Keine Genesung mehr, kein Aufschwung, keine Zuversicht, keine Sehnsucht
mehr nach Rückkehr zur Schönheit, Ruhe und Klarheit des Herzens? Kein Gedanke
daran, daß in allem Irdischen und Vergänglichen Ewigkeit lebt und wirkt, der es
Form und Gedeihen und seines Bestehens Wert und Bedeutung verdankt? Das alles
sind Gedanken, die sich mit schmerzhafter Gewalt ausdrängen. Das alles Fragen, aus die so viele nur die
Antwort der Mutlosigkeit geben zu können vermeinen. Und doch: Unrecht haben sie, Unrecht, Gottlob!
Und ist's ein Deutscher, der so verzagt daherredet, so hat er vollends vielfältiges Unrecht. Denn er muß
doch sehen, und alles um ihn her zeigt es ihm, daß deutsche Art weiterlebt, das heißt mit anderen Worten, daß
Frömmigkeit, Treue, Glauben an Gott und alles Gute, Einfachheit, Kindersinn, Kraft und Gesundheit des Leibes
und der Seele nicht untergehen. Denn ein abgestorbener Baum trägt keine Blüten. Am lebendigen Stamme
aber lockt der Frühling die fröhliche Pracht hervor. Darum weil der deutsche Stamm gesund ist, trägt er auch
immer noch Früchte nach alter guter Art, und das brauchen wir doch nur zu beachten, um aus alle jene schwer-
wiegenden Fragen beruhigende Antwort zu erhalten.
Wir haben auch noch eine deutsche Kunst von echter Art, von keinem „ismus" angekränkelt, gesund, freudig
und freudespendend. Und sind auch nur wenige Künstler da, die sie uns bieten, so sind sie doch immerhin da, und
in ihrem Schassen lebt und blüht alles, was deutsch und treu, echt und schön und unserem Herzen teuer ist. Ein
solcher, der unser Vertrauen aufrecht erhalten hilft, ist Paul Hey.
Sein bisheriges Leben ist bald erzählt. Am 19. Oktober 1867 ist er zu München geboren. In der Zsarstadt
hat er fast immer gelebt, daselbst das Gymnasium absolviert, hat auch an der dortigen Akademie bei Raupp,
Löfftz und Herterich seine Kunststudien betrieben. Seinem Fleiße und seiner Begabung ward als erster Erfolg
ein Reisestipendium zuteil. Er sah England, Schottland, Italien, Griechenland und Ägypten. Die fremden
Landschaften, zumal jene des Südens, vermochten den jungen Künstler wohl anzuregen, aber seine von Anfang
an gefestigte, in sich abgeschlossene Auffassung beeinflußten sie nicht. Alle seine Liebe und Begeisterung gehörte
der Heimat. Weniger jenen Gegenden, die mit gewaltigen Eindrücken brandenden Meeres oder in den Himmel
ragender Schneeberge die Gemüter erschüttern, als die sanften, friedlichen, lyrischen Gebiete Mitteldeutschlands,
zumal Frankens, von wo Hey's Vater gebürtig war und für das der Künstler daher eine angestammte Neigung
besitzt. Aber auch die Poesie Württembergs lockte ihn und im Norden der stille Zauber der Heide. Seit sieben
Jahren wohnt Hey mit den Seinigen in dem unfern von München gelegenen Gauting, wo er ein freundliches
Heim sein eigen nennt. Auch das ist kennzeichnend für ihn, daß er gerade diese Gegend sich auserwählt hat, den
Ort, der so anmutig im Tal und auf den Ilferrändern der Würm liegt, und um den her eine sanfte, waldige Land-
schaft von stillem Reichtum sich ausdehnt,' Eichendorff hätte seine Freude an ihr haben müssen. Mit dem Zauber
der Lyrik dieses Sängers umfangen uns auch Paul Hey's Werke. Da ist nichts Gewaltsames, kein Sturm auf-
gewühlter Leidenschaft. Mild und freundlich, behaglich und recht in tiefer Seele wohltuend sind die Heyschen
Landschaften, seine Bilder aus alten deutschen Städtlein, seine herzigen Figuren und Szenen. Nirgend äußer-
 
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