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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 1/2
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Feger, Alfons: Liechtenstein, das Fürstenhaus und Fürstentum: Vortrag, gehalten auf Schloß Vaduz anläßlich des Besuches der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen am 14. Juni 1925
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Maschler, Josef: Die Burgen in der Umgebung von Landeck: Vortrag, gehalten von Josef Maschler, Bezirksschulinspektor i.R., am 12. Juni 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0035
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mit vollen! Verständnis für die religiöse und künstlerische Bedeutung der Gotteshäuser für das Volk scheut er vor
keinen noch so hohen Kosten zurück für die Errichtung und Restaurierung würdiger Kirchen und ist mit hochherzigem
Kunstsinn auf die stilgemäße Erhaltung seiner zahlreichen Schlösser und Burgen bedacht. Erwähnt sei hier einzig
die Wiederherstellung des Wahrzeichens unseres Landes, des Schlosses Vaduz. Obwohl Brennpunkt der geschicht-
lichen Vergangenheit des Fürstentums, drohte das Schloß dem Zerfalle ausgeliefert zu werden, dem es nunmehr
durch eine in mehr als zehnjähriger Arbeit erfolgte Restaurierung entrissen ist. Nach dem ursprünglichen Grund-
charakter hergestellt, ausgestattet mit prachtvollen Waffensammlungen, bildet die in mittelalterlicher Herrlichkeit er-
standene Burg für alle Zeiten ein monumentales Denkmal von: Kunstsinn und der pietätvollen Verehrung entschwun-
dener Jahrhunderte seines hohen Besitzers. Ein leuchtender Charakterzug unseres erlauchten Landessürsten ist sein
hervorragender humanitärer Sinn, die Einkünfte seiner ausgedehnten Besitzungen verwendet er in reichstem Maße
zur Linderung des Loses der Armen und Notleidenden. Seinem Fürstentums hat sich der Fürst stets als ein wahrer
„Vater des Vaterlandes" erwiesen, das früher in ärmlichen Verhältnissen gestandene Land hat unter seiner Regierung
einen größeren Aufschwung genommen als in Hunderten von Jahren vorher. Eine nur flüchtige Andeutung nach
dieser Richtung würde den Rahmen dieses Vortrages weit überschreiten. Mit unwandelbarer Treue ist aber auch
das Liechtensteiner Volk seinem erlauchten Herrscherhause zugetan und die Tage des großen Umsturzes vermochten
an seiner fürstentreuen Gesinnung nichts zu ändern. In dankbarer Verehrung blicken wir Liechtensteiner zur Person
unseres regierenden Fürsten empor, zu unserm weisen und gütigen Regenten, ehrwürdig im Silberglanz seiner
85 Jahre! Fürst Johann ist der edle Nachkomme eines Hauses, das in seiner langen Geschichte die Ideale der Vater-
landsliebe, der Kunst und Charitas auf sein makelloses Banner geschrieben, getreu seinem Wahlspruche: Klar und
fest! Jene Ideale, die zwar heute vielfach vor einem unfruchtbaren Kosmopolitentum und öden Materialismus
verbleichen, die um desto Heller aber bei allen für die unvergänglichen Kulturgüter begeisterten Menschen fortstrahlen.
Denn, um mit einem Worte Schillers zu schließen, Götter und Menschen vergehen, Gott und die Menschheit aber
vergehen niemals!

Die Burgen in der Umgebung von Landeck.
Vortrag, gehalten von Josef Maschler, Bezirksschulknspektor i. R., am 12. Zun: 1925.
e an schönen landschaftlichen Bildern so reiche Gegend von Landeck schmücken auch sieben, noch aus der
Zeit des Mittelalters stammende Burgen, nämlich: Wiesberg, Schrofenstein, Kronburg, Landeck,
Bidenegg, Bäreneck und Laudeck. Von diesen ist das Schloß Wiesberg renoviert, das Schloß Landeck
noch gut erhalten, von Biedeneck sind jedoch nur mehr einige Räume im Erdgeschosse bewohnbar. Die
übrigen Schlösser sind Ruinen. Mit Genuß verweilt der Wanderer bei diesen von Geschichte und Sage
Stätten und träumt von längst vergangenen Zeiten, wo einst der Ritter Hornsignale klangen, im Kampfe
die Schwerter klirrten, die Streitrosse stampften und im Sonnenscheine Schilde und Panzer glänzten. Die folgende
kurze Geschichte dieser Schlösser wurde nach den im Anhänge dieses Aufsatzes genannten, vielleicht nicht in allen
Punkten ganz verläßlichen Quellen zusammengestellt und soll nur das Wichtigste über die erwähnten Burgen bieten.
I. Schloß Wiesberg.
Auf einer vorspringenden waldigen Felsenanhöhe am Eingänge in das Paznauntal, hart oberhalb der welt-
berühmten Trisannabrücke, die den ganzen Eingang in das Paznauntal in schwindelnder Höhe überspannt, steht, die
Talschlucht der Trisanna und Rosanna beherrschend, wie eine Schildwache das Schloß Wiesberg. Hat es auch durch
den im Jahre 1831 erfolgten Einsturz der Ringmauer an der Nordseite, welche der dem Felsen abgerungenen Straße
in das Stanzertal zugekehrt ist, etwas von seinem mittelalterlichen Ansehen verloren, so ist es immer noch eine statt-
liche Burg, die den Blick eines jeden Wanderers fesselt.
Dieses Schloß, zur Gemeinde Pians und zum Seelsorgesprengel Tobadill gehörend, ist wahrscheinlich um das Jahr
1000 erbaut worden, wird zuerst in Urkunden aus dem 13. Jahrhundert erwähnt und war Eigentum der Bischöfe von
Chur, die damals mehrere Schlösser und Herrschaften in Tirol besaßen. Als ersten Lehenträger finden wir im Verlaufe
des l3. Jahrhunderts die Edlen von Ramüß, deren Stammschloß im Engadin in der Gemeinde gleichen Namens stand.
Später, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelangte Wiesberg in das Eigentum der Grafen von Rotten-
burg, die als mächtiges und reiches Adelsgeschlecht auf ihrem Stammschlosse Rottenburg am Eingänge in das Zillertal
hausten. Eine Urkunde, wann und wie das Schloß von den Ramüssern an die Rottenburger überging, ist nicht vor-
handen. Heinrich von Rottenburg trat in seinem Übermute in offener Fehde gegen den damaligen Landesfürsten
Herzog Friedrich IV. „mit der leeren Tasche" auf, wurde dann von diesem geschlagen und gefangen genommen und
mußte die meisten seiner Schlösser, darunter auch Wiesberg, im Jahre 1411 an den Herzog abtreten, der einige Jahre
darauf (1418) dasselbe an Elisabeth von Westernach, Gemahlin des Ritters Hans Stüber, um den Preis von 1800 Gul-
den verpfändete.


umwobenen
 
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